Das Land der MacKenzies
augenblicklich und presste fluchend die Lippen zusammen. „Ich werde ihr sagen, dass es nicht geht“, meinte er nach kurzem Überlegen.
„Das wird nichts nützen. Wie viele Leute haben gehört, was sie über dich und Wolf gesagt hat? Morgen weiß es die ganze Stadt, ob du nun mit ihr ausgehst oder nicht.“
Joe antwortete nicht und schlug nur stumm die Wagentür zu, nachdem Mary eingestiegen war. Er hatte eine grimmige Miene aufgesetzt, viel zu grimmig für einen Jungen seines Alters.
Eine Idee begann in seinem Kopf Gestalt anzunehmen. Er würde Pam warnen und auf sie aufpassen, doch vielleicht würde dieser Zwischenfall den Vergewaltiger wieder hervorlocken. Joe würde sich an Marys Plan halten, allerdings einen anderen Köder anbieten - sich selbst. Vielleicht würde dieser Kerl ja endlich auf seine eigentlichen Ziele losgehen. Joe war sich bewusst, welches Risiko er einging, aber solange Wolf nicht endlich eine Spur fand, sah er keine andere Möglichkeit.
Sobald sie zu Hause ankamen, suchte Mary nach Wolf, konnte ihn jedoch nicht finden. Sie zog sich Jeans an und ging zu Joe in den Stall. Joe striegelte gerade ein Pferd. „Hast du Wolf gesehen?“
„Sein Hengst steht nicht in der Box. Wahrscheinlich reitet er die Zäune ab.“ Oder er sucht nach Spuren, dachte Joe, aber das sagte er Mary nicht.
Mary bat ihn, ihr zu zeigen, wie man ein Pferd striegelte, und übernahm die Bürste. Sie striegelte das Tier, bis ihr der Arm schmerzte. Als sie eine kurze Pause einlegte, schnaubte der Hengst empört, und so machte sie hastig weiter. „Das ist anstrengender, als es aussieht“, schnaufte sie.
Joe grinste sie über den Rücken eines anderen Pferdes an. „Das trainiert die Muskeln. Aber der da ist fertig, also verwöhnen Sie ihn nicht zu sehr. Der bleibt den ganzen Tag so stehen, solange Sie weitermachen.“
„Warum hast du mir das nicht gesagt?“ Sofort hörte sie auf und trat zurück. Joe führte das Tier zurück in die Box, und Mary ging zum Haus. Sie hatte die Veranda schon fast erreicht, als sie das rhythmische Dröhnen von Pferdehufen hörte. Als sie sich umdrehte, sah sie Wolf auf sich zureiten.
Ihr stockte der Atem. Obwohl sie nicht das Geringste von Pferden verstand, ahnte sie doch, dass nicht viele Menschen so auf einem Pferderücken saßen. Da gab es kein hektisches Auf und Ab, keine Unsicherheiten. Wolf verschmolz mit den fließenden Bewegungen des Tieres, sodass es aussah, als säße er reglos im Sattel. Die Komantschen waren eines der besten Reitervölker der Welt, besser noch als die Beduinen oder die Berber, und Wolf hatte alles vom Volk seiner Mutter gelernt. Nur mit den Schenkeln kontrollierte er den mächtigen Hengst, die Zügel hielt er locker in der Hand, um dem empfindlichen Maul des Tieres keinen Schaden zuzufügen.
Er ließ das Pferd traben, als er näher kam. „Gab’s heute Probleme?“
Sie entschied, Wolf nichts von Pam Hearst zu erzählen. Das war Joes Angelegenheit, er würde es seinem Vater berichten, wenn und wann er es für angebracht hielt. „Wir haben nichts Verdächtiges bemerkt, und gefolgt ist uns auch niemand.“
Wolf stützte sich mit den Armen auf den Sattelknauf. Sein Blick glitt über Mary. „Kannst du reiten?“
„Nein. Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen.“ „Das lässt sich sofort ändern.“ Er nahm den Fuß aus dem Steigbügel und streckte ihr eine Hand entgegen. „Stell den linken Fuß in den Bügel, und heb dich mit Schwung hoch.“
Sie versuchte es. Sie wollte es schaffen. Doch der Hengst war zu groß, sie bekam nicht einmal den Fuß in den Steigbügel. Eingeschnappt und frustriert starrte sie auf das Tier, aber Wolf lachte nur und setzte sich wieder richtig in den Sattel. „Komm her, ich ziehe dich rauf."
Er beugte sich zu ihr herunter und fasste sie unter den Achseln. Mary atmete tief ein und klammerte sich an Wolfs Arme, als ihre Füße in der Luft hingen. Sekundenbruchteile später saß sie vor Wolf auf dem Pferd und griff nach dem Sattelknauf. Wolf nahm wieder die Zügel in die Hand und trieb das Pferd vorsichtig an.
„Hier sitzt man ziemlich hoch", bemerkte Mary. Sie hüpfte so stark auf und ab, dass ihr die Zähne aufeinanderschlugen.
Wolf lachte und schlang einen Arm um sie. „Entspann dich, fühle den Rhythmus des Pferdes.“ Ihr Rücken lag jetzt an seiner Brust. „Fühle, wie ich mich bewege, und pass dich an."
Sie tat wie geheißen, und schon merkte sie, wie sie automatisch tiefer in den Sattel sank. Ihr Körper
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