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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sicherlich imstande, hier im Revier so ein
Blutbad anzurichten, wie sie behaupten. Aber ein Cocker Spaniel wird — selbst
wenn er völlig verwildert — nicht zum reißenden Wolf. Er ist zwar ein Jagdhund,
ein Stöberhund, aber keine Bestie. Sie als Jäger sollten darüber wenigstens ein
bißchen Bescheid wissen.“
    Die Röte verschwand aus Gröbls
Gesicht. Es wurde bleich, dann fahl. Schweiß tropfte ihm von der Nase auf die
Oberlippe. Er leckte danach.
    „Euch kriege ich noch“, stieß
er durch die Zähne.
    Wieder wurde Tarzan in eine
Schnapswolke eingehüllt.
    „Und euren verdammten Köter auch.“
    Vorsichtig, um Tarzan nicht
herauszufordern, schulterte er sein Gewehr. Er wandte sich ab und zog eine
flache Schnapsflasche aus der Rocktasche.
    Im Gehen nahm er einen
kräftigen Zug. Dabei verschluckte er sich, hustete krächzend und stolperte über
einen Büschel Heidekraut. Um ein Haar wäre er auf seinen dicken Bauch
geplumpst. Es sah lächerlich aus. Gröbls Abgang war nicht besonders.
    Schweigend sahen die Kinder ihm
nach. Mit torkelndem Schritt entfernte er sich. Dann war er hinter einer Gruppe
junger Birken verschwunden.
    Gaby setzte sich auf das Leere
Grab. Mit ihrer Fassung war es jetzt vorbei. Hemmungslos weinend, schlug sie
die Hände vors Gesicht.
    „Dieser gemeine Kerl!“
schluchzte sie. „So eine Gemeinheit! Der erschießt Oskar, wenn er ihn irgendwo
sieht. So ein Tiermörder! Einsperren sollte man ihn. Schlimm genug, daß er
Hirsche und Rehe umbringt. Wenn er Oskar...“
    „Er wird Oskar nichts tun“,
sagte Tarzan. Er trat neben sie und tätschelte beruhigend ihre Schulter. „Kann
er ja gar nicht.“
    „Kann er doch.“
    „Bestimmt nicht, Gaby. Ich paß
doch auf Oskar auf.“
    „Aber du bist nicht immer da.“
    „Oskar ist auch nicht immer
hier. Und woanders...“
    „Nie wieder nehme ich ihn mit,
wenn wir hierhergehen.“
    Allmählich beruhigte sie sich.
Die goldblonden Ponyfransen hingen ihr in die verweinten Augen. Aber sie konnte
schon wieder lächeln, als Tarzan die Backen aufblies und sich wie der dicke
Gröbl hinstellte.
    Als Gaby sich schneuzen wollte,
suchte sie ihr Taschentuch vergeblich.
    „Verloren. Wahrscheinlich auf
dem Wildwechsel“, schnüffelte sie. „Mit hatte ich’s. Das weiß ich bestimmt.“
    „Meins ist noch halbwegs
sauber“, sagte Tarzan. „Aber einen Fetzen brauche ich auch.“ Er riß es in der
Mitte durch und gab ihr eine Hälfte. „Mit dir, Pfote, teile ich das letzte Hemd
und das letzte Taschentuch“, lachte er.
    „So ein Saftsack“, meinte
Klößchen. „Aber ich glaube, von dem habe ich schon mal gehört. Mein Vater hat
mal den Namen Gröbl erwähnt. Wenn’s der ist, den ich meine, hat er ein Geschäft
für Waffen und Jagdzubehör.“
    „Das wird er sein“, sagte Karl.
„An seiner Aufmachung stimmte alles. Ich wette, er trägt auch grüne
Unterwäsche; und wenn er Blasen an seinen Plattfüßen hat, nimmt er nicht Salbe,
sondern Hirschtalg. Igitt! Und sowas hat den Jagdschein und wird aufs Wild
losgelassen. Da kann man nur hoffen, daß er meistens betrunken ist und Löcher
in die Luft ballert.“
    „Wer weiß, wen er dabei
anschießt“, meinte Klößchen. „Wenn der an einer Treibjagd teilnimmt, möchte ich
kein Treiber sein.“ Er stieß Tarzan an. „He, was überlegst du?“
    Ein schwaches Lächeln glitt
über Tarzans Gesicht. „Ich überlege, wem ich’s jetzt sage.“
    „Was denn?“
    „Das mit dem Reh!“
    „Reh? Ich verstehe Bahnhof.“
    „Dir, Willi, kann ich’s schon
gar nicht sagen. Sonst läuft dir das Wasser im Mund zusammen, und du frißt es roh.
Klar, ich sag’s gar keinem. Und daß Gröbl nichts erfährt, hat er sich selbst
zuzuschreiben. Dieser komische Weidmann.“
    „Unser Tarzan spricht in
Rätseln“, sagte Klößchen.
    Karl hatte seinen Feldstecher
vor die Augen genommen. Er sah zu dem Hubschrauber hinauf, der immer noch in
großer Höhe über dem Moor kurvte. Dann senkte er das Glas und blickte in die
Runde.
    „Dort hinten krebst wer rum“,
meinte er. „Dort auch. Und dort. Donnerwetter! Überall, so weit ich sehe.
Allerdings mehr in Richtung Schwarzer Berg. Wahrscheinlich ist dort die
Absturzstelle. Mann, in jedem Busch sitzt einer. Alles Schatzsucher, was? Da
muß irgendwo ein Nest sein.“
    „Vielleicht interessierst du
dich bald mal für Tarzans Reh“, sagte Klößchen ergrimmt.
    „Wie? Ach so. Ja, was ist denn
damit?“ Karl ließ das Fernglas sinken.
    „Ich bin einem Wilddieb auf der
Spur“, sagte

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