Das Laecheln Deines Moerders
dich an den Abend, an dem ich dich verführen wollte? Die Nacht, in der Casey den Unfall hatte? In der du mir sagtest, dass du Verantwortung hast? Nämlich drei Kinder? Und die hast du immer noch, Steven. Wir haben uns viel zu schnell auf die Beziehung eingelassen. Zum Teil, weil wir beide einsam waren, zum Teil, weil um uns herum alles drunter und drüber ging. Wir haben eine Woche lang Vater, Mutter, Kind gespielt, und es war herrlich. Ich habe deinen Sohn ins Bett gebracht und so getan, als ob es meiner wäre. Ich will, dass er auch meiner ist. Aber er soll auch erfahren, wie normale Leute mit so etwas umgehen.«
Seine Lippen unter ihrem Finger verzogen sich zu einem kleinen, bitteren Lächeln. »Ich dachte, wir hätten die Hoffnung auf Normalität aufgegeben.«
Ihre Augen lächelten. »Dann tun wir eben so als ob, Steven. Wir verabreden uns. Du holst mich bei mir ab und lädst mich zu Bier und Chicken Wings ein. Wenn ich ab und zu bei dir bin, bringe ich deinen Sohn ins Bett. Wir werden zusammenwachsen. Und dann werden wir bald eine Familie sein.« Sie schluckte und führte seine Hand an ihre Lippen. »Ich hatte gestern Nacht solche Angst, dass ich sterben müsste und nichts mehr von dir haben würde. Nie mit dir eine Familie haben würde. Aber ich will nicht, dass diese Angst uns dazu bringt, zu schnell voranzugehen, dass wir die für eine Beziehung so wichtigen Schritte übergehen.«
»Du hast anscheinend gründlich darüber nachgedacht.«
Ihr Lächeln war bitter. »Ich hatte gestern Nacht ein bisschen Zeit.«
»Ich liebe dich, Jenna. Ich würde dich jetzt fragen, ob du mich heiratest, wenn ich wüsste, dass du ja sagen würdest.«
»Und ich würde ja sagen«, antwortete sie. »Also frag nicht. Noch nicht. Gib uns Zeit, eine Familie zu werden, und frag mich dann. Ich werde ja sagen.«
»Jenna?« Er beugte sich vor, schob ihr die Baseball-Kappe vom Kopf und packte sie, als sie sie wieder aufsetzen wollte. »Stopp. Ich will deine Augen sehen und das kann ich nicht, wenn du das Ding aufhast.« Sie legte die Hände in den Schoß, und er sah, wie sie den Daumen befingerte, an dem bisher Adams Ring gesteckt hatte.
Alte Gewohnheiten sind hartnäckig,
dachte er. »Sieh mich an. Bitte.«
Sie tat es, und der Ausdruck in ihren Augen veranlasste ihn, sie sofort noch einmal zu küssen. »Bitte lass dir nur nicht zu lange Zeit, ja? Ich brauche dich in meinem Leben. Ich bin kein normaler Typ. Ich habe nicht ständig Zeit für Bier und Chicken Wings. Ich habe Fußballspiele und Gute-Nacht-Geschichten, und ich brauche dich, damit du das mit mir teilen kannst.«
Seine Bitte rührte sie, und sie war versucht, einzulenken und mit ihm nach Hause zu fahren. Das Bild, das er zeichnete, war alles, was sie sich je gewünscht hatte. Doch sie wusste, dass sie Zeit brauchten, einander kennen zu lernen. Um sicherzustellen, dass sie eine funktionierende Familieneinheit waren, denn der Schritt, der daraus folgen würde, war unwiderruflich. »Geben wir uns bis Weihnachten«, schlug sie vor. »Dann entscheiden wir, was wir als Nächstes tun.«
»Weihnachten also«, flüsterte er und legte die Hand an ihren Hinterkopf, was sie daran erinnerte – als ob sie es vergessen könnte! –, dass ihr Haar weg war. Aber ihm schien es egal zu sein, und so versuchte sie, es auch zu akzeptieren. Er strich mit seinen Lippen über ihre. »Aber wir müssen ja nicht mit allem warten, oder?«, murmelte er. »Ich meine, wir können doch … hin und wieder …«
»Ja, ich glaube, das geht«, flüsterte sie. »Wir haben noch zwei ungeöffnete Packungen.«
Er stöhnte und küsste sie. »Ich habe gehofft, dass du das so sehen würdest.«
Freitag, 28. Oktober, 9.00 Uhr
S teven betrat das Krankenzimmer und wünschte sich, er hätte Neil Davies bessere Nachrichten überbringen können.
Aber als er Davies sah, der mit grimmiger Miene in seinem Bett saß, erkannte Steven, dass er bereits Bescheid wusste.
»Wie geht’s?«, fragte er, und Davies zog die Brauen zusammen.
»Ich habe Bettpfannen satt, und ein Schwammbad ist auch nur lustig, wenn die Schwester dementsprechend aussieht.«
Stevens Lippen zuckten. »Es geht Ihnen also besser.«
Davies grunzte. »Muss wohl. Und Jenna?«
»Sie ist gestern Abend zum ersten Mal wieder zum Karate gegangen. Mit der Frisur und dem weißen Anzug sah sie Furcht erregend aus. Wie eine Statistin in einem sehr, sehr schlechten Jackie-Chan-Streifen.«
Davies grunzte wieder, aber diesmal lag ein Hauch Humor darin.
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