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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihn nicht zu sehen. Weil er unerreichbar für sie war. „Ich denke darüber nach", versprach sie, aber sie bezweifelte schon jetzt, dass sie das Angebot annehmen würde.
    Joe drängte seine Lehrerin nicht, aber er hatte auch nicht vor, es zu vergessen. Er musste Mary auf den Berg bekommen, irgendwie. Wolf war an die Grenzen seiner Belastbarkeit gestoßen, das war deutlich zu merken. Wenn Joe mit Mary auf dem Berg auftauchen würde, dann konnte sie froh sein, wenn sie überhaupt noch ein „Hallo" herausbrachte, bevor sein Vater sich auf sie stürzte. Joe grinste in sich hinein. So hatte er seinen Vater noch nie gesehen. Keine Frau hatte Wolf bisher so zugesetzt wie die zierliche Miss Mary Potter. Inzwischen war er so gefährlich wie ein verwundeter Puma.
    Als Mary am nächsten Freitag von der Schule nach Hause kam, lag ein Brief von Senator Allard in ihrem Briefkasten. Ihre Finger zitterten, als sie den Umschlag aufriss. Wenn der Senator Joe seine Empfehlung verweigerte, wusste sie nicht, wie es weitergehen sollte. Der Weg über Senator Allard war nicht die einzige Möglichkeit, aber von allen schien er der Interessierteste gewesen zu sein. Eine Absage von ihm wäre niederschmetternd.
    Der Brief des Senators an sie war ein kurzer Dank, dass sie seine Aufmerksamkeit auf den jungen Joe Mackenzie gelenkt hatte. Er hatte beschlossen, Joe für die Akademie zu empfehlen. Sobald der Junge die Highschool abgeschlossen hätte, könnte er in der Kadettenklasse beginnen. Von da an lag es allein bei Joe, ob er die hohen akademischen und körperlichen Anforderungen der Akademie erfüllen würde.
    Ein persönlicher Glückwunschbrief an Joe lag dem Schreiben bei.
    Mary presste das Blatt an die Brust, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatten es geschafft! Und so schwer war es nicht einmal gewesen. Sie war schon darauf eingestellt gewesen, jede Woche eine Petition an sämtliche Kongressabgeordneten zu schreiben, aber das war gar nicht nötig. Joes Noten hatten es erreicht.
    Das war eine zu gute Neuigkeit, um warten zu können. Mary stieg in ihren Wagen und fuhr den Berg der Mackenzies hinauf. Der Schnee war längst geschmolzen, farbenfrohe Wildblumen blühten am Straßenrand. Nach der strengen Winterkälte genoss Mary den Frühling umso mehr, auch wenn es lange noch nicht so warm war wie in Savannah um diese Jahreszeit. Mary war so glücklich und aufgeregt, dass sie nicht einmal auf den Abgrund achtete, der steil neben der Straße abfiel. Nur die wilde Ursprünglichkeit der majestätischen Berge sah sie und das strahlende Blau des endlosen Himmels über sich. Sie atmete tief durch. Ja, der Frühling machte den Winter wett. Sie fühlte sich hier zu Hause.
    Kies spritzte unter den Autoreifen auf, als sie vor der Hintertür von Wolfs einstöckigem Haus vorfuhr. Der Motor war kaum ausgestellt, als Mary auch schon aus dem Wagen sprang, die wenigen Stufen zur Veranda hinauflief und gegen die Tür hämmerte. „Wolf! Joe!" Sie schrie vor Aufregung, gar nicht ladylike, aber das war ihr gleich. Manche Situationen verlangten einfach danach, dass man sich lautstark bemerkbar machte.
    „Mary!"
    Der Ruf erschallte hinter ihr, und sie wirbelte herum. Wolf kam erschreckt aus der Scheune hervorgestürzt, sein muskulöser Körper schien in Kampfbereitschaft zu sein. Mary stieß einen Jauchzer aus und rannte auf ihn zu, der Rock flog ihr um die Knie, in der hoch erhobenen Hand wedelte sie mit den Briefen. „Er hat es geschafft!", rief sie. „ Er hat es geschafft!"
    Wolf bremste ab und sah verblüfft der gesitteten, zurückhaltenden Lehrerin entgegen, die hüpfend und springend auf ihn zukam. Ihm wurde gerade noch klar, dass nichts Ernstes passiert sein konnte, weil sie lachte, da war sie auch schon bei ihm und warf sich ihm in die Arme.
    „Er hat es geschafft!"
    Das konnte nur eines bedeuten ... Wolf fühlte, wie seine Kehle eng wurde. „Er hat es geschafft?"
    Sie wedelte mit den Briefen vor seinem Gesicht. „Er hat es geschafft! Senator Allard ... das war in meinem Briefkasten ... ich konnte nicht warten ... wo ist Joe?“ Sie merkte, dass sie keinen Satz zu Ende brachte, aber sie war zu aufgeregt, um sich darauf zu konzentrieren.
    „Er ist in der Stadt, Baumaterial holen. Verdammt, Mary, bist du sicher? Joe muss doch noch ein Jahr zur Schule ...“
    „Kein Jahr mehr, nicht bei dem Tempo, das er vorlegt. Aber er muss siebzehn sein. Der Senator hat ihn für die Kadettenklasse empfohlen, sobald er seinen Abschluss hat.“
    Stolz erfasste

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