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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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fingen an, eine Sprache zu sprechen, welche die Übersetzung des alten Nygaza nicht mehr erforderlich machte. Mit der einzigen Ausnahme von Mergawe schien niemand unsere beiderseitige Verliebtheit mit etwas anderem denn Billigung zu betrachten.
    Kurz darauf nahte die Zeit der Abendrituale, und Mybaloë entschuldigte sich, indem sie mir zuhauchte, sie werde mich später im Tempel treffen. Die Versammlung löste sich auf, und Nygaza führte mich durch das nächtliche Dorf, in dem Gruppen von Leuten im Freien um die Feuer herum schmausten und zechten. Wir drangen in den Dschungel vor, erfüllt von Stimmen und huschenden, schattenhaften Gestalten, allesamt unterwegs zum Tempel der Wanaôs.
    Ich hatte keine Vorstellung, wie der Tempel sein würde, obschon ich irgendwie nicht das übliche afrikanische Fetisch-Haus erwartete. Zu meiner Überraschung erwies er sich jedoch als eine gigantische Höhle in einem Berg hinter dem Dorf. Sie war durch zahlreiche Fackeln erhellt und von den Anbetern überfüllt. Am hinteren Ende des riesigen Raumes, dessen hohes Gewölbe dunkel war von undurchdringlichen Schatten, stand auf einer natürlichen Empore ein Abbild der Wanaôs, geschnitzt aus dem üblichen schwarzen Holz eines Baumes, welcher heimisch ist in Azombeii. Das Standbild erschien mir ein wenig mehr als lebensgroß.
    Daneben saß auf einem hölzernen Sitz, der leicht eine zweite Person hätte beherbergen können, Mybaloë, statuenhaft und reglos wie die Göttin selbst. Wohlriechende Blätter und Gräser brannten auf einem niedrigen Altar, und in der Dunkelheit hinter der Göttin und ihrer sterblichen Vizeregentin wurden Tam-Tams geschlagen – mit delirischer Beständigkeit, regelmäßig wie das Pochen schwülstiger Pulse. Die Priester, Priesterinnen und Anhänger waren allesamt nackt, bis auf das kleine Rechteck aus Stoff, ähnlich jenem, das von Mybaloë getragen wurde, und ihre Körper glänzten wie poliertes Metall im wild flackernden Schein der Fackeln. Alle sangen sie eine feierliche, monotone Litanei, und alle schwankten sie in den langsamen Bewegungen eines hieratischen Tanzes, wobei sie ihre Arme gen Wanaôs erhoben, wie um ihre Gunst zu erflehen.
    Etwas unleugbar Eindrucksvolles umgab dies alles, und wie durch Ansteckung begann eine bizarre Erregung mich zu durchdringen, und etwas jener von den Anhängern empfundenen heiligen Inbrunst fand seinen Weg auch in mein eigenes Blut. Fest hatte ich meine Augen auf Mybaloë gerichtet, die in einer echten Trance gefangen schien, unbewusst und unachtsam gegen alles rings um sie her, und ich – ich spürte das Wiederaufleben atavistischer Impulse, barbarischer Leidenschaften und des Aberglaubens, welche in unterirdischen Tiefen des Seins latent geborgen sind. Ich erfuhr die Eingebungen einer wilden Hysterie, einer zugleich animalischen wie religiösen Lust.
    Der alte Dolmetscher, der in der Menge verschwunden war, kehrte jetzt wieder an meine Seite zurück und raunte mir zu, Mybaloë habe darum gebeten, ich möge nach vorne, zu ihrem Thronstuhl kommen. Wie sie diese Bitte mitzuteilen vermochte, vermag ich mir nicht vorzustellen, denn gewiss hatten sich ihre Lippen nie geöffnet unter meiner aufmerksamen und leidenschaftlichen Betrachtung. Die Anhänger machten mir Platz, und ich stand vor ihr, fast von einer Art Ehrfurcht wie auch vor rasendem Verlangen erschauernd, da ich ihrem Blicke begegnete, der von der feierlichen Besessenheit durch die Liebesgottheit erfüllt war! Sie bedeutete mir, mich neben ihr niederzulassen. Durch diesen Akt, so erfuhr ich späterhin, erwählte sie mich vor aller Welt als ihren Gemahl, und ich wurde, indem ich diese Einladung annahm, ihr offizieller Geliebter.
    Als sei meine Inthronisierung ein Signal gewesen, nahmen die Zeremonien jetzt eine neue Erregtheit an, mit einem orgienhaften Trend, auf den ich nur hinzuweisen vermag. Es wurden Dinge getan, bei welchen Tiberius errötet wäre: Elephantis selbst hätte mehr als ein Geheimnis von diesen Wilden erfahren können. Die Höhle selbst wurde zu einer Szenerie wahlloser Ausgelassenheit und die Göttin und ihre Vertreterin schienen gleichermaßen vergessen bei der Ausübung von Riten, die zweifellos angemessen waren, wenn man die Natur der Wanaôs in Betracht zog, auch wenn sie von einem zivilisierten Standpunkt aus betrachtet stark ungehörig waren.
    Währenddessen bewahrte Mybaloë eine vollkommene Regungslosigkeit, mit offenen Augen, die Lider so unbeweglich wie jene der Statue. Schließlich erhob

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