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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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streckte sich im unteren gerader und verlief meilenweit in ganz ungebrochener Linie. Die breiten und flachen Ufer, welche aus seinem, hartem Sande bestanden, waren stellenweise mit niedrigem, trockenem Grase bedeckt und demnach für die Fortbewegung der Schlitten und die Kraftentwickelung der langen Bespannung verhältnißmäßig günstig.
     

    Glückliche Vorzeichen. (S. 101.)
     
    Die Gesellschaft kam also schnell vorwärts. Man reiste Tag und Nacht, wenn dieser Ausdruck für eine Gegend paßt, über der die Sonne nur einen sehr flachen Bogen beschrieb und kaum unter dem Horizonte verschwand. Die wirkliche Nacht währte zu dieser Jahreszeit nur zwei Stunden und die Morgendämmerung schloß sich fast unmittelbar an die des Abends an. Zudem war die Witterung gut, der Himmel, wenn auch der Horizont etwas dunstig, doch ziemlich rein, und so vollzog sich die Reise unter den günstigsten Bedingungen.
    Zwei Tage lang verfolgte man den Lauf des Coppermine ohne jede Schwierigkeit. Die Umgebungen erschienen zwar arm an Pelzthieren, aber überreich an Geflügel. Der erstere Umstand beunruhigte übrigens Lieutenant Hobson kaum, da er sich sagte, daß die Thierbevölkerung dieser Gattung durch die lebhafte Jagd auf Raub-und Nagethiere vertrieben sein werde. Das wurde auch dadurch noch wahrscheinlicher, daß man da und dort Spuren von Lagern und auch verloschene Feuer fand, welche die kürzer oder länger vorhergegangene Anwesenheit eingeborener oder anderer Jäger bekundeten. Jasper Hobson sah es ganz gern, daß er weiter nach Norden zu gehen Veranlassung hatte und daß mit Erreichung der Mündung des Coppermine erst ein Theil seiner Reise zurückgelegt sei. Er hatte demnach Eile, seinen Fuß auf das von Samuel Hearne entdeckte Küstengebiet zu setzen und beschleunigte den Marsch seiner Gesellschaft nach. Kräften.
    Im Uebrigen theilten Alle die Ungeduld Jasper Hobson’s. Eine unerklärliche Anziehungskraft trieb diese kühnen Pionniere vorwärts. Der Reiz des Unbekannten funkelte vor ihren Augen. Vielleicht sollten aber ernsthafte Schwierigkeiten an dieser so herbeigesehnten Küste erst beginnen? Sei es darum, Alle beeilten sich, ihnen Trotz bieten und auf ihr eigentliches Ziel lossteuern zu können. Die jetzige Reise führte sie ja nur durch ein Land, welches ihnen kein directes Interesse darbot; erst an den Küsten des Eismeeres sollten die eigentlichen Nachforschungen beginnen. Jedermann strebte also, sich auf jenem Küstenstriche zu befinden, den der siebenzigste Breitengrad einige hundert Meilen im Westen durchschnitt.
    Am 5. Juli endlich, vier Tage nach der Abreise von Fort-Confidence, bemerkte Lieutenant Jasper Hobson eine ganz beträchtliche Verbreiterung des Coppermine. Die westliche Küste entwickelte sich in einer leicht gekrümmten Linie, welche fast direct nach Norden verlief. Im Osten dagegen verschwand sie am unbegrenzten Horizonte.
    Jasper Hobson hielt sofort an und zeigte seinen Genossen mit der Hand das grenzenlose Meer.
Elftes Capitel.
Längs der Küste.
    Der breite Meerbusen, den die Gesellschaft nach sechswöchentlicher Fahrt erreichte, bildete einen trapezförmigen, scharf in das Festland Amerikas hinein verlaufenden Einschnitt.
    In seiner westlichen Ecke befand sich die Mündung des Coppermine-Flusses. An der östlichen dagegen zog sich eine lange Meerstraße hin, welche den Namen »Bathurst’s Eingang« erhalten hat. An dieser Seite zeigt das Ufer eine launenhafte Bildung, ist von Buchten und kleinen Schlüpfhäfen unterbrochen und mit scharfen Caps und steil abfallenden Vorgebirgen besetzt, verliert sich auch weiterhin in jenes Gewirr von Meerengen, Oeffnungen und Durchlässen, welche den Karten der Polargegenden einen so sonderbaren Anblick verleihen. An der anderen, also an der westlichen Seite des Meerbusens, steigt die Küste, von der Mündung des Coppermine aus, nach Norden zu an und läuft in dem Cap Krusenstern aus.
    Dieser Meerbusen trägt den Namen der Krönungs-Bai, und seine Gewässer sind mit Inseln und Eilanden, welche den Archipel des Herzogs von York bilden, bedeckt.
    Nach Zuratheziehung des Sergeants Long beschloß Jasper Hobson, seinen Begleitern an diesem Punkte einen Rasttag zu gewähren.
    Die Erforschung im eigentlichen Sinne, welche dem Lieutenant eine zur Gründung einer Factorei geeignete Stelle nachweisen sollte, begann also von hier ab. Die Compagnie hatte empfohlen, sich so weit als möglich oberhalb des siebenzigsten Breitengrades und an der Küste des Polarmeeres zu

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