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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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spröden Lippen zu einem Grinsen auseinander. Sie hatten es geschafft.
    Er starrte lange über die Ebene. Das war wirklich knapp. Hätte der Wind nicht gedreht, wären sie unweigerlich in der Feuersbrunst untergegangen. Doch da begriff er: Bald würden die Flammen keine Nahrung auf der kahlen, verbrannten Ebene finden. Alles würde zu Asche werden – und falls sich ihre Feinde hatten retten können, wären sie ihnen schutzlos ausgeliefert. Es war noch nicht vorbei. Sie mussten weiterziehen.
    León blickte auf die kleine Truppe. Sie hatten sich gut geschlagen, selbst Mary und Tian. Ja, er musste sich eingestehen, gemeinsam hatten sie eine große Gefahr überstanden, die er allein niemals hätte bewältigen können.
    Aber was würde ihnen das am Ende ihrer Wanderung bringen? Falls es wirklich diese Tore gab, konnten sie nur hoffen, dass sie dank Jennas und Jebs Fehlen nicht um sie kämpfen mussten. Und diese Schonfrist wäre schon in der übernächsten Welt wieder abgelaufen.
    Was uns wohl noch erwartet? Wann hört dieser Albtraum endlich auf?
    León ging zu den anderen hinüber, die reglos auf dem Boden saßen. Wie sollte er ihnen beibringen, dass sie nach einer kurzen Pause weitermarschieren mussten? In der Ferne waren die Berge nun schon fast greifbar. Die Wolkendecke hatte sich endlich ein wenig gelichtet und man konnte wieder den Stern sehen. Deutlich funkelte er zwischen den Wolkenfetzen hervor. Immerhin stimmte ihre Richtung noch.
    Morgen würden sie die Tore erreichen.
    Sie mussten noch eine Nacht und einen weiteren Tag überstehen, dann hatten sie es geschafft. Die erste Hürde wäre genommen.
    León bleckte die Zähne. Sein Kampfgeist kehrte zurück.
    Eine neue Welt wartete auf sie.
    Er war bereit.
    Das war er immer.
    Jeb stand knietief im Wasser, Jenna neben ihm. Der Bach floss gemächlich dahin. Das Feuer war nicht weit in den Wald eingedrungen.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Jeb mit Staunen in der Stimme.
    »Der Wind hat gedreht«, stellte Jenna fest. Sie sah Jeb an, der gedankenverloren in das Dickicht schaute, das vor ihnen lag. »Hey, träumst du? Wir sollten aus dem Wasser!«
    »Ich denke an den Jungen. Er muss das mit dem Feuer gewusst haben. Sein ausgestreckter Arm deutete in die Richtung, aus der die Flammen kamen, davor wollte er uns also warnen.« Vorsichtig half er Jenna aus dem Wasser.
    »Ob die anderen es geschafft haben?«, fragte Jenna.
    »Ich hoffe es für sie. Schau mal, es gab kein Gewitter, keinen Blitzeinschlag, der die Steppe hätte in Brand setzen können. Sie haben das Feuer selbst gelegt, sie waren vorbereitet.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn! Warum sollten sie das tun?«
    »Jenna, es gab hier bisher nur eine einzige Gefahr, von der wir alle gleichermaßen bedroht wurden.« Mehr wollte er nicht sagen, denn die anderen mussten schon äußerst verzweifelt gewesen sein, wenn sie den Boden unter ihren Füßen in Brand gesteckt hatten. Jeb fragte sich, ob Mischa, León, Mary und Kathy wirklich noch am Leben sein konnten. Er wollte Jenna gerade sagen, dass sie weitermussten, als sie ihn mit dem Ellbogen anstieß. Er schaute sie überrascht an, da legte Jenna ihm eilig einen Finger über den Mund.
    »Schau, dort am Ufer«, flüsterte sie. »Da steht jemand und beobachtet uns.«
    Jeb wandte den Kopf. Wald. Bäume und Sträucher. Dunkles und helles Grün, doch dann sah er sie auch.
    Es war eine alte Frau mit schulterlangen schlohweißen dünnen Haaren. Ihr braun gebranntes Gesicht mit den zahllosen Falten wirkte wie altes Leder. Sie verzog die Lippen zu einem zahnlosen Lächeln. Die Alte trug ein zerschlissenes Gewand aus grobem Stoff. Wilde Muster waren darauf gemalt. Kreise, die sich mit anderen Kreisen verbanden und dadurch so etwas wie ein Labyrinth bildeten. In den dürren Händen hielt die Frau ein großes Blatt, auf dem Nahrung ausgebreitet war.
    Die Alte breitete alles auf dem Boden aus, winkte ihnen zahnlos grinsend zu. Dann war sie verschwunden. Der Wald hatte sie verschluckt und es war, als hätte es diese Begegnung nie gegeben.
    »Was war das?«, fragte Jenna kaum hörbar.
    »Keine Ahnung, aber wir sollten uns anschauen, was sie uns gebracht hat.«
    »Dann lass uns hinübergehen und nachsehen«, schlug Jenna vor.
    Jeb stützte sie, während sie zum anderen Ufer humpelte. Wie es aussah, hatte ihr die Pause gutgetan, aber vielleicht lag es auch am kühlenden Wasser, dass sich Jenna nicht mehr so schwerfällig bewegte.
    Als sie die Böschung erklommen hatten, betrachteten sie

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