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1311 - Die Teufelszunge

1311 - Die Teufelszunge

Titel: 1311 - Die Teufelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die Stimme, die diese Melodie sang, gehörte einer Frau. Sie klang so wunderbar weich, überhaupt nicht aufgeregt oder schrill. Man konnte den Gesang als wunderschön bezeichnen. Sehr melodisch, aber zugleich auch unendlich traurig. Das jedenfalls glaubte der Mann, aus dieser Botschaft herauszuhören.
    Er bewegte sich nicht. Weiterhin blieb er auf dem Rücken liegen.
    Im Halbschlaf zuckten nur seine Lippen und blieben in einer halbrunden Form. Der Mann lächelte. Er freute sich über die gesungene Botschaft, obwohl er die Person nicht sah, die ihm diesen Gesang schickte.
    Trotz seines Zustands versuchte er es mit Konzentration. Er, der Musiker, dachte darüber nach, ob er die Stimme schon mal gehört hatte. Aufgrund seines Berufs kannte er zahlreiche Sängerinnen, diese Stimme allerdings war ihm unbekannt. Sie hörte sich so jung an, so frisch. Er glaubte nicht, dass sie einem Profi gehörte. Aber er fragte sich, wie die Person in sein Zimmer gelangt war. Jemand hätte ihr öffnen müssen. Nur befand er sich allein im Haus. Seine Frau war nicht da. Sie besuchte eine Bekannte und würde erst später zurückkehren.
    Der Gesang blieb. Er lenkte Shols von seinen grüblerischen Gedanken ab. Vergeblich wartete er auf einen Text, der ihm diese Botschaft näher gebracht hätte. Es gab keinen. Oder die Sängerin behielt ihn für sich. Sie summte weiterhin nur die Melodie vor sich hin.
    Seltsamerweise überkam ihn keine Furcht. Es war so beruhigend, das Summen zu hören. Als er ein Kind gewesen war, hatte die Mutter an seinem Bett gesungen, damit er einschlafen konnte. So ähnlich war es hier auch. Nur schlief er nicht ein. Sein Zustand blieb bestehen, und er lauschte weiterhin diesen Tönen. Noch immer ohne Text, und trotzdem konnte sich Shols etwas darunter vorstellen.
    Eine wunderschöne Landschaft. Ein herrlicher Frühlingstag.
    Hügel, bestückt mit blühenden Bäumen. Ein weiter Himmel, auf dem vereinzelt Wolken schwebten, doch dazwischen die traurigen Töne, als sollte dieses Bild von einem herbstlichen Flair zerstört werden.
    Shols versuchte, die Augen zu öffnen. Es ging nicht. Er schaffte es auch nicht, seinen Kopf zu drehen und zur Tür zu schauen, denn von dort hatte ihn der Gesang erreicht.
    Er suchte nach einer Erklärung. Er wollte diesen Gesang irgendwie plastisch machen. Worte dafür finden. Er klang so ätherisch, so anders, als käme die Sängerin nicht von dieser Welt. Als wäre sie eine Person, die andere Sphären verlassen hatte, um hier ein Gastrecht zu erwerben.
    Aber wer war sie?
    Walter Shols bemühte sich, nachzudenken. Er schaffte es nicht. Es war nicht möglich, weil der Gesang alles überdeckte. Das Gefühl für Zeit war ihm verloren gegangen. Er hätte nicht sagen können, wie lange der Gesang schon angedauert hatte, und wenn er ehrlich war, dann spürte er kaum die Unterlage. Er glaubte, über seiner Liege zu schweben, als hätte ihn der Gesang einfach fortgetragen, hinein in andere Welten.
    Irgendwann veränderte sich die Tonlage. Die Stimme sank. Er hörte sie nicht mehr so genau, spürte jedoch wieder den kalten Hauch, der sein Gesicht streifte.
    Obskure Gedanken trieben durch seinen Kopf. Er dachte plötzlich an Verstorbene und an das Jenseits. Er hatte mal gelesen, dass es einen kalten Hauch schicken konnte, der aber mit einer normalen Kälte nichts zu tun hatte.
    Es wurde still!
    Die Sekunden tropften dahin. Shols hatte den Mund geöffnet und atmete tief ein.
    Shols wusste, dass sich die Sängerin in seiner Nähe aufhielt. Sie musste neben seinem Bett stehen, da war er sich sicher. Eine Drehung nach rechts, die Augen öffnen, dann hätte er sie sehen können. Der Wunsch blieb Vater des Gedankens.
    Dafür hörte er die Stimme. Auch wieder so sanft und zugleich sehr bestimmend.
    »Du wirst spielen, Walter. Du wirst heute Abend unsere Musik spielen, verstehst du…«
    »Ja!«
    Er hatte keine normale Antwort geben können, sondern nur eine in Gedanken. Sie schien dem für ihn unsichtbaren Wesen auszureichen, denn er hörte ein glockenklares Lachen.
    »Unsere Musik, Walter. Unsere Melodien. Du wirst sie kennen. Sie werden in dir brennen. Und du wirst nicht anders können, als sie zu spielen. Ist das verstanden?«
    Er lächelte.
    Es war Antwort genug.
    Im gleichen Augenblick spürte er die Bewegung neben seiner Liege. Der kalte Hauch zog sich zurück, und die Normalität nahm wieder von ihm Besitz.
    Tiefes Durchatmen. Darauf warten, dass sich der Herzschlag beruhigte. Das alles klappte

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