Das Laecheln Deines Moerders
Dr. Marshall gehalten. Aber sein Vater … nun, er wusste nicht, ob es etwas gab, dass er seinem Vater
nicht
zutraute. Seine Wut erwachte wieder, und er war froh darüber. Nicky war gestern Nacht wieder wach gewesen, aber da war kein Vater gewesen, der ihn hätte trösten können. Nickys Vater vergnügte sich lieber, statt die schrecklichen Alpträume eines kleinen Jungen zu vertreiben.
Weil er herumhurte. Weil er sich, egoistisch wie er war, rein auf die eigenen Bedürfnisse konzentrierte, während seine Kinder verzichten mussten. Nein, sie mussten kein Geld oder Nahrung oder andere materielle Dinge entbehren. Aber ihnen fehlte dennoch etwas. Besonders Nicky und Matt.
Was ihn selbst anging … nun, er brauchte Special Agent Steven Thatcher nicht. Nicht mehr. Er –
Die Eingangstür fiel krachend zu, sein Vater kam die Treppe hinauf. Einen Augenblick später standen Sohn und Vater einander gegenüber, zwischen ihnen nichts als der Teppich im Flur im ersten Stock. Es hätte ebenso gut ein ganzer Ozean sein können.
Sein Vater verengte die Augen. »Was machst du denn hier?«
»Ich mache blau«, gab er gelassen zurück. »Dich muss ich wohl nicht fragen, was du hier machst. Du hast diese Nacht nicht hier geschlafen und immer noch dieselben Sachen an. Ich nehme also an, dass dein Essen mit Dr. Marshall ziemlich lange gedauert hat.«
Die Augen seines Vaters blitzten auf. »Brad, übertreib es nicht. Ich war die ganze Nacht unterwegs. Arbeiten.«
Brad lachte leise, aber es lag nichts Fröhliches darin. »Schätze, du wirst langsam alt, Dad. Ich kenne niemanden, der die Sache mit ›Arbeit‹ umschreiben würde. Obwohl ich mir sicher bin, dass mindestens fünfhundert Jungs von der Roosevelt gestern gerne mit dir ›gearbeitet‹ hätten.«
Sein Vater kam einen Schritt näher, dann noch einen und noch einen, bis sie dicht voreinander standen. Stevens Blick bohrte sich in den seines Sohnes, ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. Und als Brad einen flüchtigen Blick auf seine geballten Fäuste warf, dämmerte ihm, dass er tatsächlich zu weit gegangen war.
»Wie kannst du es wagen?«, zischte Steven. Brad spürte ein Prickeln der Furcht in seinem Nacken, doch er schüttelte es ab. Sein Vater war groß, größer als er, aber er würde ihn nie schlagen. Und falls doch, würde Brad eben zurückschlagen. O ja, das würde er, und dann musste sich der alte Mann vorsehen, denn er hatte eine ganze Menge aufgestauter Wut in sich. Diese Wut würde den Größenunterschied problemlos wieder wettmachen.
»Ich spreche nur Tatsachen aus«, sagte Brad und wappnete sich gegen den ersten Schlag.
Der natürlich nicht kam. Denn sein Vater war nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Feigling.
»Du kannst ja von mir halten, was immer du willst, Brad. Aber wenn du über eine Frau wie Jenna Marshall herziehst, dann überschreitest du die Grenze definitiv. Ich habe versucht, dich zu verstehen, dir zu helfen, aber du hast mir gerade gezeigt, dass dir nicht zu helfen ist. Keiner meiner Söhne darf sich je so ausfallend über eine Frau äußern.«
»Tja, dann bin ich wohl keiner deiner Söhne mehr«, sagte er kalt. Ganz ruhig.
Sein Vater atmete tief ein. Noch einmal. »Hol deine Sachen.
Du gehst zur Schule.«
»Nein.«
»Doch. Weil ich dein Vater bin und es dir befehle. Mach schon. Hol deine Sachen.«
Brad trat einen Schritt zurück. Kochend. Hasserfüllt. Ja, er würde seine Sachen holen, und ja, er würde auch in die Schule gehen. Denn dann konnte er wenigstens für eine Weile diesem Haus und allem, was dazugehörte, entkommen.
Er sah seinen Vater an und lächelte gezwungen. »Ja, Sir.«
Mittwoch, 5. Oktober, 10.30 Uhr
U nd?«, fragte Lennie.
Steven starrte auf den unberührten Stapel Papiere auf seinem Tisch. Er war noch immer aufgewühlt von seinem Streit mit Brad.
Das hast du alles andere als elegant gelöst,
dachte er verächtlich.
»Steven?«
Steven zwang sich, Lennie anzusehen und sein Gehirn auf die im Moment wichtige Thematik auszurichten. Zwei Mädchen. Eins tot, das andere verschwunden. Lennie hatte ein Recht darauf, besorgt zu sein. Sie hatten keinen einzigen mickrigen Hinweis.
Steven warf seinen Stift auf den Tisch. »Wir haben einen Reifenabdruck gefunden, der von Samanthas Fahrrad stammen könnte, aber auf dem Platz üben die Kinder gern mit diversen fahrbaren Untersätzen, sodass es eher unwahrscheinlich ist.«
»Wir haben also nichts.«
»So ungefähr.« Er reichte Lennie ein Blatt Papier. »Dafür haben
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