Das Laecheln Deines Moerders
hasste diese Stimme. Sie war so höhnisch … und hatte meistens Recht.
Caseys Spott war schuld. Caseys Spott hatte sie so zermürbt, dass sie sich diesen Unsinn schon selbst einbildete.
Ja, klar. Und Casey spottet völlig grundlos.
»Halt die Klappe«, fauchte sie laut. Beide Hunde hoben aufmerksam die Köpfe. »Ich meinte nicht euch«, sagte sie beruhigend. Sie sah auf die Uhr. Es würde bestimmt noch zwei Stunden dauern, bis Casey mit dem Eis kam, aber sie war sicher, dass Seth und sie gestern noch etwas übrig gelassen hatten. Das musste reichen, bis der Nachschub eintraf.
Samstag, 1. Oktober, 22.45 Uhr
»Warum hast du sie denn nicht zum Essen eingeladen?«, fragte Matt, als Helen den Hörer auflegte.
»Es kam mir irgendwie unangemessen vor«, sagte Helen. »Ich vertraue meiner Intuition.«
»Und ich würde sagen, du hast plötzlich Muffensausen gekriegt«, neckte Matt sie.
»Hab ich gar nicht«, behauptete Helen hochnäsig. »Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich muss für morgen Kartoffeln schälen.« Matt küsste sie auf die Wange. »Mach die Pampe so dick, dass das Messer drin stecken bleibt.«
»Ich weiß, wie du Kartoffelbrei magst, junger Mann.« Helen holte den Sparschäler aus der Schublade und drohte seinem grinsenden Gesicht damit. »Ich mache das schon seit vier Jahren. Vier langen Jahren.«
»Ich muss Brads Lehrerin mal fragen, wie sie ihren Kartoffelbrei macht«, sagte Matt nachdenklich. »Das ist ein wichtiges Auswahlkriterium.«
Helen versetzte ihm mit dem Küchenhandtuch einen Klaps. »Denk nicht einmal daran. Wenn du morgen auch nur eine falsche Bewegung machst, probier ich den Schäler mal an deinem Hintern aus.«
»Uh, Tante Helen, du machst mir Angst.«
»Und dass du das ja nicht vergisst, mein Junge.«
Sonntag, 2. Oktober, 9.00 Uhr
J enna tappte schlaftrunken aus ihrem Zimmer und folgte dem Duft von frischem Kaffee in die Küche. Casey war gestern Abend, ganz wie in guten alten Zeiten, spät gekommen und über Nacht geblieben.
Mit dem heißen Becher in beiden Händen betrat Jenna das dritte Zimmer, in dem Casey im Bett lag und fernsah. Jim hatte sich zu ihren Füßen zusammengerollt, und Jean-Luc lag mit dem Kopf auf ihrem Kissen.
»Was willst du zum Frühstück?«, fragte Jenna nach einem herzhaften Gähnen.
»Scht«, zischte Casey, und nun sah Jenna auch, dass Casey sehr blass war.
Alarmiert setzte Jenna sich auf die Bettkante und schob Jean-Luc beiseite. »Was ist das?«
»Die Polizei spricht über das zweite verschwundene Mädchen.«
»O nein«, flüsterte Jenna, als die Eltern auf dem Bildschirm erschienen und den Entführer ihrer Tochter anflehten, er möge sie wieder zurückbringen. »Die armen Eltern.«
Casey schwieg, aber der Becher, den sie in der Hand hielt, bebte. Jenna nahm ihn ihr ab, stellte ihn auf den Nachttisch und hörte zu, wie der Reporter an das erste Opfer erinnerte, das man, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, vor ein paar Tagen gefunden hatte.
»Die Kriminalpolizei von Raleigh hat heute morgen eine Pressekonferenz gegeben, sich jedoch noch nicht genauer geäußert«, sagte der Reporter. Das Bild wechselte zu der Pressekonferenz, und Jenna sog scharf die Luft ein, als sie Steven Thatcher auf dem Podium entdeckte. Er sah unglaublich attraktiv aus, wie er dort oben stand und sich den Fragen der Presse stellte.
»Was?«, fragte Casey. »Wer ist das?«
»Pssst«, machte Jenna, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
»— geben momentan noch keinerlei Kommentare ab«, sagte Steven gerade.
»Müssen wir damit rechnen, dass ein Serienkiller unsere Töchter bedroht?«, rief ein Reporter, und Jenna sah, wie Steven sich verspannte.
»Wir können zu diesem Zeitpunkt höchstens Vermutungen anstellen«, gab er ruhig zurück.
»Glauben Sie, dass die Entführung von Samantha Eggleston und der Mord an Lorraine Rush zusammenhängen?«, hakte ein anderer Reporter nach. Kameras blitzten, und Steven runzelte die Stirn.
»Wir gehen jeder Spur nach. Wir können es uns nicht leisten, diese Möglichkeit außer Acht zu lassen.« Wieder spannte sein Kiefer sich an. Er wirkte erschöpft.
Jenna betrachtete ihn besorgt; was erlaubten diese impertinenten Reporter sich eigentlich? Als ob Steven mit dem Fall nicht schon genug Probleme hatte! Das Bild wechselte wieder zum CNN -Nachrichtenmann, und Casey drückte den Ton weg. Beide Frauen schwiegen eine volle Minute.
Casey wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Verdammt, Jen. Was, wenn wir wirklich
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