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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hand, daß diese Thiere, wenn sie die strengere Jahreszeit durch Hunger aus den höher gelegenen Gegenden vertrieb, an den Küsten des Eismeeres nicht selten sein konnten.
    »Uebrigens, sagte Corporal Joliffe, den die Verproviantirungsfrage vorwiegend beschäftigte, wenn der Bär in der Speisekammer hängt, ist er auch gar nicht zu verachten. Ist das aber noch nicht der Fall, so stellt er nur ein sehr problematisches Wild, welches alle Vorsicht nöthig macht, dar, und droht Euch Jägern immer dasselbe Loos, welches Ihr ihm bestimmt habt.«
    Klüger konnte wohl kein Mensch reden. Bären konnten die Bedürfnisse des Forts nicht wohl mit Sicherheit decken. Glücklicher Weise war das Gebiet aber auch von Banden noch nützlicherer, und vorzüglich wohlschmeckenderer Thiere, als es die Bären sind, häufiger besucht, denen die Indianer und manche Eskimostämme oft ihre einzige Nahrung entlehnen. Es sind das die canadischen Rennthiere, deren häufiges Vorkommen Corporal Joliffe auf diesem Küstenstriche constatirte. Wirklich hatte die Natur Alles gethan, sie hierher zu locken, indem sie den Boden mit jener Moosart bedeckte, nach welcher das Rennthier vorzüglich lüstern ist, die es sogar geschickt unter dem Schnee hervorzuscharren weiß, und von der es den Winter über ausschließlich lebt.
    Jasper Hobson war nicht minder befriedigt, als Corporal Joliffe, als er mit diesem die Fußtapfen solcher Wiederkäuer auffand, welche sich dadurch leicht von anderen unterscheiden, daß die innere Huffläche, ähnlich der des Kameels, einen convexen Abdruck hinterläßt. Man begegnet in gewissen Gegenden Amerikas ganz beträchtlichen wilden Heerden dieser Thiere, die sich wohl bis zu mehreren tausend Köpfen ansammeln. Lebend lassen sie sich leicht zähmen, und leisten dann den Factoreien beträchtliche Dienste; entweder durch ihre selbst die Kuhmilch an Stoffreichthum übertreffende Milch, oder auch als Zugthiere für die Schlitten. Todt sind sie kaum minder nützlich, da ihr sehr dichtes Fell sich zu Kleidungsstücken verwerthen läßt: ihr Haar liefert gesponnen sehr dauerhafte Fäden; ihr Fleisch ist ziemlich schmackhaft, und kaum giebt’s unter den hohen Breiten ein allseitiger verwendbareres Geschöpf. Das Vorkommen solcher Rennthiere, welches unzweifelhaft bestätigt war, konnte also Jasper Hobson in seiner Absicht, auf einem Punkte dieses Gebietes eine Niederlassung zu begründen, nur bekräftigen.
    Bezüglich der Pelzthiere war er aber ebenso befriedigt. Längs der kleinen Wasserläufe fanden sich häufige Bauten von Bibern und Bisamratten. Dachse, Luchse, Hermelins, Vielfraße, Marder und Wiesel waren in der Umgebung zahlreich, wo das Nichtauftreten von Jägern ihnen Ruhe gelassen hatte. Von Menschen sah man hier noch keine Spuren, folglich mußten die Thiere ebenda eine gesicherte Zuflucht finden. Gleichzeitig fanden sich auch Spuren von blauen, und von Silber-Füchsen, eine Abart, welche immer seltener und deren Fell sozusagen mit Gold aufgewogen wird. Die Jäger hätten auf dem Zuge nicht selten Gelegenheit gehabt, sich einen Preis herauszuschießen, doch verbot kluger Weise Hobson vorläufig alles Jagen. Er wollte die Thiere nicht vor der Saison, das heißt, vor der Zeit aufschrecken, in welcher ihr Fell dichter und schöner ist, und auch höher im Preise steht. Nebenbei wäre es nutzlos gewesen, die Schlitten zu überlasten. Sabine und Marbre sahen diese Gründe wohl ein, aber ihre Hand bewegte sich doch unwillkürlich, wenn ihnen ein Zobel oder ein kostbarer Fuchs vor den Lauf kam. Jasper Hobson’s Befehl war aber einmal ausgesprochen, und der Lieutenant hätte nicht geduldet, daß man dem zuwider handelte.
    Die Gewehre der Jäger hatten also während dieser zweiten Reiseperiode kein anderes Ziel, als einige Eisbären, welche sich manchmal an den Seiten des Zuges sehen ließen. Diese Raubthiere aber liefen, da sie jetzt nicht Hunger litten, meist eiligst davon, so daß es zu keinem ernsthaften Engagement mit ihnen kam. Hatten die Vierfüßler des Landes aber von der Ankunft der Reisegesellschaft nicht zu leiden, so hatte dafür das ganze Federvieh reichlich zu bezahlen. So erlegte man weißköpfige Adler, eine Art großer Vögel, welche sehr laut kreischen; Fischer-Falken, die gewöhnlich in den Höhlungen abgestorbener Bäume nisten und während des Sommers bis in die arktischen Breiten hinaufziehen; ferner Schneegänse von prachtvoll weißem Gefieder, wilde Baumgänse, vom Standpunkte der Eßbarkeit wohl die beste

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