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Das laesst sich aendern

Das laesst sich aendern

Titel: Das laesst sich aendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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sagte er dann, und ich sagte, Anatol sieht nicht so aus, als ob er das noch umtauschen möchte.
    Adam sah nicht so aus, als ob er den Kauf einer Plastikspielware hinnehmen würde, deren Wucherwährung er nicht einmal bei ihrem korrekten Namen nennen mochte; ich hielt den Erwerb eines Rutschautos im Wert von dreißig Mark zunächst für eine Lappalie und jedenfalls für vertretbar, Anatol wollte sein neues Fahrzeug sofort im Straßenverkehr ausprobieren; danach, soviel war klar, würden wir es ganz sicher nicht mehr umtauschen können, und Magali fing an zu weinen.
    Der Erwerb dieses Rutschautos war alles andere als eine Lappalie, und als die Kinder längst schliefen und wir wieder in der Küche saßen, rangen wir um dieses Rutschauto, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, als um ein Kinderspielzeug zu ringen, und vielleicht gab es auch wirklich nichts Wichtigeres an diesem Abend. Vielleicht hätten wir Ilmenstett tatsächlich gleich vergessen können, wenn wir nicht mit dem Rutschauto schließlich doch noch fertig geworden wären.
    Du kannst Ilmenstett gleich vergessen, wenn wir damit anfangen wollen, unser Geld für ein wertloses Stück Plastik zu verballern, sagte Adam zornig. Ich hatte Adam bis dahin überhaupt noch nie zornig gesehen und gar nicht gewusst, dass er zornig werden konnte. Es war nicht der launische Jähzorn, den ich von meinem Vater kannte und der jeden erwischen konnte, der ihm in dem Zustand in die Quere kam, egal, ob in der Firma oder zu Hause, dieser Jähzorn, der mit Brillenputzen begann, wer denkt ihr eigentlich, dass ihr seid, und damit endete, dass man sein Wunder erlebte und danach nicht mehr wusste, wer man war. Adams Zorn machte mir fast noch mehr Angst. Er war dunkel und tief, und er traf genau. Er tat weh, aber obwohl er wehtat und ich mich vor ihm fürchtete, ließ ich das Stück Plastik nicht auf mir sitzen, weil Anatol seine Freude an dem Rutschauto hatte. Ich sagte etwas von hochwertig und TÜV-geprüft und erwähnte verschiedene Gegenstände unklarer Herkunft und Bestimmung, die im Keller und Dachboden dieses Hauses hier eingelagert waren und deren tieferer Sinn und Nutzen sich mir noch niemals erschlossen hatte, Stecheisen, Betonmischmaschinen, Gartenbänke.
    Alles Müll, sagte ich und merkte im selben Moment, dass ich mich anhörte wie meine Mutter.
    Adam sagte, alles Eins-a-Qualität und hat keinen Pfennig gekostet.
    Ich brachte das rostige Fahrrad mit dem abgebrochenen Stützrad ins Gespräch, von wegen Eins-a-Qualität, damit kann sich das Kind den Hals brechen, das Rutschauto ist nagelneu, und nach einer Weile merkte ich, dass wir nicht mehr wie sonst miteinander sprachen, um uns und die Welten zu verstehen, aus denen wir kamen und in die wir mit unseren Kindern auf dem Weg waren, sondern wir hatten uns beide allmählich ziemlich hochgeschaukelt, hochgerüstet, und plötzlich war das ein Krieg. Marine, Luftwaffe, Artillerie, einmal alles. Adam hatte es geschafft, mir innerhalb kürzester Zeit dunkelschwarz fremd zu werden, vielleicht war ich es auch, die es geschafft hatte, mir Adam fremd werden zu lassen, was hatte ich mit diesem fremden Mann zu tun, der mich daran hindern wollte, meinem Sohn ein Geschenk zu machen, was hatte dieser Mann in meiner Küche zu suchen, in die er überhaupt nicht gehörte; meine eigene Küche war mir plötzlich verdunkelt, als würde ich sie nicht kennen, ich fühlte mich in dieser Küche und bei Adam nicht mehr zu Hause, sondern war aus der Liebe, dem Leben und der Welt herausgefallen. So viel Trostlosigkeit, dachte ich, und das bloß wegen eines albernen bunten Rutschautos, eines gottverdammten Kinderspielzeugs, meinetwegen eines Stückes Plastik.
    Das bunte Stück Plastik war aber inzwischen nicht mehr albern oder harmlos, sondern eine gefährliche Bombe geworden, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie wir die jemals würden entschärfen können.
    Mitten im Gefecht hielt Adam plötzlich inne.
    Es wurde still.
    Ich streich den Himmel blau für dich, sagte er leise mit weicher Stimme in die verdunkelte Küche hinein.
    Ich traute dem Frieden nicht.
    Klar doch, sagte ich, du holst den blauen Mond für mich.
    Inzwischen kannte ich die Liedtexte auch schon ganz gut.
    Nur kaufen, sagte Adam sanft und bestimmt, kann ich sie nicht, nicht den Himmel, nicht den Mond, nicht die Sterne.
    Und am nächsten Tag haben wir das bunte Rutschauto nicht umgetauscht. Anatol ist nur ganz kurz darauf herumgerutscht, weil Adam ihm dann den alten Roller

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