Das leere Haus
nichts hätte anhaben können. Er spielte fast
jeden Tag in einem
der Spielklubs, aber er spielte vorsichtig und ging zumeist als Sieger
hervor. Es kam heraus, daß er im Team mit Colonel Moran in
einer Partie
einige Wochen zuvor sogar 420 Pfund von Godfrey Milner und Lord
Balmoral gewonnen hatte. Soviel zu seiner jüngeren Geschichte,
die bei
den Befragungen herauskam.
Am Abend des Verbrechens kam er Punkt
zehn Uhr aus dem Klub zurück. Seine Mutter und Schwester
verbrachten
den Abend bei einer Verwandten. Die Hausangestellte sagte aus,
daß sie
ihn in den vorderen Raum im ersten Stock, der als Wohnzimmer diente,
eintreten hörte. Sie hatte dort im Kamin ein Feuer entfacht,
und da es
stark qualmte, das Fenster geöffnet. Es war still im Haus, bis
um elf
Uhr zwanzig Lady Maynooth und ihre Tochter zurückkehrten. In
der
Absicht, ihrem Sohn eine gute Nacht zu wünschen, wollte sie in
das
Zimmer ihres Sohnes eintreten, fand es aber von innen verschlossen vor.
Er antwortete weder auf Klopfen noch auf Rufe. Sie holte Hilfe und die
Tür wurde aufgebrochen. Der unglückliche junge Mann
wurde neben dem
Tisch liegend gefunden. Sein Kopf war von einer Revolverkugel schwer
zugerichtet worden, aber es wurde keine Waffe im Zimmer gefunden. Auf
dem Tisch lagen zwei Zehn Pfund Banknoten und 17 Pfund und zehn
Schillinge in Gold und Silber. Das Geld war in Stapeln mit
verschiedenem Wert aufgehäuft. Auf einem Blatt Papier waren
einige
Zahlen und gegenüber die Namen seiner Spielpartner
geschrieben. Daraus
wurde geschlossen, daß er vor seinem Tod versucht hatte,
seine Gewinne
und Verluste am Spieltisch zu bilanzieren.
Die genaue Ermittlung
der Todesumstände machte den Fall noch komplexer. Zu allererst
gab es
keinen Grund für ihn, die Tür von innen
abzuschließen. Natürlich hätte
das auch der Mörder tun können und
anschließend über das Fenster
geflüchtet sein. Allerdings lag es mindestens sieben Meter
über dem
Boden und unter dem Fenster war ein Beet mit Krokussen in voller
Blüte.
Weder die Blumen, noch die Erde wiesen Spuren auf und auch auf dem
schmalen Grasstreifen, der das Haus von der Straße trennte,
war nichts
dergleichen zu sehen. Demnach war es wohl der junge Mann selbst, der
die Tür abgeschlossen hatte. Aber wie kam er dann zu Tode?
Niemand
hätte an der Wand hochklettern und durch das Fenster
einsteigen können,
ohne Spuren zu hinterlassen. Angenommen, jemand hätte von
außen durch
das offene Fenster geschossen, hätte es wirklich ein
Meisterschütze
sein müssen, um jemandem mit einem Revolver solch eine
tödliche Wunde
beizubringen. Auch ist Park Lane eine viel befahrene
Durchgangsstraße
mit einem Droschkenstand keine 100 Meter entfernt. Niemand hat einen
Schuß gehört. Und doch war da der Tote und die
Revolverkugel, vom
Aufschlag flachgedrückt, wie es Weichmantelgeschosse tun, und
dadurch
eine Verletzung verursachte, die zum sofortigen Tod führte.
Dies waren
die Begleitumstände des Park Lane Mysteriums, das noch weiter
verkompliziert wurde durch das völlige Fehlen eines Motivs,
da, wie ich
schon erwähnte, er keine bekannten Feinde hatte und auch das
Geld und
die Wertgegenstände im Zimmer nicht angerührt worden
waren.
Den
ganzen Tag ließ ich mir diese Fakten durch den Kopf gehen und
versuchte
eine Theorie zu finden, die auf alle Fragen eine Antwort
hätte, um den
Weg des geringsten Widerstandes zu finden, von dem mein armer Freund
gesagt hatte, daß dieser der Ausgangspunkt jeder Ermittlung
wäre. Ich
muß gestehen, daß ich kaum Fortschritte machte. Am
Abend ging ich durch
den Park und fand mich gegen sechs Uhr abends an der Kreuzung Oxford
Street und Park Lane. Eine Gruppe von Schaulustigen, die auf dem Gehweg
standen und zu einem bestimmten Fenster hinauf schauten,
führte mich zu
dem Haus, das ich sehen wollte. Ein großer, schlanker Mann
mit einer
Sonnenbrille, von dem ich annahm, daß er ein Polizist in
Zivil sei,
erklärte gerade seine eigene Theorie, während ihm die
anderen Leute
zuhörten. Ich hörte ihm eine Weile zu, aber seine
Schlußfolgerungen
schienen mir arg absurd, also wandte ich mich leicht angewidert wieder
ab. Dabei stieß ich mit einem älteren, gebeugten
Mann zusammen, der
hinter mir stand und daraufhin einige Bücher fallen
ließ. Ich erinnere
mich, daß ich beim Aufheben den Titel eines Buches gelesen
hatte: »Der
Ursprung der Baumanbetung«. Ich schloß,
daß dieser Kerl ein armer
Buchsammler sein mußte, der entweder als Geschäft
oder Hobby diese
exotischen Bücher
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