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Das leere Haus

Titel: Das leere Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doyle , Arthur Conan
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heute Abend begleiten wollen, eine schwere und
gefährliche
nächtliche Arbeit vor uns und könnten uns vielleicht
danach über meinen
Werdegang unterhalten.«
    »Ich bin so voller Neugier, daß ich es am
liebsten sofort hören würde.«
    »Kommen Sie heute Nacht mit mir mit?«
    »Überall hin, zu jeder Zeit.«
    »Dann
ist es wirklich wie in den alten Zeiten. Wir haben noch Zeit
für einen
Happen Abendessen, bevor wir los müssen. Also, was die
Schlucht angeht,
so war es für mich sehr leicht dort, heraus zu kommen, aus dem
einfachen Grund, daß ich niemals darin war.«
    »Sie waren nie in der Schlucht?«
    »Nein,
Watson, das war ich nicht. Meine Nachricht an Sie war jedoch absolut
ehrlich gemeint. Ich hatte wenig Zweifel, daß mein Ende nah
war als ich
die dunkle Gestalt des nun verblichenen Professors Moriarty zwischen
mir und dem schmalen Weg in Sicherheit erblickte. Ich sah eine
erbarmungslose Absicht in seinen grauen Augen. Nach dem Austausch
einiger Bemerkungen, durfte ich Ihnen mit seiner freundlichen Erlaubnis
diese kurze Notiz schreiben, die Sie ja später auch gelesen
haben. Ich
ließ meine Zigarettenschachtel und meinen Stock
zurück und ging weiter
den Pfad hinauf, Moriarty direkt hinter mir. Am Ende angekommen
saß ich
in der Falle. Er zog keine Waffe, kam aber auf mich zugestürzt
und
packte mich mit seinen Armen. Er wußte, daß sein
Spiel vorbei war und
wollte sich nur noch an mir rächen. Wir rangelten und
taumelten am Rand
des Abgrunds. Glücklicherweise habe ich einige Kenntnis des
japanischen
Kampf-Stils Baritsu, die mir schon bei vielen Gelegenheiten sehr
nützlich war. Ich entkam also seinem Griff und er suchte
fürchterlich
schreiend und mit den Armen einige Sekunden lang in der Luft wirbelnd
nach Halt, jedoch ohne Erfolg und stürzte in die
reißenden Fluten. Über
den Rand gebeugt, sah ich ihn in die Tiefe fallen. Dann schlug er auf
einen Felsen auf, prallte ab und platschte ins Wasser.«
    Gebannt hörte ich Holmes' Bericht zu, der nur von
gelegentlichen Zügen an der Zigarette unterbrochen wurde.
    »Aber die Fußspuren!« rief ich
aus. »Ich sah doch mit eigenen Augen, daß zwei hin
und keine zurück führten.«
    »Das
erklärt sich folgendermaßen. In dem Moment, als der
Professor
abstürzte, kam mir der Gedanke welch ausgesprochene
glückliche Fügung
mir das Schicksal brachte. Ich wußte, daß nicht nur
Moriarty meinen Tod
wollte. Es gab da mindestens drei andere, deren Rachedurst durch den
Tod ihres Anführers nur noch geschürt wurde. Sie
waren alle
hochgefährliche Männer. Einer von denen
hätte mich sicher gekriegt.
Andererseits, wenn die ganze Welt von meinem Tod überzeugt
wäre, würden
diese Männer sicher nachlässig und sich verraten, so
daß ich sie früher
oder später erwischen würde. Dann erst wäre
es für mich an der Zeit
bekannt zu geben, daß ich immer noch im Reich der Lebenden
weile. So
schnell schossen mir diese Gedanken durch den Kopf, daß ich
glaube, ich
hatte das alles schon durchdacht, bevor Professor Moriarty unten an den
Reichenbachfällen aufschlug.
    Ich stand auf und begutachtete die
Felswand hinter mir. In Ihrem blumenreichen Bericht des Vorfalls, den
ich einige Monate später höchst interessiert las,
sprachen Sie davon,
daß diese Wand unbezwingbar sei. Das war nicht ganz der Fall.
An ein
paar kleinen Stellen konnte man Fuß fassen und es gab auch
einen
winzigen Absatz. Das gesamte Kliff hochzuklettern war, da hatten Sie
recht, allein schon wegen der Höhe unmöglich und
daßelbe galt für den
Rückweg über den nassen Pfad, ohne Spuren zu
hinterlassen. Ich hätte
natürlich, wie ich es früher schon ein paar mal
gemacht habe, rückwärts
laufen und so meine Abdrücke umkehren können, jedoch
hätte ein drittes
Paar Fußspuren in die gleiche Richtung eindeutig nach einem
Trick
ausgesehen. Alles in allem war es daher am besten, den Aufstieg zu
versuchen. Ich sage Ihnen, Watson, das war keine angenehme Aufgabe. Der
Wasserfall dröhnte unter mir. Ich bin kein
leichtgläubiger Mensch, aber
ich hätte schwören können, daß ich
Moriarty aus der Schlucht hinauf
habe schreien hören. Ein Fehltritt wäre
tödlich gewesen. Mehr als
einmal, als ich statt Fels nur Grasbüschel in der Hand hatte
oder in
den nassen Scharten des Felsens abrutschte, dachte ich es wäre
nun
vorbei mit mir. Aber ich kämpfte mich weiter nach oben und
erreichte
einen Vorsprung, vielleicht einen Meter breit und mit weichem Moos
bedeckt. Dort konnte ich mich sehr komfortabel verstecken.

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