Das Land der Pelze
eingeschlossen, die aber nicht arktischen Baumarten, sondern solchen aus der Tropenzone angehörten. Offenbar hatte sie der Golfstrom hier hinauf getragen, wo sie, vom Froste gefesselt, mit dem Eise den Rückweg nach dem wärmeren Oceane antraten. Auch Schiffskielstücke und andere Trümmer fehlten dazwischen nicht.
Gegen fünf Uhr zwang die eingetretene Dunkelheit, den Weitermarsch aufzugeben, nachdem man in dem Thale gegen zwei Meilen zurück gelegt hatte, ohne in Folge der Windungen desselben die Entfernung in gerader Linie abschätzen zu können.
Jasper Hobson ließ nun halten. In Zeit von einer halben Stunde arbeiteten Marbre und Sabine mittels der Schneemesser eine Höhle im massiven Eise aus, in welche Alle hinein schlüpften, ihr Nachtmahl verzehrten, und in Folge der Anstrengung durch den Weg sehr bald sanft entschlummerten.
Um acht Uhr früh war Alles auf den Füßen, und schlug Jasper Hobson wieder den Weg längs des Thales ein, um sich zu überzeugen, ob dieses nicht die ganze Breite der Eismauer durchziehe. Dem Stande der Sonne nach veränderte sich die Richtung desselben nach Nordosten in die nach Südosten.
Um elf Uhr stiegen Lieutenant Hobson und seine Begleiter an der anderen Seite der Eismauer hinab. Unzweifelhaft war hier also ein Durchgang vorhanden.
Die ganze Ostseite des Eisfeldes bot den nämlichen Anblick wie die Westseite, dasselbe Chaos von Schollen, dieselbe Zerklüftung durch Blöcke, Eisberge und Spitzhügel so weit das Auge reichte, da und dort durch kleine ebene Flächen unterbrochen oder durch offene Spalten, deren Ränder schon wegthauten, getrennt. Sonst gähnte überall dieselbe Wüstenei, dieselbe Verlassenheit den Beschauern entgegen. Kein lebendes Geschöpf war in dieser Einöde sichtbar!
Eine Stunde lang verweilte Mrs. Paulina Barnett auf einem Spitzhügel, versunken in den trostlosen Anblick dieser Polar-Landschaft. Wieder kam ihr unwillkürlich die vor fünf Monaten versuchte Abreise in den Sinn, und vor ihren Augen erschien das ganze Personal der Colonie als traurige Karawane, wie sie durch Nacht und Frost inmitten solcher Eiswüsten und bedroht von lauernden Gefahren sich nach dem Festlande Amerikas zu retten suchte!
Jasper Hobson weckte sie endlich aus ihrer Träumerei.
»Madame, sagte er, wir sind nun über vierundzwanzig Stunden von dem Fort weg, und kennen den Durchmesser dieser Eisbank. Unserem Versprechen gemäß wollten wir nicht über achtundvierzig Stunden ausbleiben; demnach, denke ich, ist es Zeit, den Rückweg anzutreten.«
Beim Bruch eines Eisberges. (S. 390.)
Mrs. Paulina Barnett widersprach nicht. Der Zweck des Ausflugs war ja erreicht worden. Die Packeiswand von mittelmäßigem Durchmesser versprach sich bald zu lösen und Mac Naps Schiffe ein freies Fahrwasser zu eröffnen. Der baldige Antritt der Heimkehr empfahl sich auch noch deshalb, weil ein etwaiger Witterungswechsel mit Schneewehen den Zug durch das Thal unendlich erschweren mußte.
»Ich denke, es ist Zeit, den Rückweg anzutreten.« (S. 392.)
So brach man nach eingenommenem Frühstück um ein Uhr wieder auf. Um fünf Uhr lagerte man sich, wie am Tage vorher, in einer Eishöhle, und nach der ohne Zwischenfall verbrachten Nacht gab Lieutenant Hobson am 9. März früh um acht Uhr Befehl zum Weiterziehen.
Schon glänzte bei klarem Himmel die Sonne über der Eismauer und grüßte die Sohle des Thales mit einzelnen Strahlen. Jasper Hobson und seine Begleiter wandten ihr, da sie nach Westen zogen, den Rücken, und doch trafen jene Strahlen ihre Augen, da jene sich an den kreuz und quer gelagerten Schollen tausendfach wiederspiegelten.
Mrs. Paulina Barnett und Kalumah blieben plaudernd und umherschauend eine Strecke zurück und folgten der schmalen Fußspur Marbre’s und Sabine’s. Man gab sich der Hoffnung hin, die Eisbank bis Mittag zu durchwandern und noch die drei Meilen bis zur Insel Victoria zurück zu legen. So mußte die kleine Gesellschaft vor Sonnenuntergang im Fort eintreffen, und konnten ihre Gefährten wegen der wenigen Stunden Verspätung nicht besonders beunruhigt sein.
Hierbei rechnete man jedoch ohne einen Zwischenfall, den allerdings keine menschliche Vorsicht hätte ahnen können.
Es mochte gegen zehn Uhr sein, als Marbre und Sabine, die etwa zwanzig Schritte voraus waren, plötzlich stehen blieben. Sie schienen über Etwas nicht einig zu werden. Als die Uebrigen nachkamen, sahen sie, wie Sabine, die Boussole in der Hand, diese seinem Kameraden wies,
Weitere Kostenlose Bücher