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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hobson nicht minder wie Mrs. Paulina Barnett lag natürlich sehr viel daran, bald zu wissen, ob sie nun nach Norden oder nach Süden hin treiben würden.
    Es verdient bemerkt zu werden, daß die muthige Frau immer und in allen Stücken eine weit über die gewöhnliche ihres Geschlechts hinausgehende Energie zeigte. Alltäglich sahen es ihre Gefährten, wie sie, allen Anstrengungen, dem schlechtesten Wetter, dem Regen und dem Schnee trotzend, irgend einen Theil der Insel recognoscirte und sich dabei wohl auch auf das halb aufgelöste Eisfeld hinauswagte, und wenn sie davon zurückkam, dann nahm sie sich wieder des häuslichen Lebens in der Factorei an und war, wacker unterstützt von ihrer Madge, stets mit Rath und That zur Hand.
    Mrs. Paulina Barnett sah der Zukunft unverzagt in’s Auge, und wenn auch Befürchtungen sie anwandelten oder böse Ahnungen, von denen sie ihren Geist nicht völlig befreien konnte, so ließ sie doch nie etwas davon wahrnehmen. Immer erschien sie als die vertrauensselige, muthige Frau, als welche man sie kannte, und Niemand hätte unter ihrer gleichbleibenden guten Laune die Gemüthsbewegungen errathen können, denen sie sich doch nicht zu entziehen vermochte. Jasper Hobson zollte ihr seine ungetheilte Bewunderung.
    Auch zu Kalumah hatte dieser ein unbedingtes Zutrauen und verließ sich nicht selten auf den natürlichen Instinct der jungen Eingeborenen, wie etwa die Jäger auf den ihrer Hunde. Die übrigens mit vortrefflichen Anlagen ausgestattete Kalumah bewies sich mit allen Zufällen und Erscheinungen der Polarmeere vollkommen vertraut. An Bord eines Walfängers hatte sie die Stelle eines »
Icemaster
«, des Piloten, der vor Allem auf die Führung des Schiffes durch die Schollen hindurch zu achten hat, gewiß zur Zufriedenheit versehen. Jeden Tag faßte Kalumah den Zustand des Eisfeldes in’s Auge, und nur aus dem Geräusch der sich in der Ferne brechenden Eisberge beurtheilte sie schon den Fortschritt der Zersetzung. Ein sichrerer Fuß konnte sich auf dieses gefährliche Feld gar nicht hinauswagen. Durch Instinct wußte sie, wenn das »von unten angefaulte« Eis keine genügende Sicherheit mehr bot, und ohne Zaudern eilte sie über das von Sprüngen und Spalten zerrissene Eisfeld.
    Vom 20. bis zum 30. März machte das Thauwetter sehr beträchtliche Fortschritte, welche der reichliche und laue Regen nicht wenig beschleunigte. In kurzer Zeit war die vollständige Zerstörung desselben zu erwarten, und vielleicht sollten kaum vierzehn Tage vergehen, bis Jasper Hobson sein Fahrzeug dem wieder offenen Meere übergeben konnte.
    Zum Zaudern war er nicht der Mann, zumal da es zu befürchten stand, daß der Kamtschatka-Strom sie noch weiter nach Norden hin verschlagen würde.
    »Das ist aber nicht zu befürchten, wiederholte Kalumah immer wieder.
    Der Eisbruch geht nicht aufwärts, sondern dahin; dort ist die Gefahr!« und wies nach Süden, wo sich der ungeheure Stille Ocean ausdehnte.
    Das junge Mädchen verblieb hartnäckig bei ihrer Ansicht. Jasper Hobson kannte diese, und beruhigte sich dabei, denn er sah es als die geringste Gefahr an, daß die Insel in dem wärmeren Wasser jenes Meeres ihren Untergang finden sollte. Vorher würde ja das ganze Personal der Factorei an Bord der Schaluppe eingeschifft sein, und es konnte nur einer kurzen Ueberfahrt bedürfen, um den einen oder den anderen Continent zu erreichen, weil die Meerenge zwischen dem Ostcap an der ostasiatischen, und dem Cap Prince de Galles an der amerikanischen Küste nur ein schmales Becken bildete.
    Es erscheint begreiflich, mit welcher Aufmerksamkeit man die geringste Veränderung der Insel beachten mußte. Die Lage wurde demnach immer, sobald der Zustand des Himmels es gestattete, bestimmt, und von dieser Zeit ab ergriffen Lieutenant Hobson und seine Begleiter alle Vorsichtsmaßregeln zu einer bevorstehenden und vielleicht übereilten Einschiffung.
    Die eigentlichen ersten Zwecke der Factorei, d.h. die Jagd und die Unterhaltung der Fallen, gab man selbstverständlich ganz auf, und strotzten die Magazine von Pelzfellen, welche doch zum größten Theil verloren waren. Jäger und Fallensteller feierten also. Der Meister Zimmermann vollendete mit seinen Leuten das Fahrzeug in der Erwartung, dasselbe, sobald das Meer frei wäre, vom Stapel laufen zu lassen, und beschäftigte sich dann damit, das Hauptgebäude des Forts noch fester zu machen, da es während des Thauwetters einem starken Drucke durch das Eis der Küste ausgesetzt

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