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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wie befördert er dann seine Beute? Was meinst du, Tarzan?
Auf den Gepäckträger? Das fiele doch wohl auf, wenn er so durch die Stadt
radelt.“
    „Stimmt. Und nur ein sehr
kleines Reh würde in den Rucksack passen. Ein Hase auch. Aber das Reh aus der
Birke könnte er nicht mit dem Rad transportieren.“
    „Wie macht er’s dann?“
    „Vielleicht hat er doch einen
Wagen. Oder einen Bekannten, der beim Transport hilft und dafür einen
Wildbraten kriegt: Rehnüßchen, Hasenkeule oder Hirschfilet. Oder Funke zieht
nachts mit dem Handwagen los. Wir werden es rauskriegen.“
    „Du willst ihm nachspionieren?
Und wenn er dich über den Haufen schießt?“
    „So schlimm wird’s wohl nicht
werden“, lachte Tarzan. „Außerdem bade ich vorher in Drachenblut. Das macht
kugelfest und hat sich schon bei Jung-Siegfried bewährt. Deutsche Sagen, erster
Teil! He, warum schluckst du denn dauernd?“
    „Ich wünschte, ich könnte. Aber
mein Schlund ist trocken wie Sandpapier. Ein gräßlicher Durst. Kommst du mit in
die Küche?“
    Tarzan kam nicht mit. Sein
Apfel genügte ihm. Klößchen trank inzwischen einen Liter Kakao. Mit einem
Trommelbauch legte er sich dann ins Bett.
    „Jetzt wird gepennt“, befahl
Tarzan. „Wir haben morgen einen harten Tag vor uns.“
    „Na, dann gute Nacht!“ seufzte
Klößchen und meinte es in doppelter Bedeutung.

7. Oskar findet den Fallschirm
     
    Samstags schliefen Herr und
Frau Sauerlich lange. Klößchen hätte gern das gleiche getan. Aber Tarzan schmiß
ihn aus dem Bett. Er überhörte Klößchens Gezeter. Fürs Frühstück ließ er ihm
nur fünf Minuten, trieb sogar dabei zur Eile an und gab erst Ruhe, als sie auf
ihren Rädern stadteinwärts radelten.
    Die Sonne schien. Nur wenige
Federwölkchen trieben am Himmel. In der Innenstadt herrschte geschäftiges
Leben. Unterwegs gabelten sie Karl auf, der auf seinem Rad hockte wie der Affe
auf dem Schleifstein. Karl behauptete, er hätte blaue Flecke am Hinterteil und
würde sich vorläufig auf keinen Baumstamm mehr setzen.
    Sie fuhren zu Gaby.
    In einer hübschen Seitenstraße
mit alten Häusern betrieb Frau Glockner, Gabys Mutter, ein
Lebensmittelgeschäft. Sie war eine liebenswürdige Frau. Mutter und Tochter
sahen sich ähnlich, und daraus folgerte Tarzan, daß Gaby auch später als Frau
von ihrem netten Äußeren nichts einbüßen würde.
    Die Wohnung lag über dem
Geschäft. Nach dem verabredeten Klingelsignal — dreimal kurz, dreimal lang —
kam Gaby ans Fenster, winkte, lachte und streckte den dreien die Zunge raus.
Dann fiel die Gardine zurück.
    „Aha!“ meinte Karl. „Sie ist
gut aufgelegt und läßt heute ihren Albernen heraushängen. Nachher im Moor wird
sie dann vor Angst ganz piepsig.“
    „Was soll denn das heißen!“
knurrte Tarzan. „Gaby ist okay. Ich kenne kein anderes Mädchen, daß so okay
ist. Für ein Mädchen hat sie sogar phänomenalen Mut. Wenn’s drauf ankommt,
steckt sie dich in die Tasche. Und wenn du blöd über sie redest, stecke ich
dich in den dunkelsten Keller und sperre die Tür ab. Dann kannst du dir den
Hintern ganz durchsitzen und über Kameradschaftlichkeit nachdenken.“
    „Um Himmels willen!“ Karl
stotterte fast. „So habe ich das doch nicht gemeint. Gaby ist okay. Und wie!
Ich sag doch nichts gegen sie.“
    „Wäre auch ungerecht.“ Tarzan
grinste ihn an, knuffte ihn in die Rippen und bot den beiden dann Kaugummis an.
Er hatte nur noch zwei. Aber Karl und Klößchen merkten das erst, als sie ihre
schon im Mund hatten.
    Gaby kam mit Oskar herunter.
Sie hatte weiße Jeans an — mit nur einem einzigen Fleck unterm Knie — und ihr
blaues T-Shirt. Mit ihrer Pferdeschwanzfrisur sah sie hinreißend aus.

    Tarzan kümmerte sich, wie
immer, um Oskar, der ihm vor Freude alle Finger abschleckte. Inzwischen
berichteten Karl und Klößchen gemeinsam über das Ereignis des Vorabends.
Tuschelnd steckten sie die Köpfe zusammen. Gaby kriegte große Augen und wurde
abwechselnd blaß und rot.
    „Eine verirrte Kugel hätte euch
treffen können“, flüsterte sie entsetzt.
    „So ein Schlumpschütze ist
Gröbl nun auch wieder nicht“, lachte Tarzan. „Hol’ dein Rad. Wir fahren wieder
raus. Karl hat sein Fernglas mit. Diesmal möchte ich doch etwas mehr sehen —
von dem Flugzeugwrack und so.“
    „Und Oskar?“ fragte sie.
    „Nehmen wir mit. Daß Gröbl
nicht auf ihn schießt, dafür stehe ich ein. Allerdings — an der Leine muß er
bleiben. Am besten, du legst ihm das Geschirr um. Ist

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