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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zeit, um
seinen Freunden alles zu berichten.
    Dann kam der Penner zurück.
    Die drei verbargen sich hinter
dem Schutzhäuschen einer Bushaltestelle.
    „Wir folgen ihm bis zu seinem
Wagen“, sagte Tarzan leise. „Mit dem muß er uns mitnehmen. Ich greif’ ihn mir,
wenn er einsteigen will.“
    Aber dann ging etwas schief.
    An einer Stelle, wo die Nacht
dunkler war als in einer zugenähten Hosentasche, gabelte sich die Straße.
    Die Kinder hatten — weil weiter
vorn eine Laterne stand — nicht so dicht aufrücken können. Und plötzlich war
Stulla verschwunden.

    Es war, als hätte der Erdboden
ihn verschluckt. Kein Stulla, keine Schritte, kein Laut.
    Tarzan fühlte, wie ihm im
Genick Schweiß ausbrach.
    „Ihr beide rechts lang, ich
links. Jetzt ist es egal. Wir müssen ihn finden. Hinterher. Karl, du pfeifst,
wenn ihr ihn seht.“
    Alle schalteten die Dynamos der
Fahrradlampen ein. Und preschten los.
    Tarzan kannte die Straße nicht,
der er jetzt folgte. Zwischen Schrebergärten wand sie sich hin. Die Teerdecke
war aufgebrochen und voller Löcher. Etwa 300 Meter weiter vorn beschienen
Neonpeitschen eine Kreuzung. Dort mündete die Nebenstraße in eine vielbefahrene
Verkehrsader. Das grüne Licht der Ampel schimmerte bis hierher.
    Eine Steinwurfweite vor Tarzan
fiel der Schlag eines Autos zu. Ein Motor wurde gestartet. Rücklichter glühten
auf. Scheinwerferstrahlen strichen über Schlaglöcher und Zäune.
    Das ist er! schoß es Tarzan
durch den Kopf. Und ich komme zu spät.
    Der Wagen fuhr an.
    Tarzan krümmte den Rücken und
trat wie ein Irrer in die Pedale. Sein Rennrad sprang förmlich durch
Schlaglöcher und ausgetrocknete Pfützen. Aber Stulla trat aufs Gas. Und der
Abstand vergrößerte sich.

    Wenn ich schneller fahre,
stürze ich! hämmerte es hinter der Stirn des Jungen. Dann ist alles aus. Dann
ist Oskar verloren. Dieses verdammte Mistding von Straße! Mein Gott! Ich muß
ihn einholen. Es darf nicht sein!
    Aber der Wagen — ein grauer
oder beiger Opel — war immer noch 50 Meter vor ihm.
    Und die Ampel zeigte Grün.
    Es gab nur eins: Tarzan mußte
alles auf eine Karte setzen. Mußte den Sturz riskieren! Mußte den Wagen
einholen, bevor er auf die Hauptstraße rollte.
    Für Oskar! dachte Tarzan. Für
Gaby!
    Er fuhr wie der Teufel.
    Meter um Meter holte er auf.
    Fahrtwind sauste ihm in den
Ohren.
    Sein Rad hopste, sprang, flog. Metall
klirrte. Die Erschütterungen schlugen durch bis zum Sattel. Die Räder rutschten
weg. Aber er fing sich.
    Zehn Meter noch. Aber die
Kreuzung war nahe.
    Der Wagen verlangsamte sein
Tempo.
    Die Ampel sprang um — Gelb —
Rot!
    Jetzt war Tarzan neben dem Opel
und konnte Stulla erkennen.
    Vorgebeugt hockte er am
Lenkrad. Durch die Windschutzscheibe glotzte er zur Ampel. Als er das Kreischen
der Reifen hörte, wandte er den Kopf und sah Tarzan.
    Für Sekundenbruchteile bohrten
sich ihre Blicke ineinander.
    Tarzan sah die Bewegung.
    Stulla wollte — obwohl die
Ampel immer noch Rot zeigte — den Gang einlegen und über die Kreuzung preschen.
    Mit einem Hechtsprung federte
der Junge aus dem Sattel. Er prallte gegen die Fahrertür. Hinter ihm fiel
scheppernd sein Rad auf die Straße. Mit zwei Fingern erwischte er den Türgriff.
Schon ruckte der Wagen an. Tarzan riß den Schlag auf. Wie ein Fallbeil
schmetterte seine Handkante auf Stullas linken Unterarm.
    Der Ganove brüllte auf.
Stotternd tuckerte der Wagen vor sich hin. Tarzan mußte mitlaufen. Stulla
schlug nach ihm.
    „Für Oskar!“ schrie Tarzan und
rammte Stulla den Ellbogen ins Gesicht.
    Wimmernd kippte der Verbrecher
zur Seite.
    Tarzan sprang halb in den Wagen
und drehte den Zündschlüssel um.
    Handbreit vor der Ampel kam das
Fahrzeug zum Stehen.
    Mit dem linken Bein war Tarzan
im Freien, mit dem rechten Knie hing er halb überm Lenkrad. Ein tückischer
Faustschlag traf ihn von rechts in die Rippen.
    Es tat weh. Aber Tarzan zog den
Zündschlüssel ab und sprang zurück.
    Stulla blutete aus dem Mund. Es
tropfte in seinen Bart. Torkelnd stieg er aus. Und plötzlich hielt er ein
Messer in der Hand.

    „Na, prima!“ sagte Tarzan.
„Angriff mit dem Messer. Das zählt als Mordversuch. Und ich handele in
Notwehr.“
    „Hau ab! Weg!“ Das Messer
beschrieb Schlingen in der Luft.
    Tarzan ließ ihn herankommen,
griff zu, erwischte Handgelenk und Hemdbrust des dürren Riesen, der ein
Schwächling war und ausgehöhlt vor lauter Alkohol. Gleichzeitig trat er ihm mit
voller Wucht gegen den Knöchel.
    Bevor Stulla

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