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Das Land zwischen den Meeren

Das Land zwischen den Meeren

Titel: Das Land zwischen den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Paredes
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Dorothea – ganz gewiss würde sich Alexander ihr erklären wollen. Aber warum nicht hier, warum sollte sie unbedingt noch mit ins Gewächshaus kommen? Nachdem sie einen ersten Schluck zu sich genommen hatten, ließ sie es zu, dass Alexander unter dem Tisch ihre Hand ergriff und sanft drückte. Zuvor hatte sie sich vergewissert, dass niemand von den Gästen diese Vertraulichkeit beobachten konnte. Die ersehnte Berührung verursachte ihr eine Gänsehaut.
    Die Haare des Freundes standen wirr in alle Richtungen ab. Wie gern hätte sie ihm mit den Fingern durch die Locken gestrichen, die Wange gegen seinen Kopf gelegt und den Duft seines Rasierwassers gerochen, das an eine Mischung aus Leder, Seife und Thymian erinnerte. Sie hatte ihn seit der letzten Begegnung vor einer Woche vermisst. Schrecklich vermisst.
    »Danke, dass du gekommen bist, Dorothea. Welche Ausrede hast du dir denn für heute ausgedacht?« Um Alexanders Augen tanzten Lachfältchen. Dorothea wurde ernst und schmallippig.
    »Ausrede … Wenn du wüsstest, wie streng meine Mutter ist. Manchmal denke ich, sie würde mich am liebsten auf Schritt und Tritt beobachten. Sie ist entsetzlich misstrauisch und immer nur um den guten Ruf der Familie besorgt. Als ob ich nicht weiß, was ich tun oder lassen muss. Schließlich bin ich volljährig.« Wie um diesen Satz zu unterstreichen, schlug sie mit der Faust leicht auf die Tischplatte. »Ich habe meiner Mutter sogar wahrheitsgemäß gesagt, wohin ich gehe. Aber ich habe auch erzählt, ich nähme mein Skizzenbuch mit, um zu zeichnen. Das Thema Pflanzen aus aller Welt werde ich nämlich in Kürze mit meinen beiden Schützlingen im Unterricht durchnehmen.«
    Alexander nickte anerkennend. »Sehr geschickt, wie du das eingefädelt hast. Übrigens – eine so hübsche und kluge Lehrerin wie dich hätte ich auch gern gehabt.« Seine Hand tastete unter dem Tisch nach ihrem Knie, wanderte den Oberschenkel hinauf. Dorothea hielt für einen Moment den Atem an, als sie seine zärtlichen Fingerkuppen durch den Stoff ihres Kleides spürte. Diese Berührung war eigentlich taktlos, aber zugleich ungefährlich, weil sie im Schutz der Öffentlichkeit stattfand. Sie hätte sie am liebsten noch länger ausgekostet. Doch die Zeit drängte. Sie musste vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein, wollte sie nicht den Zorn ihrer Mutter heraufbeschwören. Sachte kniff sie Alexander in den Handrücken und setzte eine strenge Miene auf.
    »Möchtest du mich noch länger auf die Folter spannen, oder darf ich endlich erfahren, warum ich so dringend herkommen sollte?«
    Enttäuscht zog Alexander die Hand zurück. »Wie unromantisch du bist, Liebste. Ich hätte meine kleine Erkundungstour gern noch ausgedehnt … aber du hast recht. Das Gewächshaus schließt in einer halben Stunde.« Er griff nach seiner Tasche, half Dorothea in den Mantel und schob sie sanft vor sich her zum Ausgang.
    Mattes Krautmacher verdrehte die Augen und lächelte vieldeutig. »Sie haben es aber eilig, Herr Weinsberg. Ja, ja, so jung müsste man noch mal sein …« Alexander schwenkte lachend seine Mütze. Dorothea dagegen war erleichtert, den Anzüglichkeiten des Wirtes zu entkommen.
    Draußen waren nur wenige Passanten unterwegs, die den Botanischen Garten während der Öffnungszeiten häufig als Abkürzung nutzten. Dorothea und Alexander wanderten über breite Kieswege zum Gewächshaus. Der imposante Bau aus Stahlstreben und Glas wurde von einem zweistufigen Pagodendach gekrönt. Er erhob sich oberhalb einer Treppe, die in den höher gelegenen Teil der Anlage führte.
    Dorothea deutete ungeduldig auf den gläsernen Palast, in dessen Fassade sich die kahlen, knorrigen Bäume der Umgebung spiegelten. »Jetzt hast du mich aber wirklich lange genug rätseln lassen. Ich platze vor Neugier … Verbirgt sich hier drinnen das Geheimnis, das du so dringend lüften möchtest?«
    »Du wirst es sofort erfahren, Liebste.« Alexander öffnete die Tür und ließ Dorothea eintreten. Feuchte Wärme schlug ihnen entgegen. Es roch nach Erde und etwas süßlich Fauligem, das Dorothea nicht zuordnen konnte. Hohe Palmen und bizarr geformte Bäume streckten sich dem gläsernen Dach entgegen, über dem sich ein grauer Kölner Winterhimmel spannte. Weiß und rot blühende Pflanzenranken fielen aus unbestimmter Höhe herab, andere kletterten die Stämme hinauf oder krochen über den Boden.
    Fragend blickte Dorothea zu dem Freund hinüber. Stand ganz ruhig da, während ihr Inneres vor Erwartung

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