Das Land der MacKenzies
blauen Augen ließen den Älteren innehalten. Joe war erst sechzehn, aber er war groß und muskulös gebaut, und in seiner Haltung lag etwas, dass Mr. Hearst abbrechen ließ.
Pam mischte sich sofort wieder ein. Sie war ein intelligentes und fröhliches Mädchen, aber genauso stur wie ihr Vater. „Lass bloß Miss Potter in Frieden. Sie ist die beste Lehrerin, die wir je hatten. Und solltest du irgendetwas versuchen, um sie loszuwerden, dann - das schwöre ich! - gehe ich von der Schule ab!"
„Du wirst nichts dergleichen tun!"
„Ich schwöre dir, ich höre auf! Ich liebe dich, Dad, aber du liegst völlig falsch! Wir alle haben gestern in der Schule darüber geredet. Jahrelang haben wir zugesehen, wie mies die Lehrer Joe behandelt haben, und dabei ist er der Intelligenteste von uns allen. Und Wolf Mackenzie war der Einzige, der dafür gesorgt hat, dass wir Mädchen sicher nach Hause kommen. Niemand sonst hat daran gedacht. Oder interessiert es dich nicht, ob ich sicher zu Hause ankomme?"
„Natürlich interessiert es ihn." Mary war hinzugekommen, ohne dass jemand außer Joe es bemerkt hatte.
„Aber Wolf hat die militärischen Erfahrungen, um zu wissen, was zu tun war.“ Das war ihr gerade eingefallen. Sie wusste zwar nicht, ob das stimmte, aber es hörte sich gut an. Sie legte Mr. Hearst die Hand auf den Arm. „Warum kümmern Sie sich nicht weiter um Ihre Kunden und lassen die beiden das allein ausfechten? Sie wissen doch, wie Teenager sind.“
Und irgendwie fand Ralph Hearst sich plötzlich vorn bei der Kasse wieder, bevor er recht wusste, wie ihm geschah. Erbost sah er Mary an. „Ich will nicht, dass meine Tochter mit einem Halbblut ausgeht!“
„Mit diesem Halbblut ist sie sicherer als mit jedem anderen Jungen“, erwiderte Mary trocken. „Der Junge ist solide wie ein Fels in der Brandung. Weder trinkt er, noch fährt er riskant, und er hat auch gar nicht die Absicht, sich mit einem Mädchen einzulassen. Er weiß, dass er fortgehen wird.“
„Ich will nicht, dass meine Tochter mit einem Indianer zusammen ist!“
„Heißt das, Charakterstärke und Integrität bedeuten Ihnen nichts? Wäre es Ihnen lieber, Pam würde mit einem Anglo ausgehen, der betrunken Auto fährt und vielleicht einen tödlichen Unfall verursacht, anstatt mit einem nüchternen Indianer, der sie mit seinem eigenen Leben beschützen würde?“
Mr. Hearst stutzte zunächst, dann rieb er sich nervös den Nacken. „Nein, natürlich nicht. So meinte ich das auch nicht“, murmelte er.
Mary seufzte. „Wenn ich eines von meiner Tante Ardith gelernt habe, dann, dass man einen Menschen immer nach seinem Charakter beurteilen sollte. Das tun Sie doch auch, Mr. Hearst, nicht wahr? Wenn Sie wählen, dann wählen Sie doch die Kandidaten, die Sie als integer und anständig beurteilen, oder?“
„Natürlich.“ Mr. Hearst war deutlich anzusehen, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte.
„Und?“, hakte sie unerbittlich nach.
„Schon gut, schon gut! Es ist nur ... manche Dinge lassen sich eben nicht so leicht vergessen. Keine Dinge, die Joe getan hätte, aber ... Dinge eben. Und sein Vater ...“ „... ist ebenso stolz und unbeugsam wie Sie, Mr. Hearst“, fiel Mary ihm ins Wort. „Alles, was er je wollte, war ein Ort, an dem er seinen mutterlosen Sohn zu einem anständigen Mann großziehen kann.“ Sie trug so dick auf, dass es sie nicht überrascht hätte, wenn Violinen im Hintergrund erklungen wären. Aber es wurde Zeit, dass diese Leute hier ein paar Dinge über Wolf erfuhren. Doch dem armen Mr. Hearst würde sie erst einmal eine Atempause gönnen. „Warum besprechen Sie das nicht in Ruhe mit Ihrer Frau?“
Er wirkte sehr erleichtert über diesen Vorschlag. „Ja, das werde ich.“
Joe kam auf sie zu. Pam hatte sich angelegentlich darangemacht, einen Stapel Farbverdünner zu ordnen. Mary bezahlte ihre Einkäufe, und Joe nahm die Tüte vom Tresen. Schweigend gingen sie nebeneinander hinaus.
„Nun?“, fragte Mary, kaum dass sie auf der Straße standen.
„Nun, was?“
„Gehst du mit ihr zum Tanzen?“
„Sieht so aus. Sie akzeptiert kein Nein. Da kenne ich übrigens noch jemanden, der das nicht kann.“
Mary bedachte ihn mit einem strengen Blick, ohne auf die Bemerkung einzugehen. Als er die Wagentür für sie aufhielt, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Erschreckt sah sie ihn an. „O nein! Joe, dieser Mann vergreift sich an Frauen, die dir und Wolf Sympathie entgegenbringen!“
Er verspannte sich
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