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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Gestalt verschwunden.
    Jeb versuchte, sich einzureden, dass da nie etwas gewesen war. Vorsichtig erhob er sich und stieg die Böschung wieder hinauf. Und plötzlich spürte er es. Es prickelte in seinem Rücken. Jemand beobachtete ihn. In einer schnellen Bewegung drehte er sich um.
    Deutlich auszumachen, zwischen den Bäumen stand ein kleiner Junge. Vielleicht zehn Jahre alt. Schwarze, verfilzte Haare fielen auf nackte, schmale Schultern herab. Kleine Federn und Rindenstücke waren darin eingeflochten. Der Junge war bis auf einen ledernen Lendenschutz nackt. Bronzefarbene Haut, ein knochiger Brustkorb und eckige Schultern ließen ihn so dürr wie einen vertrockneten Ast aussehen. Jeb starrte ihn an und der Junge erwiderte diesen Blick aus nachtschwarzen Augen.
    Wer ist das? Was macht der Junge hier?
    Irgendwie hatte er geglaubt, dass es in dieser verlassenen Umgebung außer ihnen keine Menschen gab.
    Was sollte er jetzt tun? Vielleicht würde er sie zu anderen Menschen bringen, die Jenna und ihm helfen konnten. Vielleicht wussten sie etwas über das Labyrinth und die Tore, die sie erreichen mussten, vielleicht kannten sie Wege und Abkürzungen. Menschen bedeuteten Nahrung und Schutz, falls sie ihnen freundlich gesinnt waren.
    Ja, falls…
    Vielleicht war dieser Junge aber auch das erste Anzeichen von Gefahr. Es war durchaus möglich, dass er selbst als Bedrohung wahrgenommen wurde.
    Ich muss etwas tun, sagte sich Jeb. Langsam öffnete er deutlich sichtbar beide Hände, zeigte ihm mit seinen leeren Handflächen, dass er unbewaffnet war und nichts Böses wollte.
    Der Junge rührte sich nicht. Ohne jede Regung starrte er ihn an.
    »Hallo«, rief Jeb.
    Keine Reaktion.
    »Ich bin Jeb, wer bist du?«
    Der andere schien ihn nicht zu verstehen, denn noch immer bewegte er sich nicht.
    Aber dann hob der Junge die rechte Hand zum Gruß.
    Jeb lächelte.
    Und der Junge lächelte ebenfalls. Eine große Zahnlücke wurde dabei sichtbar. Er war jünger, als Jeb gedacht hatte.
    Jeb rief ihm erneut seinen Namen zu, aber der Junge blieb stumm.
    So standen sie sich gegenüber. Dann deutete der Junge mit der Hand den Fluss hinauf. Seine Mimik hatte sich nicht verändert, aber in dieser Geste lag etwas, das Jeb nicht deuten konnte. Fast schien es ihm, als wollte ihn der Junge vor etwas warnen. So als lauere dort eine Gefahr.
    »Was?«, rief Jeb. »Was ist da?«
    Er sah flussaufwärts. Doch da war nichts Außergewöhnliches. Der Fluss verlor sich in der Ferne im tiefen Grün des Waldes. Er starrte in die grüne Leere, bis seine Augen zu tränen begannen. Als er wieder zum Jungen über den Fluss blickte, war dieser verschwunden.
    Jeb blinzelte und rieb sich die Augen.
    Da war niemand.
    Hatte er sich getäuscht?
    Nein!
    Noch einmal blickte er in die Richtung, in die der Junge gedeutet hatte. Etwas lag in der Luft. Gefahr zog herauf. Er konnte es spüren.
    Jenna!
    Jenna saß noch an der gleichen Stelle und blickte ihm entgegen.
    »Und?«, fragte sie erwartungsvoll.
    Jeb ging zu ihr hinüber und ließ sich neben ihr auf den Waldboden sinken.
    »Du bist ja vollkommen durcheinander«, meinte Jenna. »Ist was passiert?«
    Jeb erzählte ihr von der Begegnung mit dem Jungen. Er erzählte ihr auch von dem Gefühl der Bedrohung, die aus dieser Richtung zu kommen schien.
    »...als wollte er mich vor etwas warnen, verstehst du, aber ich weiß nicht, wovor.«
    »Vor dem, was in der Botschaft stand?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Was auch immer es ist, es verfolgt León und die anderen durch die Steppe. Wenn sie hinter uns her wären, hätten sie uns längst eingeholt. Es, sie, ach verflixt, ich weiß doch auch nicht.«
    »Vielleicht wollte er dir die Richtung weisen, in die du gehen sollst.«
    Jeb schüttelte den Kopf. »Das würde bedeuten, den Wald wieder zu verlassen und zurück auf die Ebene zu gehen. Ich denke, es war eine Warnung. Wir sollten weitermarschieren. Wir folgen dem Fluss ein Stück, dann biegen wir in die Richtung ab, in der ich den Stern zuletzt gesehen habe.«
    »Hast du dir den Standort des Sterns so gut eingeprägt? Bist du dir sicher, dass wir uns nicht verlaufen und vielleicht im Kreis umherirren?«
    »Nein, frag mich nicht, warum, aber selbst hier unter den Bäumen weiß ich, wo der Stern am Himmel steht.«
    Sie sah ihn fragend an.
    »Ich glaube, in meinem früheren Leben war ich viel im Wald. Hier kommt mir irgendwie alles vertraut vor und ich weiß, worauf ich achten muss. Ich erkenne zum Beispiel die Himmelsrichtung an der

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