Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Fischadler zu erlegen, welche eine Flügelspannweite von sechs Fuß zeigten, – ein paar prächtige Proben jener, ausschließlich Fische fressender, Zugvögel, welche der Winter bis an die Küsten des Mexicanischen Meerbusens treibt und der Sommer nach den höchsten Breiten Nordamerikas zurücklockt.
    Was die Wanderer aber am meisten interessirte, war der Fang einer Otter, deren Fell mehrere hundert Rubel gilt.
    Das Pelzwerk von dieser kostbaren Amphibie war früher in China sehr gesucht. Wenn diese Felle aber auch an den Märkten des Himmlischen Reiches sehr verloren haben, so stehen sie dafür an denen Rußlands in hoher Gunst. Dort ist ihr Absatz, und zwar zu sehr hohen Preisen, stets gesichert. Auch sind die russischen Händler, welche die ganze Küste von Neu-Cornwallis bis zum Polarmeere durchziehen, sehr begierig nach See-Ottern, deren Vorkommen immer seltener wird.
     

    Zwei Tage und zwei Nächte gefangen. (S. 67.)
     
    Das ist der Grund, warum diese Thiere immer vor den Jägern fliehen, die ihnen bis zu den Küsten von Kamtschatka und nach den Inseln des Behring-Archipels folgen mußten.
    »Doch, fügte Sergeant Felton hinzu, nachdem er seinen Gästen diese Einzelheiten mitgetheilt hatte, die amerikanischen Ottern sind auch nicht zu verachten und diejenigen, welche den See des Großen Bären bewohnen, haben noch immer einen Preis von zwei-bis dreihundert Francs das Stück.«
    Wirklich lebten in den Gewässern des Sees ganz prächtige Ottern. Ein von dem Sergeanten selbst geschickt getroffenes und getödtetes Exemplar mochte wohl die »Wasserschlangen« Kamtschatkas aufwiegen. Es war übrigens von der Schnauze bis zur Schwanzspitze zweiundeinhalb Fuß lang, hatte handförmige Füße, kurze Beine, ein bräunliches, auf dem Rücken dunkleres, am Bauche helleres Fell und lange, seidenglänzende Haare.
    »Ein schöner Schuß, Sergeant, sagte Lieutenant Hobson, der Mrs. Paulina Barnett das prächtige Fell des erlegten Thieres zeigte.
    – Das ist er wohl, Herr Hobson, antwortete Sergeant Felton, und wenn jeder Tag ein solches Otternfell einbrächte, würden wir uns nicht zu beklagen haben. Doch wie viele Zeit geht mit dem Auflauern der Thiere verloren, die mit der äußersten Schnelligkeit schwimmen und untertauchen. Sie selbst gehen nur in der Nacht auf Raub und wagen sich am Tage nur sehr selten aus ihrem Lager heraus, das sich in einer auch von dem geübtesten Jäger nur schwer aufzufindenden Aushöhlung eines Baumstammes oder eines Felsens befindet.
    – Und diese Ottern werden auch immer und immer seltener? fragte Mrs. Paulina Barnett.
    – Ja, Madame, erwiderte der Sergeant, und mit dem Tage, da diese Race einmal ausstirbt, werden sich auch die Erträgnisse der Compagnie wesentlich vermindern. Alle Jäger streiten vorzüglich um dieses Pelzwerk, und die Amerikaner bedrohen uns mit einer verderblichen Concurrenz. Haben Sie auf Ihrer Herreise, Herr Lieutenant, keinen Agenten einer amerikanischen Compagnie getroffen?
    – Keinen Einzigen, antwortete Jasper Hobson. Besuchen Jene überhaupt diese Gebiete im hohen Norden?
    – Gewiß, Herr Hobson, bestätigte der Sergeant, und wenn diese lästigen Menschen in der Nähe sind, ist es gut, auf seiner Hut zu sein.
    – Diese Agenten sind wohl Straßenräuber? fragte Mrs. Barnett.
    – Nein, Mistreß, entgegnete der Sergeant; aber es sind furchtbare Rivalen, und ist das Wild rar, dann fallen auch ein paar Schüsse zwischen den Jägern gegenseitig. Ich glaube sogar vorhersagen zu können, daß die Amerikaner, die der Himmel verderben möge, sollte der Versuch der Compagnie mit Erfolg gekrönt sein und es Ihnen gelingen, an der äußersten Grenze des Landes ein Fort zu errichten, nicht zögern werden, Ihrem Beispiele zu folgen.
    – Was thut das? erwiderte der Lieutenant. Die Jagdgebiete sind groß und unter der Sonne ist für Jedermann Platz. Wir wollen also getrost den Anfang machen. Immer vorwärts, so lange der Boden den Füßen nicht fehlt und Gottes Hilfe mit uns ist!«
    Nach dreistündigem Spaziergange kehrten Alle nach Fort-Confidence zurück. Im großen Saale desselben erwartete sie eine leckere, aus Fisch und frischem Wild bestehende Mahlzeit, der sie alle Ehre anthaten. Einige Plauderstunden im Salon beschlossen diesen Tag, und auch die Nacht spendete den Besuchern des Forts einen vortrefflichen Schlaf.
    Am anderen Morgen, den 31. Mai, waren Mrs. Paulina Barnett und Jasper Hobson schon seit fünf Uhr auf den Füßen. Der Lieutenant wollte diesen ganzen Tag

Weitere Kostenlose Bücher