Das Laecheln Deines Moerders
nicht der richtige Zeitpunkt, Jen. Keine Angst. Ich sorge schon dafür, dass er das Richtige tut.«
Blackman musterte das Trio einen Moment lang schweigend. Jenna, die ihn auf ihren hohen Absätzen ein gutes Stück überragte, Casey und Lucas, die wie Bodyguards schräg hinter ihr standen. »Wir werden uns später weiter darüber unterhalten. Ich informiere jetzt die entsprechenden Stellen.«
»Rufen Sie Al Pullman an, Ermittlungsabteilung«, sagte Jenna. »Er ist derjenige, der auch das Protokoll zu meinen Reifen aufgenommen hat.«
»Falls er zur Verfügung steht«, erwiderte Blackman pikiert und machte kehrt.
»Blackman.« Wieder spürte Jenna eine Hand auf ihrer Schulter. Lucas’. Und eine zweite, Caseys, die beruhigend über ihren Rücken strich. Blackman blieb stehen, wandte sich aber nicht um. »Rufen Sie Pullman an. Ich kriege es heraus, wenn Sie es nicht mal versucht haben.«
Blackman drehte sich langsam um. Seine Miene war voller Zorn. »Ist das eine Drohung, Dr. Marshall?«
Jenna starrte ihn eine Weile reglos an, dann deutete sie mit dem Daumen über die Schulter auf die Tierleiche an ihrer Decke. »Nein. Das aber schon.«
Etwas flackerte in seinen Augen, und er blickte über die Schulter auf das … Ding, bevor er sich umwandte und den Raum verließ. Jenna holte tief Luft und blickte in den Korridor, in dem sich inzwischen all ihre Schüler versammelt hatten.
Mist. Die hatte sie ganz vergessen.
Sie schloss die Augen.
Verdammt.
Die Schüler hatten mitgehört, dass sie den Rektor einen dämlichen Idioten genannt hatte. Das entsprach ganz gewiss nicht den Empfehlungen für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Aber Blackman
war
ein dämlicher Vollidiot, und daher konnte die Bezeichnung die Schüler auch nicht weiter überrascht haben.
Dennoch … sie hatte es gesagt. Laut. Sie schlug die Augen wieder auf und starrte in die Gesichter ihrer Schüler. Dreißig Augenpaare, die sie betroffen ansahen. Nicht verächtlich. Nicht schadenfroh. Nur betroffen.
Einen Moment lang herrschte totales Schweigen. Dann sagte eine blasse Kelly Templeton: »Es tut mir Leid, Dr. Marshall. Wir anderen stehen ganz sicher nicht hinter dieser Aktion.« Sie deutete mit dem Kopf in den Klassenraum.
Gemurmelte Zustimmung ging durch die Schülermenge, und Lucas verließ den Raum, um die Schüler in Richtung Treppe zu führen. »Lasst uns verschwinden, Leute. Dr. Marshall braucht ein wenig Zeit, um sich zu sammeln. Heute wird nicht mehr groß gearbeitet. Miss Ryan, ich suche Ihnen eine Vertretung für die nächsten Stunden, damit Sie bei Dr. Marshall bleiben können, bis die Polizei kommt.« Er setzte sich in Bewegung und die Schüler folgten ihm nacheinander, bis nur noch Josh Lutz übrig blieb. Josh Lutz – Rudys Bruder, der in Jennas Kurs in der letzten Reihe saß und immer sorgsam mitschrieb, was sie zu sagen hatte. Josh, der nicht in der Lage gewesen war, ihr in die Augen zu sehen, seit ihr die Reifen aufgeschlitzt worden waren.
Dessen Gesicht nun noch blasser war als das von Kelly. Er blickte auf seine Schuhspitzen.
»Auch mir tut es Leid, Dr. Marshall«, sagte er leise. »Ich wünschte, ich könnte etwas tun.«
Jenna versuchte zu lächeln. Wie lebte man als sanftmütiger Mensch wie Josh wohl mit einem derart skrupellosen Vater und einem gewalttätigen Bruder? »Danke, Josh. Allein das Wissen, dass du so darüber denkst, bedeutet mir etwas.«
Einen Moment lang sah es aus, als würde er noch etwas sagen wollen, aber dann schien er es sich zu überlegen. Er schwang seinen Rucksack über die Schulter und beeilte sich, die anderen einzuholen.
Casey stieß sie an. »Komm, Jen. Suchen wir uns irgendein angenehmeres Plätzchen, um auf Pullman zu warten.«
Jenna warf einen letzten Blick in den Raum und wünschte sich augenblicklich, sie hätte es nicht getan. Sie wusste, dass das Bild dieser armen Kreatur sie noch lange verfolgen würde.
Mittwoch, 5. Oktober, 9.15 Uhr
Brad schlich aus seinem Schlafzimmer. Die Luft war endlich rein. Helen war einkaufen gegangen, Matt und Nicky waren in der Schule. Seinen Vater hatte er seit gestern morgen nicht mehr gesehen.
Brad blieb an der Tür zum Schlafzimmer seines Vaters stehen und sah hinein. Er verzog verächtlich den Mund. Sein Vater war gestern nicht nach Hause gekommen. Er war mit Dr. Marshall essen gegangen.
Essen. So ein Quark. Sein Vater war
nicht nach Hause gekommen.
Man brauchte keinen Doktor, um seine Schlüsse ziehen zu können. Er hatte eigentlich mehr von
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