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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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aufschreien
konnte, krachte er auf die Straße. Mit der Brust voran. Tarzan hielt seinen Arm
fest und entwand ihm das Messer.
    „Das ist für Oskar!“ rief er.
„Das für den Mordversuch! Und das für alle Tiere, die du irgendwann mal gequält
hast.“
    Stulla stöhnte auf. Dann rührte
er sich nicht mehr.
    Tarzan sah zur Hauptstraße.
Aber die war menschenleer wie ein Friedhof um Mitternacht.
    Er pfiff auf zwei Fingern.
    Als Karl und Klößchen keuchend
heranradelten, bewegte sich Stulla. Aufstehen konnte er noch nicht.
    „Was ist mit dem Saukerl?“
fragte Klößchen.
    „Er hat eine Abreibung
gekriegt.“
    „Junge, Junge!“ meinte Karl.
„Wie der aussieht. Das hätte für drei gereicht. Und mit ‘nem Messer ist er auf
dich losgegangen, wie? Der harmlose Penner, für den man ihn hielt. Ein
Verbrecher und Tierquäler. Daß der hinter Gitter kommt, verschönt das
Stadtbild. Ohne ihn ist es sauberer.“
    „Legt schon mal die Räder in
den Kofferraum“, sagte Tarzan und gab ihnen den Autoschlüssel. „Stulla wird uns
zur Scheune fahren.“
    Freilich — bis der soweit war,
das dauerte noch eine Weile. Zitternd saß er dann hinterm Lenkrad. Karl und
Klößchen hockten im Fond. Tarzan hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt. Und
hielt Stullas Messer in der Hand.
    „Damit du klarsiehst, Stulla:
Wir wissen alles über dich. Über Funke, Smith, Olga, über den Schatz des
Scheichs. Und über Teske. Du wirst uns jetzt zu der Scheune fahren, in der
Oskar ist. Unser liebes Schlappohr, das du umbringen wolltest. Ich darf nicht
daran denken, sonst breche ich dir jeden Knochen. Du tätest gut daran, dich zu
beeilen.“
    Stulla fuhr. Er war am Rande
einer Ohnmacht. Aber er fuhr. Sein Gesicht sah aus, als müßte er sich jeden
Moment übergeben.
    Er fuhr zur Soiner Straße, dann
in Richtung Moor. Aber nach etwa fünf Kilometern — also auf halber Strecke — bog
er in einen Feldweg ein. Langsam schaukelte der Wagen voran. Dann kam der Mond
hervor und schien auf die einsamen Felder.
    In der Ferne stand eine
Scheune. Als sie näher kamen, hörten die Kinder Oskars jämmerliches Heulen.
    Stulla hielt vor der Scheune.
    „Aussteigen, Stulla!“ befahl
Tarzan. „Und versuch’ gar nicht erst, abzuhauen. Du würdest nur nochmal Keile
kriegen.“
    Aber der ausgemergelte und übel
zugerichtete Penner hatte keinen Mumm mehr. Und keine Kraft. Daß Klößchen ihn
bewachte, genügte völlig.
    Tarzan und Karl gingen in die
dunkle Scheune.
    Freudiges Winseln drang aus der
Finsternis.
    Karl stolperte über eine
Wagendeichsel, machte eine Bauchlandung und fluchte.
    Tarzan tastete umher, bis er
bei Oskar war. Der Cocker brauchte kein Licht, um ihn zu erkennen. Wie irre
führte er sich vor Freude auf, sprang immer wieder an ihm hoch und leckte
Tarzans Hände, als hätte er ein Dutzend Zungen.
    „Ist ja gut, Oskar! Jetzt bist
du wieder bei uns. An dir wird sich niemand vergreifen.“
    Er war mit einem dicken Strick
festgebunden, und Tarzan kriegte die Knoten nicht auf. Mit Stullas Messer
schnitt er den Strick durch.
    Als er Oskar zum Wagen brachte,
stemmte der Hund alle vier Pfoten in den Boden, sträubte das Nackenhaar und
knurrte.
    „Richtig, Oskar! Das ist dein
Peiniger. Du hast ihn erkannt. Braver Hund!“ lobte Tarzan.
    Er befahl Stulla, aus dem Wagen
zu kommen.
    „Du wirst gefesselt, Stulla.
Und bleibst in der Scheune. Bis die Polizei dich abholt. Lange brauchst du
darauf nicht zu warten. Denn mit euch Ganoven wird heute nacht abgerechnet.
Komm’, Karl, hilf mal!“
    Stulla greinte wie ein altes
Weib, aber er leistete keinen Widerstand. Sie banden ihm die Hände auf dem
Rücken. In der Scheune mußte er sich auf den Boden legen. Sie fesselten ihm die
Füße.

    Die Jungs nahmen ihre Räder aus
dem Kofferraum. Mit drei Rädern als Inhalt hatte sich natürlich der Deckel
nicht schließen lassen. Karl und Klößchen hatten ihn deshalb mit einer Schnur
zugebunden. Und diese Schnur wurde jetzt Oskars Leine.
    Er war schon wieder ganz
fröhlich, wedelte freudig und trabte munter neben Tarzans Rad, als die drei zur
Stadt zurückfuhren.

14. Der Scheich ist da
     
    In der Telefonzelle stand ein
Jüngling, dem die Verliebtheit wie Flammen aus den Augen leuchtete. Durch die
Scheiben konnte man sehen, wie er in den Hörer säuselte, wie er seiner Freundin
den Himmel auf Erden versprach — Illusionen, die zu dieser Mondnacht paßten.
    Aber die Jungs, die schon seit fünf
Minuten draußen warteten, hatten dafür keinen Nerv.
    Tarzan zog die

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