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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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irgendetwas, das zu bezeichnen mir erlaubt wäre. Es machte die Aufgabe des Leichenbestatters und der Sargträger außergewöhnlich leicht … Als Marsdens Ende kam, dankte ich Gott für die verspätete Gnade des Todes. Ich fühlte mich vollständig ausgelaugt, und erst nach dem Begräbnis brachte ich genug Energie und Entschlossenheit auf, den Bericht von Marsden zu lesen.
    Das Manuskript war deutlich geschrieben, mit einer feinen, katzengeschmeidigen Schrift, obgleich sie gegen Ende Anzeichen von Erschöpfung und Ruhelosigkeit verriet. Ich gebe diesen Bericht im Folgenden ohne Freiheiten der Abkürzung oder Ausweitung wieder:
    Ich, Julius Marsden, habe mein Lebtag lang die unbeschreibliche Sehnsucht nach dem Fernen und Unbekannten durchlebt. Selbst die bloßen Namen von weit entlegenen Orten, von antipodischen Meeren und Kontinenten und Inseln habe ich geliebt. Doch habe ich in keinem anderen Wort auch nur ein bisschen des Zaubers verspürt, der schon seit meinen Kindertagen in den drei Silben des Wortes Afrika geborgen lag. Sie haben für mich wie durch einen Zauberbann die reine Quintessenz alles Geheimnisvollen heraufbeschworen, alles Romantischen, und kein Frauenname hätte mir geschätzter oder beredsamer vor Entzücken und Verlocken sein können, denn der Name dieses dunklen Kontinents.
    Dank einer glücklichen Fügung, die – ach! – nicht ausnahmslos für die Erfüllung unserer Träume sorgt, hatten meine 22 Monate des Aufenthalts in Marokko, Tunesien, Ägypten, Sansibar, Senegal, Dahomey und Nigeria mich in keiner Weise enttäuscht, denn die Wirklichkeit erschien mir verblüffender als meine Vision. Im heißen und schweren Azur der Himmel, inmitten der großen Wüstensandebenen und der üppigen Dschungel, auf den langen und gewaltigen Flüssen, die sich durch Landschaften unglaublicher Vielfalt ringeln, fand ich etwas, welches mit meinem Geist zutiefst kongenial war. Ein Reich, in dem meine ungewöhnlichsten Träume mit einem Gefühl der Freiheit lebten und sich entfalten konnten – etwas, das anderswo niemals erreichbar schien.
    Zum Ende des 22. Monats meines Aufenthalts hin bereiste ich die oberen Gegenden des Benuwe-Stromes, des großen östlichen Nebenflusses des Niger. Mein direktes Ziel war der Tschad-See, mit dessen Zuflüssen der Benuwe mittels eines Hochlandsumpfes verbunden ist. Ich hatte Yollah mit mehreren Mann Bootsbesatzung vom Foulah-Stamm, einem Volk von schwarzen Mohammedanern, verlassen, und wir hatten nunmehr den Ostabsturz des Alantika-Bergs umrundet – diese ungeheure Granitmasse, die 2800 Meter aus den fruchtbaren Ebenen von Adamawa emporragt.
    Es war ein malerisches und schönes Land, durch das wir zogen. Vereinzelt gab es Dörfer zu sehen, umgeben von Durra-Feldern, Baumwoll-Yams und großen Flächen mit wildem, üppigem Wald, dazu Baobabs, Bananen, Deleb-Palmen, Pandanen und Plaintains, hinter denen sich die mit Türmen und Zinnen versehenen bizarren Gipfel zerklüfteter niedriger Berge und fantastisch geformter Klippen reckten.
    Gegen Sonnenuntergang hatte sich der Atlantik über den grünen Wogen des Urwalds zu einem bläulichen Flecken in der Ferne verändert. Und als wir mit unseren beiden kleinen Kähnen weiterfuhren – der eine hauptsächlich mit meiner Habe beladen –, beobachtete ich, dass meine Bootsleute sich untereinander mit leisen Stimmen unterhielten, und bekam eine häufige Wiederholung des Wortes ›Azombeii‹ mit, immerfort und mit einem Unterton der Furcht und der Warnung versehen.
    Ich hatte bereits ein wenig von der Foulah-Sprache aufgeschnappt, und einer der Bootsleute, ein hochgewachsener Bursche mit ebenmäßigen Zügen, eher bronzefarben als schwarz, beherrschte gebrochen Deutsch, bunt durchsetzt mit ein paar Brocken Englisch. Ihn fragte ich hinsichtlich der Bedeutung ihrer Unterhaltung und erfuhr so, dass Azombeii der Name des Distrikts war, welchem wir uns näherten. Er erklärte, die Gegend sei von einem heidnischen Stamm von ungewöhnlicher Grausamkeit bewohnt, den man noch verdächtige, Kannibalismus und Menschenopfer zu betreiben.
    Dieses Volk war niemals richtig unterworfen worden, weder von den mohammedanischen Eroberern des Landes noch von der heutigen deutschen Verwaltung, und so lebte es ganz für sich allein auf seine eigene urwelthafte Art und betete eine Göttin namens Wanaôs an – eine Göttin, die den anderen heidnischen Stämmen von Adamawa, die allesamt Fetischisten sind, gänzlich unbekannt war. Besonders feindselig verhielten sie

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