Das Labyrinth des Maal Dweb
Foulah-Sprache und in der Tat abwich von der eines jeden heidnischen Stammes, dem ich bisher in Adamawa begegnet war. Doch manche Vokabeln foppten mich mit einem ganz unbestimmten Gefühl der Vertrautheit, obschon ich dieselben im Augenblick weder bestimmen noch einordnen konnte.
Ich sprach die beiden Frauen in dem spärlichen Foulah an, das mir bekannt war, und fragte, ob sie dem Azombeii-Stamm angehörten. Sie lächelten und nickten beim Erkennen des Wortes und gaben mir Zeichen, ich solle ihnen nachfolgen.
Die Sonne war jetzt über den Horizont gesprungen, und intensive und goldene Strahlen erfüllten den Wald, als die Frauen mich vom Flussufer fort und einen gewundenen Pfad zwischen gigantischen Baobabs hindurch entlanggeleiteten. Mit einer feierlichen und mühelosen Anmut schritten sie vor mir her. Die Anführerin schaute dann und wann über die wohlgeformte Schulter zurück zu mir, und sie lächelte mit einer entgegenkommenden Krümmung ihrer vollen Lippen und einem köstlichen Senken ihrer wohlgeformten Lider, was eine Spur schlichter Koketterie an sich hatte.
Ich folgte ihr, halb überwältigt von Emotionen, die gänzlich neu für mich waren – durch die ersten Pulsschläge eines zunehmenden Fiebers der Sinne und des Verstandes, das Rühren unbekannter Wissbegierden, die leichte Schwäche der rauschhaften Wonne einer Bezirzung. Ich fühlte mich, als ob die uralte Anziehungskraft Afrikas übergangslos für mich in menschlicher Gestalt verkörpert worden sei.
Der Wald lichtete sich mehr und mehr, und wir gelangten zu bebauten Feldern und sodann zu einem Dorf aus Lehmhütten. Meine schwarzen Führerinnen wiesen auf das Dorf, wobei sie erneut den Begriff azombeii verwendeten, was, wie ich später erfuhr, der Name des größten Ortes wie auch des gesamten Distrikts war.
In dem Ort wimmelte es von Negern, von denen viele, männlich wie weiblich, klar geschnittene Gesichtszüge aufwiesen, die unerklärlich ans Klassische erinnerten und jenen der beiden Frauen ähnlich sahen. Ihre Hautfarbe variierte vom dunkelsten Ebenholzschwarz bis hin zu einem fahlen, matten Kupferbraun. Viele von ihnen drängelten sich sogleich um uns, musterten mich mit befremdlicher Neugier und machten Zeichen des Gehorsams und der Ehrerbietung vor meiner venushaften Begleiterin. Es wurde deutlich, dass sie eine hohe Stellung innehatte, und ich fragte mich nicht zum ersten Male, ob es sich um jene Frau handeln mochte, von der die Foulahs gesprochen hatten – die Herrscherin der Azombeii und die lebendige Vizeregentin der Göttin Wanaôs.
Ich versuchte mich mit den Eingeborenen zu unterhalten, vermochte mich jedoch nicht verständlich zu machen, bis ein alter Mann mit kahlem Kopfe und einem zottigen Saum von grauem Bart vortrat und mich in gebrochenem Englisch willkommen hieß. Er, so wollte es scheinen, war in seiner Jugend weit hinausgereist bis nach Nigeria. Kein anderer seines Volkes hatte jemals mehr als ein paar Kilometer über die Grenzen des eigenen Territoriums hinaus zurückgelegt, und offensichtlich unterhielt der Stamm wenig Verbindung zur Außenwelt, weder zu Negern noch zu Weißen.
Der alte Mann schien sehr umgänglich und gab sich beredt, da er offenbar Vergnügen empfand an einer Gelegenheit, seine Beherrschung einer fremden Sprache zur Schau zu stellen. Und so war es kaum vonnöten, ihn auszufragen, denn er fing augenblicklich an, die Information, die ich begehrte, ganz von selbst zu geben. Sein Volk, so verkündete er, sei sehr froh, mich zu sehen, denn es stünde Weißen sehr freundschaftlich gegenüber, wiewohl es keinerlei Umgang mit den moslemischen Negern von Adamawa pflege. Auch, fuhr er zu sprechen fort, war offenkundig, dass ich die Gunst und den Schutz der Göttin Wanaôs gewonnen habe, da ich unter Führung von Mybaloë, ihrer geliebten Herrscherin, in welcher der Geist der Göttin wohnte, bei ihnen erschienen sei. Hierbei machte er eine unterwürfige Verbeugung in Richtung meiner hübschen Führerin, welche lächelte und einige Sätze an ihn richtete, die er hierauf übersetzte, indem er sagte, Mybaloë habe mir eine Einladung entboten, als ihr Gast in Azombeii zu verweilen.
Ich hatte beabsichtigt, die Angelegenheit der Mietung von Trägern oder des Anheuerns von Bootsleuten zur Fortsetzung meiner Reise auf dem Benuwe sofort zur Sprache zu bringen. Über diese Einladung jedoch und den süßen, versonnenen, fast flehenden Blick, den Mybaloë hierbei auf mich richtete, während ihre Worte übertragen wurden,
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