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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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den
Strippen Gurte.
    „Ein Fallschirm!“ sagte Tarzan.
„Ich werd’ verrückt.“
    „Was denn, was denn!“ sagte
Karl. „Ein Fallschirm? Tatsächlich. Es ist ein Fallschirm.“
    „Sage ich doch“, meinte Tarzan.
    „Ein Fallschirm, wie ihn
Flieger benutzen?“ fragte Klößchen geistreich und befühlte den glatten, festen
Stoff.
    „Nein!“ erwiderte Tarzan.
„Diese Sorte wird nur von Tiefseetauchern benutzt.“
    „Häh?“ meinte Klößchen. „Ach
so. Jaja, schon gut. Fühlt sich wie Seide an.“
    „Fallschirmseide.“ Tarzan
betrachtete alles genau, besonders die Gurte. „Der ist nagelneu.“
    „Versteht ihr das?“ fragte
Gaby. „Seide, sagst du? Eigentlich recht hübsch. Daraus könnte man ein Kleid
mit... Ach, davon habt ihr sowieso keine Ahnung.“
    Tarzan hatte die Hände in die
Hüften gestemmt. Mit gefurchter Stirn stand er da und dachte nach.
    „Ein Flugzeug ist abgestürzt“,
sagte er halblaut. „Die Leiche des Piloten wurde bis jetzt nicht gefunden. Und
hier liegt ein versteckter, neuer Fallschirm. Ich meine — da sollte man einen
Zusammenhang sehen.“
    „Dieser Harry Smith, der Pilot,
ist abgesprungen“, nickte Karl. „Aber weshalb versteckt er den Fallschirm?“
    „Und weshalb versteckt er sich
selbst?“ Tarzan schirmte mit der Hand die Augen ab und blickte in die Runde.
„Oder hat ein anderer den Fallschirm versteckt und — die sterblichen Reste von
Smith?“
    „Um Himmels willen!“ Gaby
stockte der Atem. „Du meinst, Smith wurde nach seiner Landung umgebracht? Und
der Täter hat dann alles Verräterische beseitigt? Aber wer? Etwa Funke, der
Wilddieb? Weshalb?“
    „Vielleicht hatte der Pilot den
Schatz in der Hosentasche“, antwortete Tarzan. Das war nicht ernst gemeint.
Aber plötzlich erschien ihm der Gedanke gar nicht so dumm. „Natürlich! Das ist
es. Mit dem Schatz hängt’s zusammen.“
    „Und wo ist Smith?“ fragte
Karl.
    Er stand ein paar Meter
abseits, hatte sein Fernglas vor den Augen und blickte umher. Dabei drehte er
sich langsam. Busch für Busch suchte er die Umgebung ab.
    Als er zum Leeren Grab hinüber
sah, zuckte er zusammen.
    „Achtung!“ Er duckte sich.
„Funke kommt.“
    „Funke?“ Sofort war Tarzan
neben Karl. Er konnte an der Baumgruppe vorbeisehen und erkannte den
Kräutersammler mit bloßem Auge.
    Gemächlich kam der Mann vom
Wildwechsel her. Er trug wieder seinen Overall. Ein gefüllter Rucksack hing ihm
auf dem Rücken. Ein Strohhut beschattete das Gesicht. Mit gesenktem Kopf ging
er auf das Leere Grab zu.
    „Besser, er sieht uns nicht. Aber
wir werden ihn beobachten“, meinte Tarzan. „Erstmal den Fallschirm verbuddeln.“
    Er wurde eingegraben, Klößchen
besorgte das. Und er machte es gut. Zum Schluß ordnete er das Moos mit soviel
Sorgfalt, als baue er eine Sandburg.
    Unter den Birken, wo es schattig
war und die tiefhängenden Zweige schützten, blieben die Kinder unbemerkt. Sie
legten sich ins Heidekraut. Gaby beruhigte Oskar, dem ziemlich heiß war. Er
hechelte. Außerdem hatte er vom Buddeln eine schwarze Zunge, und mit seinen
verklumpten Pfoten durfte er sicherlich auf keinen Glocknerschen Teppich.
    Tarzan hatte das Fernglas
übernommen.
    Aus nächster Nähe sah er Funkes
Gesicht. Jeden Zug, jede Linie konnte er studieren. Und er kam zu dem Schluß,
es sei kein gutes Gesicht. Und das nicht nur wegen des starken Verdachts, ein
Wilddieb zu sein, und weil er Lisa Moll belästigte.
    Funke bückte sich ab und zu,
pflückte irgendwelche Kräuter und stopfte sie achtlos in seinen Rucksack.
    Deutlich konnte Tarzan
erkennen, wie Funkes Blicke hin und her schossen. Seine Augen wieselten
geradezu. Das Gesicht drückte aus, daß der Mann äußerst angespannt war.
    Jetzt hatte er das Leere Grab
erreicht, stellte den Rucksack zu Boden und setzte sich auf den
sarkophagähnlichen Felsbrocken. Dabei wandte er den Kindern das Profil zu.
    „Den Täter treibt es zum Tatort
zurück“, flüsterte Gaby — obwohl die Entfernung so groß war, daß sie ganz
normal hätte reden können.
    „Für das Reh“, sagte Tarzan,
„interessiert er sich bestimmt nicht mehr. Das ist weg. Der will was anderes.
Himmel, aber was? Es muß ein brandheißer Grund sein. Vielleicht... Natürlich!
Sein Schlüsselanhänger. Nicht zu fassen! Der bildet sich ein, daß er den im
Moor wiederfindet! Da muß man schon Willi heißen und mindestens bei jedem
dritten Schritt eine Bauchlandung machen — und selbst dann wäre das
Wiederfinden Zufall.“
    „Außerdem sucht er

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