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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Ängstlich. Er konnte sehen, wie es in ihnen arbeitete.
    »Es ist ein überschaubares Risiko«, erklärte León bereitwillig. »Der Wind weht in die richtige Richtung, und zwar dem entgegen, das auf uns lauert. Wenn er nicht plötzlich dreht, sind wir sicher.«
    »Und wenn er es doch tut?«, fragte Mischa.
    León zuckte mit den Schultern. »Das ist das Restrisiko, das wir in Kauf nehmen müssen. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.«
    Tian fand seine Sprache wieder. Seine Stimme klang schwach, aber zumindest war León beruhigt, dass er sich wieder einbrachte. »Warum willst du dann erst eine Pause machen?«, fragte Tian. »Warum zünden wir das Gras nicht gleich an?«
    »Zwei Gründe. Erstens, wir müssen uns ausruhen, Kraft schöpfen, denn wenn das ganze Land erst einmal brennt, müssen wir so schnell wie möglich von hier weg.« Er deutete in ihre Fluchtrichtung, aus der ihnen ein leichter Wind entgegenblies. »Zweitens möchte ich unseren Verfolgern einmal in die Augen sehen – ich will wissen, wer oder was uns verfolgt. Und außerdem dürfen sie keine Möglichkeit haben, das Feuer zu umgehen. Ich will sehen, wie sie darin sterben, nur einen Zeitvorsprung herauszuarbeiten, hilft uns nicht. Also, wie sieht’s aus?«
    »Ich bin einverstanden«, sagte Mischa.
    »Ich auch«, kam es von Tian.
    »Mary?«, fragte León.
    »Bin dabei«, nickte Mary.
    »Kathy?«
    »Ich halte deinen Plan für Wahnsinn.« Sie holte tief Luft. »Aber was Besseres fällt mir auch nicht ein.«
    »Gut, dann machen wir jetzt eine Pause. Erholt euch. Wenn ihr dann wieder bereit seid, geht das Spektakel los. Hoffen wir, dass der Wind nicht dreht. Mischa, gib mir dein Feuerzeug.«

19.
    Sie standen in einem ungefähr hundert Meter auseinandergezogenen Halbkreis und blickten in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Wind blies heiß über ihre verschwitzten Körper, brachte keine Abkühlung. Im Gegenteil, er fühlte sich wie Tausende kleine Nadelstiche an. Ihre Kleidung klebte am Körper und juckte unerträglich, aber niemand bewegte sich. Stumm und starr warteten Mischa, Tian, León, Mary und Kathy darauf, dass ihre Verfolger näher kamen.
    Ihr unverständliches Rufen und heiseres Schreien waren deutlich zu vernehmen und hüllten sie in eine nur schwer zu ertragende Klangkulisse. Tatsächlich hörte León die Jäger nun lauter, durchdringender als je zuvor. Sie waren nah. Gerade sann er darüber nach, was Mary erlebt haben musste, dass sie automatisch davon ausging, von so etwas Mysteriösem wie Seelentrinkern gejagt zu werden. Wie auch immer, sie waren bereit. Er war bereit. Zwischen all dem schrillen Jaulen und Kreischen vernahm er ein kaum hörbares Wispern: »Du wirst betteln um dein jämmerliches vida loca!«
    León stellten sich die Nackenhaare auf. Diese Rufe galten ihm. Doch mehr denn je fühlte er sich bereit zum Kampf. Als er nach rechts zu Mary hinübersah, die in einiger Entfernung neben ihm stand, erkannte er, dass auch sie die Stimme gehört hatte. Sie hatte vor Schreck die Augen geweitet. Er wollte ihr zurufen, dass die Verfolger es offenbar auf ihn abgesehen hatten, doch er zwang sich zu Konzentration. Noch waren ihre Jäger im hohen Gras nicht auszumachen.
    León kniff die Augen zusammen und überdachte noch einmal seinen Plan. Hatte er einen Fehler gemacht? Nein, das war ihre einzige Möglichkeit, und solange der Wind nicht drehte, hatten sie eine gute Chance, die Jäger mit ihrem Feuer einzukesseln und so wieder Abstand zu gewinnen. Wenn der Wind schnell genug in die Richtung blies, würde sich der Halbkreis schließen, und das würde das Ende dieser hijos de puta bedeuten! Angespannt blickte León zu Tian, der etwa zwanzig Meter links von ihm stand. Der Junge hielt seine Grasfackel, mit der er das Feuer entzünden wollte, verkrampft in der Faust. Tians Gesicht wirkte wie eine Maske. Das Band über den Ohren hatte zwar seine Wirkung nicht verfehlt, aber für diese Situation war es vollkommen nutzlos. Die Haut spannte sich über seinem Gesicht, während er krampfhaft zum Horizont starrte.
    Mischa hingegen, der noch weiter links von ihm stand, machte einen ruhigen, gefassten Eindruck. Seine Schultern hingen entspannt herab, die Grasgarbe hielt er locker in der Hand. Mischa hatte spontan diese geometrische Anordnung im Halbkreis vorgeschlagen, bis er, offenbar überrascht von seinem Wissen, plötzlich verstummt war. Als er jetzt Leóns Blick bemerkte, hob er siegessicher den Daumen.
    Rechts von ihm blickte Mary in die

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