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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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stützen, um Mary zu betrachten und mit den Fingerspitzen über ihre Haut zu streichen, fasziniert von dem Kontrast seiner dunklen Hand auf ihrer hellen Haut.
    Der Sommer in Wyoming war im Vergleich zu Savannah kühl und trocken, doch pünktlich zu Ferienbeginn hatte eine Hitzewelle eingesetzt, die die Temperaturen bis auf über dreißig Grad schnellen ließ. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte Mary, sie hätte Shorts, die sie tragen könnte. Tante Ardith hatte so etwas natürlich nie erlaubt. Mary stellte jedoch fest, dass die dünnen Baumwollröcke wesentlich angenehmer zu tragen waren als die neuen Jeans, die sie so sehr liebte. Nicht dass Tante Ardith die Röcke gutgeheißen hätte, vor allem weil Mary weder Unterrock noch Mieder trug. Beide Kleidungstücke gehörten unverbrüchlich zur täglichen Garderobe der Tante, und jede Frau, die darauf verzichtete, wäre von der Tante sofort als leichtes Mädchen eingestuft worden.
    An diesem Morgen - Joe war zu seinem Kurs unterwegs - ging Mary zum Stall hinüber und dachte über ihr Zusammenleben mit Wolf nach.
    Sie hörte Schnauben und Stampfen aus dem kleinen Korral hinter dem Stall. Das sagte ihr, dass sie Wolf dort finden würde. Und nach ihm suchte sie.
    Als sie um den Stall ging, blieb sie wie angewurzelt stehen. Wolfs Hengst bestieg gerade die Stute, auf der sie ihre Reitstunden gehabt hatte. Die Vorderhufe der Stute waren angebunden, die hinteren Hufe waren mit Bandagen umwickelt. Der Hengst schnaufte mit geblähten Nüstern und stieß seltsame Laute aus, die Stute wieherte auf. Wolf hielt ihren Kopf und beruhigte sie mit leiser
    Stimme. „Na siehst du, Baby. Du wirst doch mit diesem großen alten Kerl fertig, nicht wahr?“
    Das Ganze war in kürzester Zeit vorüber. Der Hengst glitt von der Stute und schnupperte mit gesenktem Kopf. Wolf sprach weiter auf die Stute ein, während er ihre Vorderbeine losband. Als er die Bandagen von den Hinterbeinen abnahm, trat Mary dazu.
    „Du ... du hast sie gefesselt!“, warf sie ihm entrüstet vor.
    Grinsend rollte Wolf die Bandagen auf. Da stand sie, Miss Mary Elizabeth Potter, in ihrer ganzen Empörung, den Rücken kerzengerade durchgedrückt, das Kinn erbost vorgeschoben. „Ich habe sie nicht gefesselt“, erklärte er geduldig. „Ich habe ihr nur die Vorderbeine angebunden.“
    „Damit sie nicht vor ihm weglaufen konnte!“
    „Sie wollte gar nicht weglaufen.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Sie hätte ihn getreten, wenn sie nicht für ihn bereit gewesen wäre.“ Er führte die Stute zurück in den Stall, und Mary folgte ihm mit empörter Miene.
    „Und was hätte ihr das genützt? Du hast ihr doch diese Bandagen umgelegt, damit er nichts davon merkt!“
    „Nun, ich wollte nicht, dass mein Hengst verletzt wird. Auf der anderen Seite ... hätte sie sich gewehrt, dann hätte ich ihn von ihr weggezogen und sie da rausgeholt. Wenn eine Stute sich weigert, sich decken zu lassen, dann habe ich entweder den Zeitpunkt falsch eingeschätzt, oder etwas stimmt nicht mit ihr. Aber du hattest gar nichts gegen ihn, nicht wahr, mein Mädchen?“
    Mary sah mit düsterem Blick zu, wie er der Stute liebevoll den Hals klopfte und sie dann zu striegeln begann. Ihr gefiel die Idee nicht, dass die Stute vor dem Hengst nicht hatte weglaufen können, auch wenn das Tier jetzt ruhig und friedlich dastand, als sei nichts passiert. Es wühlte Mary auf, irgendwo ganz tief in ihrem Innern, und hatte nichts mit Logik zu tun. Sie fühlte sich einfach unwohl.
    In der Hocke vor dem Wasserhahn wusch Wolf sich die Hände, nachdem er das Pferd versorgt hatte. Als er aufblickte, stand Mary immer noch reglos da, und er erkannte den beunruhigten, ja fast verängstigten Blick in ihren Augen. „Was ist denn?“
    Mary bemühte sich, das dumpfe Gefühl abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht. „Es sah so ... so ...“ Ihre Stimme erstarb, aber Wolf hatte sie verstanden.
    Er kam auf sie zu und war nicht überrascht, als sie einen Schritt zurückwich. „Pferde sind Tiere, keine Menschen“, sagte er sanft. „Sie sind groß, und sie schnauben und stoßen seltsame Laute aus. Es sieht grob aus, aber so paaren Pferde sich nun mal. In der freien Wildbahn geht es noch viel rauer zu. Da treten und beißen sie sich.“
    Mary sah zu der Stute. „Ich weiß. Es ist nur ...“ Sie hielt inne. Was sie so aufregte, konnte sie einfach nicht in Worte fassen.
    Wolf legte ihr die Hände um die Taille. Leicht nur, damit sie nicht das Gefühl hatte, gefangen

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