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Das Leben und das Schreiben

Das Leben und das Schreiben

Titel: Das Leben und das Schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Platz vor der Ecke, wo mein Cousin Donald Hockeyschläger, Schlittschuhe und Baseballhandschuh aufbewahrte.
    Der Werkzeugkasten war das, was wir »a big’un« (einen Kaventsmann) nannten. Er hatte drei Ebenen, die obersten beiden waren herauszunehmen. Alle drei enthielten kleine Schubladen, so zierlich wie chinesische Schachteln. Er war natürlich selbst gemacht. Dunkle Holzleisten wurden durch winzige Nägel und Messingbeschläge zusammengehalten. Der Deckel wurde mit großen Riegeln befestigt; in meinen Kinderaugen sahen sie aus wie die Riegel auf dem Butterbrotkasten eines Riesen. Von innen war der Deckel mit Seide ausgeschlagen, was bei so einem Gegenstand ziemlich ungewöhnlich ist, doch noch auffälliger war das Muster: rosarote Zentifolien-Rosen, die unter Fett und Schmutz verblassten. An den Seiten waren mächtige Griffe angebracht. So einen Werkzeugkasten konnte man nicht bei Wal-Mart oder Western Auto kaufen, glauben Sie mir. Als mein Onkel ihn bekam, entdeckte er die Messingradierung eines berühmten Gemäldes von Winslow Homer auf dem Boden des Kastens (ich glaube, es war The Undertow ). Einige Jahre später ließ sich Onkel Oren die Echtheit von einem Homer-Experten in New York bestätigen, und noch ein paar Jahre später verkaufte er die Radierung für eine sicherlich stattliche Summe. Wie oder warum Fazza überhaupt an das Kunstwerk gekommen war, bleibt ein Rätsel, aber kein Geheimnis ist, woher der Werkzeugkasten stammte: den hatte er selbst gemacht.
    Eines Sommertages half ich Onkel Oren, das kaputte Fliegengitter eines Fensters auf der Hinterseite des Hauses auszuwechseln. Ich muss damals acht oder neun Jahre alt gewesen sein. Ich weiß noch, dass ich ihm mit dem neuen Gitter folgte, es auf dem Kopf balancierte wie ein Eingeborener in einem Tarzan-Film. Er schleppte den Kasten an den Griffen und hielt ihn etwa in Oberschenkelhöhe. Wie immer trug Onkel Oren eine Khakihose und ein sauberes weißes T-Shirt. Schweißtropfen glänzten in seinem ergrauenden Army-Bürstenschnitt. Zwischen den Lippen hing ihm eine Camel. (Als ich Jahre später eine Packung Chesterfields in der Brusttasche hatte, verzog Onkel Oren verächtlich das Gesicht und nannte sie »Knastfluppen«.)
    Schließlich erreichten wir das Fenster, dessen Draht zerborsten war, und er setzte den Werkzeugkasten mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung ab. Als Dave und ich einmal versuchten, ihn vom Garagenboden anzuheben, indem jeder an einem Griff zog, konnten wir ihn kaum von der Stelle bewegen. Sicherlich waren wir damals noch kleine Jungen, aber trotzdem möchte ich schätzen, dass Fazzas Werkzeugkasten in voll beladenem Zustand zwischen vierzig und sechzig Kilo wog.
    Onkel Oren ließ mich die großen Riegel öffnen. Die gebräuchlichen Werkzeuge befanden sich auf der obersten Ebene: ein Hammer, eine Säge, eine Zange und Schraubenschlüssel in mehreren Größen sowie ein Rollgabelschlüssel. Daneben eine Wasserwaage mit dem geheimnisvollen gelben Fensterchen in der Mitte, ein Bohrer (die verschiedenen Bits lagen säuberlich in einer Schublade in den unteren Etagen) und zwei Schraubenzieher. Onkel Oren bat mich um einen Schraubenzieher.
    »Welchen?«, fragte ich.
    »Einen von beiden«, antwortete er.
    Das kaputte Gitter wurde von Kreuzlochschrauben gehalten, und es war tatsächlich egal, ob er den normalen Schraubenzieher oder den Kreuzschlitz benutzte: Bei Kreuzlochschrauben schob man einfach den Lauf des Schraubenziehers in die Vertiefung im Kopf der Schraube und drehte ihn dann wie einen Wagenheber, wenn man die Radmuttern gelöst hat.
    Onkel Oren nahm die Schrauben heraus – es waren acht – und gab sie mir zum Festhalten. Dann entfernte er das alte Gitter. Er lehnte es gegen die Hauswand und hielt das neue vor die Öffnung. Die Löcher im Gitterrahmen passten genau auf die Löcher im Fensterrahmen. Zufrieden grunzte Onkel Oren, als er das sah. Er nahm mir eine Schraube nach der anderen aus der Hand, drehte sie zuerst mit den Fingern an und zog sie dann fest, indem er den Lauf des Schraubenziehers in die Löcher schob und sie drehte, so wie er sie vorher gelöst hatte.
    Als das Gitter fest saß, reichte mir Onkel Oren den Schraubenzieher und sagte, ich solle ihn zurück in den Werkzeugkasten legen und ihn wieder verriegeln. Ich gehorchte, aber ich war verwirrt. Ich fragte ihn, warum er Fazzas Werkzeugkasten ums ganze Haus geschleppt hatte, wenn er doch nur einen Schraubenzieher brauchte. Den hätte er ohne Weiteres in der

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