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Das leere Haus

Titel: Das leere Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doyle , Arthur Conan
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oder
geduldiger
werden lassen was sein Temperament im Umgang mit weniger intelligenten
Leuten als sich selbst anbelangt.
    »Natürlich hat er sich bewegt«,
sagte er. »Bin ich solch ein grauenhafter Stümper,
Watson, daß ich eine
offensichtliche Attrappe aufstelle und erwarte, daß einer der
klügsten
Menschen Europas darauf hereinfällt? Wir sind jetzt schon
länger als
zwei Stunden hier und Mrs. Hudson hat nun schon acht Mal
Veränderungen
an der Figur vorgenommen, immer jede Viertelstunde. Sie arbeitet von
vorne, so daß ihre Silhouette niemals zu sehen ist.
Ah!« Er atmete
schnell und aufgeregt ein. In dem schwachen Licht sah ich wie sein Kopf
nach vorne sprang und seine ganze Haltung sich vor Aufmerksamkeit starr
wurde. Sie Straße war nun völlig leer. Die zwei
Männer standen
vielleicht immer noch vor der Eingangstür, aber ich konnte sie
nicht
mehr sehen. Alles war dunkel und still, bis auf das hell erleuchtete
Fenster mit dem schwarzen Umriß der Figur darin. In der
vollkommenen
Stille hörte ich wieder den zischenden Ton voller
unterdrückter
Spannung. Einen Augenblick später zog er mich in die dunkelste
Ecke des
Zimmers und ich fühlte seinen warnenden Finger auf meinen
Lippen. Die
Finger, die mich griffen waren bebend. Nie hatte ich vorher meinen
Freund so angespannt erlebt, obwohl die Straße vor uns immer
noch
einsam und verlassen lag.
    Doch plötzlich erkannte ich auch, was
seine schärferen Sinne schon vernommen hatten. Ich
hörte ein tiefes,
schleichendes Geräusch, nicht von der Baker Street, sondern
von
innerhalb des Hauses, in dem wir uns gerade versteckten. Eine
Tür wurde
geöffnet und wieder geschlossen. Sekunden später
kamen Schritte aus dem
Durchgang, Schritte, die nicht gehört werden sollten, die aber
rau
durch das leere Haus hallten. Holmes drückte sich mit dem
Rücken gegen
die Wand und ich tat es ihm gleich, meine Hand griff nach dem Revolver.
Vor uns sah ich in der Dunkelheit einen menschlichen Umriß,
der gerade
noch eine Stufe dunkler als die umgebende Dunkelheit war. Er stand
für
einen Moment still da, dann schlich er hockend und bedrohlich weiter in
den Raum. Die dunkle Gestalt kam keine drei Meter an uns vorbei, ich
erwartete schon, daß sie auf uns zu stürzte, bevor
mir klar wurde, daß
sie keine Ahnung von unserer Anwesenheit hatte. Sie kroch an uns vorbei
zum Fenster und machte es vorsichtig und geräuschlos einen
Spalt breit
auf. Als sie sich zur Öffnung hinabbeugte, fiel das Licht,
jetzt nicht
mehr von den Fenstern getrübt, auf ihr Gesicht. Sie schien
außer sich
vor Aufregung zu sein. Ihre Augen leuchteten wie Sterne und ihr Gesicht
bewegte sich krampfhaft. Es war ein älterer Mann mit einer
dünnen,
vortretenden Nase, einer hohen, kahlen Stirn und einem großen
gekräuselten Schnurrbart. Er schob nun einen Zylinderhut nach
hinten
auf seinen Kopf und das Hemd seiner Abendgarderobe schimmerte zwischen
seinem offenen Mantel durch. Sein Gesicht war dunkelhäutig und
eingefallen, mit tiefen Falten. In seiner Hand hielt er etwas, das
aussah wie ein Gehstock, aber als er ihn auf den Boden legte gab er
einen metallischen Klang von sich. Dann holte er aus seiner
Manteltasche ein unförmiges Objekt und machte sich so lange
daran zu
schaffen, bis ein lautes Klicken ertönte, als ob ein Bolzen
eingerastet
wäre. Auf dem Boden kniend beugte er sich mit all seinem
Gewicht gegen
einen Hebel, der dann ein schleifendes und mahlendes Geräusch
verursachte, das auch in einem Klicken mündete. Er richtete
sich auf
und ich sah, daß er einen Gegenstand in der Hand hielt, der
aussah wie
eine Art Gewehr mit einem seltsam mißgebildeten Kolben. Er
öffnete den
Verschluß, steckte irgend etwas hinein und ließ ihn
wieder zuschnappen.
Dann kniete er sich wieder hin und legte den Gewehrlauf auf den
Fenstersims des offenen Fensters und ich sah wie sein Auge sich entlang
des Laufs ausrichtete. Ich hörte ein leises zufriedenes
Seufzen als er
das Gewehr auf seiner Schulter ablegte und sah, daß er sein
erstaunliches Ziel, die schwarze Figur auf gelbem Grund, voll im Visier
hatte. Eine Sekunde lang war er still und bewegungslos. Dann
drückte er
den Abzug durch. Es gab ein lautes Pfeifen und ein langes Klirren
zerbrochenen Glases. In diesem Moment sprang Holmes den
Schützen wie
ein Tiger von hinten an und warf ihn auf den Boden. Er war einen Moment
später wieder auf den Füßen und mit einer
abartigen Kraft ging er
Holmes an die Gurgel, aber ich schlug ihn mit der Rückseite
meiner
Waffe nieder

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