Das Laecheln Deines Moerders
wurde. »Wer ist Steven?«
»Niemand«, sagte Jenna, aber es war zu spät. Casey würde bohren, bis sie es wusste. »Brads Vater.«
»Hm.«
»Und was soll ›hm‹ heißen?«, fragte Jenna zähneknirschend. »Nichts.«
»Es war auch nichts«, fauchte Jenna, aber sie merkte selbst, wie unglaubwürdig sie klang.
»Genau. So wie dein Steven niemand ist.« Caseys Stimme klang unerträglich herablassend und unerträglich amüsiert.
Dein Steven.
Leider beschwor der Name sein Bild herauf. Leider hatte er ein so sympathisches Gesicht. »Geh wieder zu deiner Band«, grollte Jenna.
Casey lachte laut. »Wie du willst, Jen. Ich komme nachher noch vorbei, dann kannst du mir alles erzählen.«
»Es gibt nichts mehr zu erzählen«, wandte Jenna verzweifelt ein. »Im Übrigen gehe ich gleich in die Badewanne und danach ins Bett. Wir sehen uns am Montag.«
»Montag? Brauchst du denn nicht meinen Wagen für deinen Hospiztag? Erzähl mir nicht, dass du das vergessen hast.«
Jenna stöhnte. »Oh, doch, hatte ich.« Sie und Jim arbeiteten einmal im Monat in dem Sterbehospiz, in dem Adam seine letzten Wochen verbracht hatte. Jim war ein diplomierter Therapie-Hund und wedelte mit dem Schwanz, um andere aufzumuntern. Jenna tat etwas mehr, las vor, löste müde Familienmitglieder ab, die ein paar Stunden für sich selbst brauchten, nahm sie in den Arm, wenn Kummer und Erschöpfung Oberhand nahmen. Es war ihre Art, Adams Tod in positive Energie zu verwandeln. Doch an jedem Hospiztag brauchte sie Caseys Truck, da Jim kaum in den Jaguar hineinpasste. »Kannst du mir den Wagen morgen vorbeibringen?«
»Oh, das könnte ich, aber dann entgeht mir der Rest der Story. Ich komme nachher noch vorbei.«
»Es gibt keine restliche Story!«
»Ich bring dir auch Eis mit.«
Jenna seufzte. Casey gab nie auf.
»Rocky Road.
Und unter einem Liter mache ich dir Tür nicht auf.«
»Ich hab einen Schlüssel.«
»Verdammt.«
Casey kicherte. »Bis nachher, Jen.«
Jenna warf den Hörer auf die Gabel und lehnte sich zurück. Wieder klingelte das Telefon.
Casey.
»Was gibt’s denn jetzt noch?«, fauchte Jenna, setzte sich aber kerzengerade hin, als sie die Stille in der Leitung wahrnahm. »Ähm, hallo?«
»Hallo«, sagte eine weibliche Stimme verunsichert. »Kann ich mit Dr. Marshall sprechen?«
»Das bin ich.«
Oh, Mist.
Sie hatte eine Fremde angeschnauzt.
»Dr. Marshall, hier spricht Brad Thatchers Tante. Großtante, um es genau zu sagen. Ich hoffe, es ist nicht zu spät.«
»Nein, sicher nicht, Mrs. — Entschuldigen Sie, aber ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
»Helen Barnett. Ich habe versucht, Sie früher zu erreichen, aber ich habe immer nur das Band erwischt. Ihre Tasche ist hier.«
»Meine Tasche?«, fragte Jenna verständnislos. Dann kam alles zurück. Steven, der ihre Tasche auf den Rücksitz stellte, wie sich Fältchen um seine Augen bildeten, wenn er lachte, wie nett er ihr geholfen hatte, als sie den Bericht für die Polizei ausfüllen musste. Sein Arm an ihrem, als er ihr die Treppe hinaufgeholfen hatte.
»Oje.« Mrs. Barnett riss Jenna aus ihren Träumen. »Ist das vielleicht gar nicht Ihre Tasche?«
»Oh … oh, doch, Ma’am, das ist meine. Entschuldigen Sie bitte, es war nur ein langer Tag. Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich meine Tasche in Mr. Thatchers Wagen gelassen hatte. Kann ich morgen vorbeikommen und sie holen?«
»Aber ja, natürlich. Steven würde Sie Ihnen auch bringen, aber er steckt mitten in einer wichtigen Ermittlung, und ich fürchte, er wird es nicht schaffen. Er ist das ganze Wochenende unterwegs.«
»Ich weiß, dass er ein viel beschäftigter Mann ist, Mrs. Barnett. Sagen Sie mir, wo Sie wohnen, und ich komme morgen nachmittags kurz herein und hole mir die Tasche.« Sie und Jim konnten dort vorbeifahren, wenn ihre Arbeit im Hospiz erledigt war.
»Ähm, eigentlich wäre
Miss
Barnett korrekter. Würde es Ihnen etwas ausmachen, zwischen fünf und sechs zu kommen?« Im Hospiz war sie gegen halb fünf fertig. »Das geht. Vielen Dank. Bis morgen dann.«
Jenna hängte ein und starrte das Telefon eine volle Minute an. Sie war enttäuscht. Erstens war sie enttäuscht, dass Steven die Tasche nicht selbst bringen würde, und zweitens war sie enttäuscht, dass er nicht zu Hause sein konnte, wenn sie käme, um ihre Tasche zu holen. Und sie wusste genau, dass ihre Enttäuschung dumm und unangebracht war.
Ändern kannst du es aber trotzdem nicht,
flüsterte eine leise Stimme in ihrem Inneren. Sie
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