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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dem Besuche des Indianerlagers widmen, um dabei alle ihm behilfliche Nachrichten einzuziehen. Er schlug auch Thomas Black vor, an dem Ausfluge Theil zu nehmen. Der Astronom zog es jedoch vor, auf dem Lande zu bleiben. Er wünschte einige astronomische Beobachtungen anzustellen und die Lage von Fort-Confidence nach Länge und Breite genau zu bestimmen. Mrs. Paulina Barnett und Jasper Hobson sollten demnach allein über den See setzen, wobei ein alter Seemann, Namens Norman, der schon lange Jahre im Dienste der Compagnie stand, die Leitung des Fahrzeuges übernahm.
    Die beiden Passagiere begaben sich also, von Sergeant Felton begleitet, nach dem kleinen Hafen, wo der alte Norman sie schon in seinem kleinen Schiffe erwartete. Letzteres bestand eigentlich nur in einem ungedeckten, am Kiele sechzehn Fuß langen Fischerboot, und war nach Art eines Kutters aufgetakelt, so daß ein Mann zu seiner Bedienung hinreichte. Das Wetter war schön. Eine leichte Brise blies, in sehr günstiger Richtung für die Ueberfahrt, aus Nordosten. Sergeant Felton empfahl sich seinen Gästen, die er um Entschuldigung bat, sie nicht begleiten zu können, doch dürfe er in Abwesenheit des Kapitäns die Factorei nicht so weit verlassen. Die Leine wurde gelöst und das Canot, welches unter Backbordhalfen den kleinen Hafen verließ, glitt schnell über die frischen Gewässer des Sees.
    Die Reise glich wirklich mehr einer anmuthigen Promenade. Der alte und von Natur verschlossene Matrose verhielt sich, das Steuer im Arme, schweigend im Hintertheile des Bootes. Mrs. Paulina Barnett und Jasper Hobson, welche auf Seitenbänken saßen, musterten die Landschaft, die sich vor ihren Augen entrollte.
    Das Fahrzeug segelte in etwa drei Meilen Entfernung von der Nordküste des Sees hin, um eine gerade Linie einhalten zu können. Dabei konnte man leicht die bewaldeten Abhänge, welche nach Westen zu immer niedriger wurden, überblicken. Von dieser Seite aus gesehen schien die Umgebung im Norden des Sees völlig eben zu sein, denn der Horizont erweiterte sich ganz auffallend. Ueberhaupt stach das Ufer hier sehr gegen das des spitzen Winkels ab, an welchem Fort-Confidence, von Tannen grün umrahmt, lag. Noch sah man die Flagge der Compagnie, welche von der Spitze des Wartthurmes daselbst flatterte. Nach Süden und Westen glitzerten stellenweise die von der Sonne schief beleuchteten Wasser des Sees; vorzüglich blendend erschienen aber die beweglichen Eisberge, welche schmelzenden Silberblöcken glichen, und deren Strahlenbrechung das Auge kaum zu ertragen vermochte.
    Von der Eisdecke des Sees, die jeder Winter über diesen legte, war keine Spur mehr vorhanden. Nur diese schwimmenden Berge, welche das Strahlengestirn kaum auflösen konnte, schienen gegen die Polarsonne zu protestiren, die ja nur einen sehr flachen Bogen am Himmel beschrieb, und der die Wärme, nicht aber der Glanz abging.
    Die beiden Passagiere plauderten über derartige Gegenstände und tauschten, wie immer, die Gedanken aus, welche diese fremdartige Natur in ihnen erweckte. Sie bereicherten dadurch ihren Geist mit Erinnerungen, während das Boot, welches sich leicht auf den friedlichen Wellen wiegte, rasch dahinschoß.
    Wirklich näherte sich dasselbe, nachdem es um sechs Uhr früh abgefahren war, schon um neun Uhr demjenigen Punkte der nördlichen Küste, den es anlaufen sollte. Das Indianerlager war nahe der nordwestlichen Ecke des Sees aufgeschlagen. Vor zehn Uhr hatte Norman diese Stelle erreicht und landete an einem ziemlich steilen Gestade.
    Der Lieutenant und Mrs. Paulina sprangen sofort an’s Land.
    Zwei bis drei Indianer – darunter deren federngeschmückter Häuptling, der sie in genügend verständlichem Englisch ansprach –, kamen ihnen entgegen.
    Die Hafen-Indianer, ebenso wie die Kupfer-, die Biber-Indianer und Andere, gehören alle zum Stamme der Chipeways, und unterscheiden sich in Kleidung und Lebensweise nur wenig von einander. Sie stehen übrigens in so häufiger Verbindung mit den Factoreien, daß dieser Handel sie so zu sagen, und soweit das bei einem Wilden eben möglich ist, »britannisirt« hat. Nach den Forts bringen sie ihre Jagdbeute, in diesen vertauschen sie dieselbe gegen andere zum Leben nothwendige Gegenstände, welche sie schon seit einigen Jahren nicht mehr selbst herstellen. Sie stehen gewissermaßen im Solde der Compagnie; durch diese allein existiren sie, und es wäre kaum zu verwundern, wenn sie schon ihre ganze Ursprünglichkeit eingebüßt hätten. Um

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