Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot
Abneigungen wieder vertrauen.
Ich habe beispielsweise erfahren, warum ich keine Lust auf Frischkornbrei habe. Mein Körper, sprich meine Verdauung,
reagiert negativ auf den Brei, der mir wärmstens empfohlen worden ist. Mir bekommen die geschroteten Körner nicht. Ich bin sicher, dass es gute Gründe hat, wenn wir das eine oder andere nicht mögen. Wenn Sie mehr dazu wissen wollen, empfehle ich noch einmal das grandiose Buch von Gunter Frank »Lizenz zum Essen«, besonders das Kapitel über »natürliche Fressfeinde von Getreide« (er meint uns).
Gelassen essen heißt, auf sich und seinen Körper zu hören beziehungsweise die Kommunikation wieder zu verbessern:
› Gelassen essen hilft Ihnen, Ihrem Körper wertvolle
Nährstoffe zu geben und ihn gesund zu erhalten. › Gelassen essen heißt, auch mal was stehenzulassen.
› Gelassen essen hilft Ihnen, die Geschmacksnerven auf Ihrer Zunge zu erfreuen und den Gaumen zu kitzeln.
› Gelassen essen ist eine Möglichkeit, sich in Ihrem Körper wohlzufühlen.
› Gelassen essen heißt, darauf zu achten, was Sie essen,
nicht darauf, was Sie nicht essen.
› Gelassen essen hilft Ihnen, den Moment zu genießen.
› Gelassen essen hilft Ihnen, zur Ruhe zu kommen.
› Gelassen essen hilft Ihnen, sich zu spüren.
Schließen Sie Frieden mit dem Essen. Es ist Ihr Verbündeter und nicht Ihr Feind. Es dient uns zur Freude, nicht zum Stress. Laben Sie sich an guten Dingen. Lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen machen und die nächste Diät andrehen.
Und lachen Sie über sich und Ihre heiße Liebe zum Essen.
Lachen: Gehen Sie hinaus und strahlen Sie
Dicksein ist nicht lustig. Stimmt. Aber kennen Sie viele lustige Dünne? (Sorry, lustige Dünne.) Ich gebe natürlich zu, lustig sein, lachen können, eine positive Sicht auf uns und unser Leben zu bekommen, ist unabhängig vom Gewicht. Wobei ich subjektiv sagen würde: Frauen mit ein paar Pfunden zu viel können ganz schön Spaß im Leben haben! Selbstbewusstsein hat damit zu tun, dass wir uns mit unserer Unvollkommenheit versöhnt haben, uns lieben und wertschätzen. Dass wir das Leben lieben und dem Leben erlauben, uns zu lieben.
Es hängt davon ab, ob wir unseren Platz im Leben gefunden haben und behaupten können. Ob wir annehmen können, was ist, und unsere Stärken dafür einsetzen, es noch besser zu machen. Damit es uns nicht mehr geht wie der Frau, die am Flugschalter Gepäck aufgibt. Die Mitarbeiterin, die das Gepäck annimmt, sagt zu ihr: »Sie haben Übergewicht.« Darauf die Frau mit rotem Kopf: »Das weiß ich, aber das geht Sie überhaupt nichts an!« Und deren Gesichtsfarbe ins burgunderfarbene wechselt, als sie das Missverständnis bemerkt. Autsch.
Ich plädiere übrigens sehr dafür, dass jeder Mensch sich wichtig nimmt, nur bitte nicht zu wichtig. Das gilt für Frauen in jeder Kleidergröße. Und wir wären ein gutes Stück weiter, wenn die eine sich der anderen nicht überlegen fühlen würde. Und öfter mal über sich selbst lachen könnte.
Übrigens: Die lustigste Erklärung, warum wir nach einer Diät wieder zunehmen, habe ich im Buch von Marilyn Wann gefunden. Sie hat das Geheimnis gelüftet: »Die verlorenen Pfunde fahren in Urlaub. Sie haben eine super tolle Zeit und schließen Freundschaft mit anderen Pfunden aus Gewichtsabnahmen.
Sie reisen eine Weile gemeinsam um die Welt. Dann fahren sie alle wieder nach Hause, dorthin, wo sie zu Hause sind, auf Ihren Hüften und Hintern.«
Die streitbare Amerikanerin ist ein Beispiel für mich, wie man den klaren Blick auf Dicksein und Humor miteinander vereinen kann. Vielleicht können wir etwas davon lernen. Nicht lustig sein, um vergessen zu machen, dass wir fett sind. Sondern zeigen, dass es wichtigere Sachen auf der Welt gibt, als das, was die Waage anzeigt.
Auf Marilyn Wann bin ich übrigens auf Empfehlung von Stephanie von Liebenstein gestoßen, eine wunderbare junge Frau, die in Amerika die Fat-Acceptance-Bewegung kennengelernt und in Deutschland die »Gesellschaft gegen Gewichtsdiskrimierung« 42 gegründet hat. Sie sagt: »Die Dicken müssen aus ihrer Verteidigungsstellung heraus, offensiver werden. Wir sorgen dafür, dass eine Gruppe von Menschen, die bislang glaubten, ihre Figur sei ihr privates Versagen, eine gesellschaftlich wirksame Identität erhält.«
Also, dicke Frauen, ein bisschen dicke Frauen und gerade dünne Frauen: Es geht nicht um privates Versagen, es geht darum, fröhlich und aktiv zu sich und zu Ihrem Körper zu stehen.
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