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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Indianer zu finden, bei welchen die Berührung mit Europäern noch keinen Eindruck hinterlassen hat, muß man bis in die höchsten Breiten, nach den von Eskimos bevölkerten Eisregionen hinausgehen. Der Eskimo ist, wie der Grönländer, das echte Kind dieser Polarländer.
    Mrs. Paulina Barnett und Jasper Hobson begaben sich also nach dem Lager dieser Hafen-Indianer, das eine halbe Meile vom Ufer entfernt lag. Dort trafen sie etwa dreißig Eingeborene, Männer, Weiber und Kinder, an, welche von Jagd und Fischfang lebten und die Umgebungen des Sees ausbeuteten. Nur vor Kurzem waren diese Indianer aus den nördlichsten Gebieten Amerikas zurückgekommen, und gaben Jasper Hobson einige, wenn auch sehr lückenhafte Auskunft über die Verhältnisse des Küstenstriches in der Nähe des siebenzigsten Breitengrades. Cap Bathurst selbst, wohin er sich ja gerade begeben wollte, kannten die Hafen-Indianer nicht. Uebrigens sprach ihr Häuptling von dem Gebiete zwischen dem See des Großen Bären und jenem Cap Bathurst, als von einem sehr unwegsamen Lande, das sehr hügelig und von zahlreichen, jetzt aufgethauten Wasserläufen durchschnitten wäre. Er rieth dem Lieutenant, längs des Coppermine-Flusses, im Nordosten des Sees, hinzuziehen, und so die Küste auf kürzestem Wege zu gewinnen. Am Polarmeere angelangt, würde es leichter sein, dieser Küste zu folgen, und es stände ja dann in Jasper Hobson’s Belieben, Halt zu machen, wo er die Oertlichkeit eben für geeignet hielt.
    Der Lieutenant dankte dem IndianerHäuptling und verabschiedete sich unter Zurücklassung einiger Geschenke. Dann besuchte er in Mrs. Paulina Barnett’s Begleitung noch die Umgebungen des Lagers, und kam erst gegen drei Uhr Nachmittags an das Boot zurück.
Neuntes Capitel.
Ein Binnenseesturm.
    Der alte Seemann erwartete seine Passagiere schon mit einiger Ungeduld.
    Seit einer Stunde hatte sich das Wetter merklich geändert; freilich konnte das Aussehen des Himmels nur einen Mann beunruhigen, welcher Wind und Wolkenbildungen zu beobachten schon gewöhnt war. Die von dichten Dünsten verhüllte Sonne bot nur noch das Bild einer weißlichen, glanz-und strahlenlosen Scheibe. Der Wind hatte sich zwar gelegt, doch hörte man von Süden her das Grollen der Wogen des Sees. Die Anzeichen des nahe bevorstehenden Witterungswechsels waren so plötzlich eingetreten, wie es jenen hohen Breiten eigenthümlich ist.
    »Wir wollen schnellstens abreisen, Herr Lieutenant, sagte der alte Norman, und ja keinen Augenblick verlieren. In der Luft droht Unheil.
    – Wirklich, antwortete Jasper Hobson, der Himmel sieht anders aus, als vorher. Wir hatten die Aenderung gar nicht bemerkt, Mistreß Paulina.
    – Befürchten Sie einen Sturm? fragte die Reisende Norman.
    – Ja, Madame, entgegnete der alte Seemann, und die Stürme auf dem Großen Bärensee sind oft furchtbar, die Orkane wüthen wie im Atlantischen Oceane. Der plötzliche Nebel da oben weissagt nichts Gutes. Immerhin ist es möglich, daß der Tanz vor drei bis vier Stunden nicht losgeht, und bis dahin würden wir Fort-Confidence wohl erreicht haben. Doch lassen Sie uns unverzüglich absegeln, denn das Boot könnte bei den bis zur Wasserlinie aufragenden Felsen in große Gefahr kommen.«
    Der Lieutenant konnte Norman bei Fragen, welche dieser besser zu lösen verstand als er, nicht widersprechen. Uebrigens war der alte Seemann in der Beschiffung gerade dieses Sees wohl erfahren, weshalb man sich wohl seinem Urtheile fügen mußte. Mrs. Paulina Barnett und Jasper Hobson schifften sich also ein.
    Als Norman aber die Bootsleine löste und abstieß, murmelte er – vielleicht in Folge eines beängstigenden Vorgefühls – die Worte:
    »Es wäre wohl besser, jetzt zu warten!«
    Jasper Hobson, dem diese Worte nicht entgangen waren, blickte den schon am Steuer sitzenden alten Seemann besorgt an. Wäre er allein gewesen, so würde er keinen Augenblick gezweifelt haben, abzufahren; die Mitanwesenheit der Mrs. Paulina Barnett verpflichtete ihn aber doch zu größerer Vorsicht. Die Reisende verstand das Zaudern ihres Begleiters.
    »Nehmen Sie auf mich keine besondere Rücksicht, Herr Hobson, sagte sie, und handeln Sie, als ob ich nicht da wäre. Wenn unser wackerer Seemann den Zeitpunkt zur Abfahrt gekommen glaubt, nun wohl, so segeln wir ab.
    Also, Gott befohlen! sagte Norman, indem er die Leine schießen ließ, so kehren wir so schnell als möglich zum Fort zurück.«
    Das Boot stach in See; wahrend einer Stunde kam es nur wenig

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