Das Land der MacKenzies
er sie wollte, und beschrieb auch wie, aber von Liebe sprach er nie. Nicht einmal im Taumel der Lust entschlüpften ihm diese Worte, während sie, überwältigt von ihren Gefühlen, laut herausschrie, wie sehr sie ihn liebte. Wenn seine Lust für sie erst erkaltete, war es gut denkbar, dass er sie aus seinem Leben ausschloss. Für ein solches Ende würde sie sich wappnen, aber bis dahin wollte Mary alles genießen, was sie mit ihm zusammen erlebte.
Sie wusste, dass sie nur in seinem Haus lebte, damit sie in Sicherheit war. Es war ein vorübergehendes Arrangement, noch dazu eines, das in einer kleinen Stadt wie Ruth für einen deftigen Skandal sorgen würde, sollte es bekannt werden. Die Kleinstadtlehrerin tat sich mit dem schwarzen Schaf der Stadt zusammen! Ihre Karriere stand auf dem Spiel, aber das war ihr die Zeit mit Wolf wert. Sollte sie ihren Job verlieren, so würde sie andere Jobs finden. Aber nie würde sie einen anderen Mann finden, den sie so liebte wie Wolf. Sie war jetzt neunundzwanzig, und nie hatte sie sich für einen Mann interessiert. Es gab Menschen, die liebten nur ein einziges Mal in ihrem Leben, und scheinbar gehörte sie dazu.
Sich über die Zukunft Gedanken zu machen erlaubte sie sich nur, wenn sie allein im Auto auf dem Weg zur Schule oder nach Hause war. Nicht eine Sekunde von ihrer Zeit mit Wolf wollte sie mit trüben Grübeleien verschwenden. Mit ihm war sie lebendig, dann fühlte sie sich wie eine begehrenswerte Frau.
Natürlich machte sie sich Sorgen um Wolf und Joe. Sie wusste, dass Wolf den Mann jagte, und kam halb um vor Angst, dass Wolf etwas zustoßen könnte. Sie verbot sich, daran zu denken, dass er vielleicht sogar getötet werden könnte. Und Joe brütete auch etwas aus, sie wusste es. Er glich seinem Vater zu sehr, als dass sie die Zeichen falsch deuten könnte. Er schien ständig mit etwas in Gedanken beschäftigt und war viel zu ernst, so als habe er eine Wahl zu treffen, wenn die Alternativen ihm ganz und gar nicht behagten. Doch sie konnte ihm nicht den geringsten Hinweis entlocken, und genau das ängstigte sie. Joe und sie hatten von Anfang an miteinander reden können.
Joe war in Alarmbereitschaft. Er hatte Pam gewarnt, noch vorsichtiger als sonst zu sein. Er stellte auch sicher, dass sie nie allein war, wenn sie irgendwohin ging. Aber natürlich bestand immer die Möglichkeit, dass sie die Vorsicht beiseiteschob. Außerdem zeigte er sich häufig allein, scheinbar zufällig und unbedarft, doch nichts geschah. Alles in der Stadt blieb ruhig, auch wenn die gereizte Atmosphäre zu spüren war. Er kam zu derselben Einsicht, die sein Vater auch schon geäußert hatte: Ohne Anhaltspunkte konnten sie nichts anderes tun, als auf der Hut zu sein und darauf zu warten, dass der Verbrecher einen Fehler machte.
Als Joe seinem Vater mitteilte, er würde mit Pam zum Tanz gehen, sah Wolf ihn durchdringend an. „Weißt du, auf was du dich da einlässt?“
„Das hoffe ich.“
„Pass gut auf dich auf.“
Der dringende Rat brachte ein dünnes Lächeln auf Joes Lippen. Vielleicht war es ein Riesenfehler, sich auf der Tanzveranstaltung blicken zu lassen. Die Möglichkeit bestand durchaus, dass es ziemlich hässlich werden könnte, aber er hatte Pam bereits zugesagt. Und außerdem ... er wollte sie in seinen Armen halten und sich zur langsamen Musik mit ihr auf den Holzbohlen drehen. Auch wenn er wusste, dass er Weggehen würde und deshalb nie etwas Ernstes zwischen ihnen sein konnte, fühlte er sich zu Pam hingezogen. Warum das so war, wusste er nicht, nur, dass er es fühlte, auch wenn es nicht von Dauer sein konnte.
Pam war nervös, als er sie mit seinem Wagen abholte. Sie versuchten, es mit übertrieben munterem Geplauder zu überspielen, bis Joe ihr die Hand auf den Mund legte. „Ich weiß“, murmelte er. „Ich bin auch unruhig.“
Sie warf den Kopf zurück und befreite so ihren Mund. „Ich habe keine Angst. Es geht schon in Ordnung, du wirst sehen. Ich sagte doch, dass wir alle darüber geredet haben.“
„Warum bist du dann so nervös?“
Sie wandte das Gesicht ab und räusperte sich. „Na ja ... es ist das erste Mal, dass ich mit dir ausgehe, und ich fühle mich so ... ich weiß nicht, nervös und verängstigt und aufgeregt, alles zur gleichen Zeit.“
Solange er über ihre Worte nachdachte, herrschte Stille im Truck. Dann hob Joe an: „Nervös und aufgeregt kann ich verstehen. Aber warum verängstigt?“
Pam schwieg lange, bevor sie antwortete, und eine leichte
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