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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Ferne. Sie beachtete ihn nicht, wirkte äußerlich fast gelassen, aber er sah, dass ihre Augenlider flackerten. Es konnte an der Hitze liegen oder an der Konzentration, mit der sie nach den Feinden suchte.
    Ganz außen stand Kathy. Unruhig, angespannt, trat sie von einem Fuß auf den anderen. Ihre Lippen waren zu einem wilden Grinsen gebleckt. Das rote Haar umspielte bei jedem Windhauch ihr Gesicht. Einer Kriegsgöttin gleich, aufrecht und kampfbereit streckte sie die Faust mit dem Grasbüschel dem noch nicht sichtbaren Feind entgegen.
    Kathy würde sich bis zum letzten Atemzug wehren, wenn es darauf ankam. Sie war unberechenbar, hinterlistig und gefährlich, aber er bewunderte ihren Mut in dieser brenzligen Situation. Es sah fast so aus, als könne sie gar nicht abwarten, ihren Verfolgern endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. León schüttelte voller Verwunderung über sie den Kopf. Er war in diesem Moment froh, dass sie unter ihnen war – ihren Kampfgeist würden sie vielleicht noch gebrauchen können.
    Als er wieder in die Richtung blickte, aus der ihre Verfolger kommen mussten, sah er es. Zuerst dachte er, das Gras flimmere in der Hitze, nein – da war eine Bewegung im hohen Gras.
    Aber es waren nicht ihre Jäger, die auf sie zukamen.
    Es glich mehr einer Welle im grün-gelben Meer der Steppe, die da auf sie zurollte. Das Gras wich vor etwas zurück. Einen Moment lang konnte sein Verstand nicht begreifen, was geschehen war. Dann brach die Erkenntnis über ihn herein.
    Sie waren verloren.
    Der Wind hatte sich gedreht.
    Und mit dem Wind klangen die bedrohlichen Schreie ihrer Feinde noch lauter heran.
    León fluchte.
    »Was machen wir jetzt?«, rief Mischa herüber.
    Blitzschnell überdachte León ihre Möglichkeiten, aber eigentlich hatten sie keine Wahl. Sicher, sie konnten versuchen davonzurennen, aber es würde nicht lange dauern und sie wären wieder in der gleichen Situation.
    »Wir zünden das Gras trotzdem an«, rief er den anderen zu.
    »Was?!« Mischa wirkte fassungslos und auch die anderen starrten ihn jetzt ungläubig an. »Bist du vollkommen durchgeknallt? Dann gehen wir alle mit drauf!«
    León versuchte, ruhig zu bleiben. Niemand sollte ihm anmerken, dass auch er Angst hatte.
    »Wir wissen, dass unsere Jäger Angst haben vor Feuer. Und wenn das Gras erst mal in Flammen steht, werden sie uns nicht mehr verfolgen.«
    »Ach und du glaubst, wir sind schnell genug, um vor so einem Steppenbrand wegzulaufen?«, warf Kathy ein.
    »Was… was redet ihr da?« Tian machte einen Schritt auf León zu.
    »Ihr bleibt, wo ihr seid! Tian, du auch! Es ist wichtig, dass wir das Feuer im selben Moment anzünden, damit es sich gleichmäßig verteilt«, brüllte León ihn an.
    »Aber du kannst doch nicht…«
    Höher und lauter als je zuvor jaulten die Verfolger auf einmal auf. Es klang wie das Signal zum Angriff. Alle Köpfe ruckten herum.
    Und dann sah León sie.
    Schwarze Gestalten, die bedrohlich auf sie zukamen. Aber irgendetwas stimmte nicht, denn er konnte sie nur undeutlich erkennen. Sie schienen sich immer wieder aufzulösen und neu zusammenzusetzen. Es waren keine Einzelheiten auszumachen, keine Gesichter, nur Silhouetten, als ob sich deren Umrisse nur unscharf vor der gleißenden Sonne abzeichneten. Aber die Sonne war durch die Wolken verdeckt, es gab in diesem düsteren Zwielicht keine Schatten. León kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Er sog tief die heiße Luft ein und stieß sie wieder aus, versuchte, sich zu konzentrieren, und plötzlich klärte sich das Bild. León zuckte zusammen.
    Die Fremden sahen ihm ähnlich. Muskelbepackt, finster dreinschauend. Über und über tätowiert. Und bis an die Zähne bewaffnet. Als sie León entdeckten, formierten sich die sieben Verfolger und zückten ihre Waffen. Vier von ihnen trugen eine Pistole, die sie mit einem hämischen Grinsen entsicherten. Die anderen ließen mit einem hörbaren Klicken lange und scharfe Klingen hervorschnellen. Sie hielten in einiger Entfernung an, blieben aber beständig in Bewegung, als ob sie einer Choreografie folgen würden. Die Hitze flirrte zwischen ihnen. Der Showdown konnte beginnen.
    Mary kreischte auf. Tian schrie irgendetwas. Kathy brüllte Verwünschungen. Nur Mischa und León behielten die Nerven, auch wenn León Bescheid wusste: In seinem Gesicht spiegelte sich pure Angst.
    »Wir haben keine Wahl. Entweder das Feuer oder wir alle sterben! Macht euch bereit! Wir müssen schneller sein als sie!«, rief León

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