Das Laecheln Deines Moerders
wir vorhin überlegt, von welchem Spiel Samantha am Telefon gesprochen haben könnte.«
»Und diese Spiele fanden alle am Tag, an dem sie verschwunden ist, statt?«
»Und ein paar Tage zuvor. Nancy hat noch eine längere Liste aller Spiele bis zu einer Woche vorher, aber wir fanden es logischer, uns auf einen kleineren Zeitraum zu konzentrieren.«
Lennie überflog die Seite und senkte das Blatt dann so weit, dass er Steven über den Rand ansehen konnte. »Ihr wollt auch Professionelle überprüfen?«
»Vorsichtshalber. Es gibt einige erwachsene Sportprofis mit einem Hang zu jungen Mädchen.«
»Profiliga, College-Spiele, High School … die Kirchenliga? Das ist doch krank, Steven.«
»Aber möglich.«
Seufzend legte Lennie das Blatt auf den Tisch ab. »Deswegen ist es ja so krank. Wie können wir die Auswahl denn einengen? An jedem Spiel nehmen ungefähr zwanzig oder mehr Leute teil, und hier stehen gut hundert Spiele auf der Liste.«
»Wir streichen die Auswärtsspiele der Colleges, die nicht im Fernsehen gezeigt wurden. Was die Profis angeht, war das einzige Spiel, das in Frage kommt, das Hockey-Match der
Hurricans.
Letzten Mittwoch.«
»Ich weiß«, sagte Lennie. »Ich hatte Plätze in der sechsten Reihe. Mir wäre beinahe ein Puck in die Zähne geflogen.«
»Was dein umwerfendes Lächeln zunichte gemacht und deine Model-Karriere mit einem Schlag beendet hätte«, erwiderte Steven beißend. Lennies Lippen zuckten. »Harry und Sandra besorgen uns die Namenslisten, Nancy überprüft die Leute. Wir sehen uns jeden an, der eine Vorstrafe hat.«
»Das wird aber Wochen dauern«, bemerkte Lennie.
»Es muss schneller gehen.« Steven ballte die Fäuste. »Meg meint, dass er bald wieder zuschlagen wird.«
Mittwoch, 5. Oktober, 10.30 Uhr
»Muss das sein?«, fragte Casey gereizt, als Jenna zum hundertsten Mal am Ende des Lehrerzimmers eine Kehrtwendung machte und wie ein eingesperrter Tiger den ganzen Weg zurückwanderte. »Du machst mich wahnsinnig.«
Jenna warf ihr einen bösen Blick zu. »Oh, verzeih mir, wenn ich ein ganz klein wenig erregt bin. Es ist ja nicht so, als würde sich die Polizei dort oben in meinem Klassenzimmer herumtreiben. Wie kannst du da sitzen und seelenruhig Tests korrigieren?«
Casey kritzelte eine Note oben auf den Zettel und nahm sich ein neues Blatt von dem Stapel, der niemals kleiner zu werden schien. »Weil ich, wenn ich diese Arbeiten hier nicht korrigiere, niemals die Quartalsnoten durchkriege und am Freitag nicht frühzeitig abhauen kann. Und wenn ich am Freitag nicht frühzeitig abhauen kann, dann fährt Ned ganz allein nach Myrtle Beach und ich und mein neuer Bikini bleiben hier.« Sie schaute auf und grinste. »Und das kann ja wohl nicht sein.«
Freitag. Jenna fiel es wieder ein. Am Freitag hatten die Schüler frei, während das Kollegium zusammenkam und sich über die Zwischenbeurteilungen einigen musste. »Willst du für den Trip immer noch meinen Wagen haben?«
»Natürlich. Ned sabbert schon vor lauter Vorfreude.«
Jenna wand sich innerlich. Der Gedanke, dass Ned Adams Wagen fuhr, war nicht angenehm.
Casey konnte anscheinend Gedanken lesen. »Keine Sorge, Jenna. Ich fahre.« Sie schaute Jenna fragend an. »Es sei denn, dir ist es lieber, ihn gar nicht zu verleihen. Ich weiß, dass du dran hängst.«
Sie hing an einem Wagen – du meine Güte!
Wie albern,
dachte Jenna,
dass eine erwachsene Frau an einem Auto hängt.
Aber sie erinnerte sich noch gut an die unglaubliche Wut, die sie gestern verspürt hatte, als sich Rudy Lutz und Konsorten an ihrem Tank zu schaffen gemacht hatten. O ja, sie hing an dem Wagen. Er hatte Adam gehört. Aber es war trotzdem nur ein Auto, ermahnte sie sich. Ein Spielzeug für Erwachsene, mit dem man Spaß haben sollte. Das Leben war zu kurz.
»Ach, Unsinn«, antwortete sie also. »Nimm den Wagen und amüsier dich damit. Im Übrigen können Rudy Lutz’ Kumpels nicht daran herumpfuschen, wenn du ihn hast, nicht wahr? Ich brauche am Wochenende sowieso dein Auto. Ich habe Stevens Sohn versprochen, ihn und seinen Bobtail mit in den Park zu nehmen, um dem Hund etwas beizubringen.« Casey setzte wieder die finstere Miene auf. »Du willst dich um seinen Sohn kümmern? Und das nach letzter Nacht?«
Jenna zuckte die Achseln. Was hatte Steven denn tatsächlich getan? Was konnte sie ihm wirklich vorwerfen? Er hatte sie geküsst, angefasst und sie heiß gemacht. Und das auf ziemlich entzückende Art, musste sie hinzufügen. Dann hatte er
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