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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gar nicht“,
sagte Klößchen. „Oder hast du bemerkt, daß er auf den Boden glotzt?“
    „Hast recht. Wer sucht, benimmt
sich anders. Aber jetzt — Moment! Er holt Hartwurst, Brot und eine Matschbanane
aus dem Rucksack. Wahrscheinlich will er — wie war das, Willi? — spachteln,
mampfen, futtern, schnabulieren, schmausen und acheln?“

    „Präpeln und vespern“,
vervollständigte Klößchen. „Immerhin: Einiges hast du dir gemerkt. Drei plus!
Bist noch nicht verloren für die Feinschmecker dieser Welt. Ob der herkommt?“
    „Keine Panik. Jetzt mampft er.“
    Unentwegt hielt Tarzan das Glas
an die Augen.
    Funke aß. Aber sein Kopf drehte
sich unablässig. Aus zusammengekniffenen Augen suchte er mit seinen Blicken die
Gegend ab. Auch zu der Baumgruppe sah er her. Aber die Kinder hatten sich gut
versteckt.
    Funke beendete seinen Imbiß.
Tarzan sah, wie er die Reste wegwarf. Jetzt stand er auf. Noch ein
mißtrauischer Blick in das weite Rund des Moors. Dann drehte er sich um und
packte eine der drei schweren Steinplatten, die — nebeneinanderliegend — die
Öffnung des Grabes verschlossen.
    Scheinbar mühelos hob Funke den
schweren Stein an. Nur etwas freilich. Tarzan sah in Funkes Gesicht. Die
Spannung wich. Die Miene drückte Zufriedenheit aus. Er schmunzelte, als sei er
beruhigt über das, was er sah. Doch im nächsten Moment öffneten sich seine
Augen weit. Auch der Mund klaffe auf. Beinahe wäre ihm der Stein aus den Händen
geglitten. Sofort ließ er ihn auf die Öffnung nieder, blieb stocksteif stehen
und starrte ins Leere.

    „Was macht er denn?“ fragte
Klößchen.
    „Er hat im Grab nachgesehen?“
    „Im Grab?“ fragte Gaby
verwundert. „Wonach sucht er denn da?“
    „Keine Ahnung. Aber... Moment
mal!“ Tarzan ließ das Glas sinken und schnalzte. „Natürlich! Mir geht ein Licht
auf — heller als tausend Sonnen. Leute, wir sind doof. Keinen Moment haben wir
uns gefragt, womit er das Reh erschossen hat. Bestimmt nicht mit einer Pistole.
Aber ein Gewehr ist sperrig. Im Rucksack oder unterm Overall versteckt er das
nicht. Außerdem — wenn ihn irgendein mißtrauischer Grünrock durchsucht, wäre
der Beweis gleich mitgeliefert. Was tut also der schlaue Wilddieb? Er läßt
seine Knarre im Wald. Wasserdicht verpackt könnte sie im Leeren Grab sogar
überwintern.“
    „Donnerwetter! Du hast recht!
Klar! Ist’n Ding! Phantastisch!“ redeten die drei durcheinander.
    „Und jetzt“, sagte Tarzan, „hat
er sich überzeugt, ob sein Gewehr noch im Versteck ist. Denn nach der
nächtlichen Panne könnte es ja sein, daß Gröbl und die Polizisten sich ein paar
Gedanken machen und mal unter die Steine gucken. Aber — ich glaube, sie haben’s
nicht getan: Weder sich Gedanken gemacht noch unter die Steine geschaut. Aber
irgendetwas muß den Funke beunruhigen oder überraschen. Er schaut so komisch“.
    Tarzan hob das Glas an die
Augen.
    Funkes Gesicht hatte sich
gerötet. Wieder stellte er fest, ob die Luft rein war. Dann kippte er seinen
Rucksack aus, stülpte ihn um, bis auch das letzte Kräutlein auf dem Boden lag.
Abermals hob er die Steinplatte ab und legte sie auf das massive Ende des
Felsblocks. Dann bückte er sich in die Öffnung und holte einen metallisch
glänzenden Kasten heraus. Auch der schien nicht leicht zu sein. Er hatte
ungefähr die Größe einer Büroschreibmaschine und wurde eiligst von Funke im
Rucksack verstaut, Hastig stopfte er noch ein paar Pflanzen hinein — sicherlich
zur Tarnung. Dann schnürte er den Rucksack zu, legte die Steinplatte an ihren Platz
zurück und huckte sich den Rucksack auf.
    Atemlos hatte Tarzan
beobachtet. Seine Gedanken überschlugen sich.
    „Der hat wohl ‘nen ganzen
Waffenschrank im Grab“, meinte Karl, der mit seinen kurzsichtigen Augen den
Vorgang nicht so genau erkannt hatte.
    „Das war kein Waffenbehälter“,
sagte Tarzan. „Das war der Schatz.“
    Für einen Moment herrschte
Schweigen.
    Dann kicherte Klößchen.
    „Guter Witz!“
    „Kein Witz, Willi. Es war die
Schatzkiste. So ein kleiner Tresor. Sicherlich aus Stahl.“
    „Ich glaube, es stimmt.“ Gaby
stemmte sich hoch, um besser sehen zu können. „Wie der rennt! Wer es so eilig
hat, nach Hause zu kommen, der will was in Sicherheit bringen.“
    „Uff!“ stöhnte Klößchen.
„Momentan fehlt mir der Durchblick. Was war denn nun im Grab? Nur der Schatz?
Oder Gewehr und Schatz? Und wer hat den Schatz dort versteckt?“
    Tarzan kaute auf seiner
Unterlippe herum und dachte

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