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Das leere Haus

Titel: Das leere Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doyle , Arthur Conan
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Dort lag ich
ausgestreckt, als Sie dann, mein lieber Watson, und all Ihr Gefolge
kamen und in rührendster und ineffektivster Weise die
Umstände meines
Todes erforschten.
    Schließlich, als Sie alle Ihre naheliegenden,
doch vollkommen falschen Schlußfolgerungen zogen und zum
Hotel zurück
gingen, war ich wieder allein. Ich dachte eigentlich, daß
damit meine
Abenteuer an diesem Tag beendet wären, aber eine unerwartete
Wendung
zeigte mir, daß auf mich immer noch Überraschungen
lauerten. Ein großer
Felsblock schoß von oben herab an mir vorbei, fiel auf den
Pfad und
rollte weiter in den Abgrund. Einen Augenblick lang dachte ich es
hätte
sich um einen Zufall gehandelt, aber dann sah ich, als ich
hinaufschaute, den Umriß eines Kopfes gegen den Nachthimmel
und ein
weiterer Brocken traf den Absatz, auf dem ich lag und verfehlte meinen
Kopf nur um Haaresbreite. Natürlich war die Bedeutung dessen
klar.
Moriarty ist nicht allein gewesen. Ein Komplize – und obwohl
ich nur
einen kurzen Blick auf ihn erhaschte, wußte ich wie
gefährlich dieser
Komplize war – hat für den Professor Wache gehalten
als er mich
angriff. Aus einiger Entfernung und von mir unentdeckt war er Zeuge des
Todes seines Freundes und meines Entkommens geworden. Er wartete und
ging dann außen herum zur Spitze des Kliffs, von wo aus er
beabsichtigte, das Werk zu vollenden, bei dem sein Kamerad gescheitert
war.
    Ich hatte kaum Zeit nachzudenken, Watson. Wieder sah ich das
grimmige Gesicht über das Kliff sehen und wußte,
daß gleich der nächste
Stein fallen würde. Ich kämpfte mich wieder hinunter
zum Pfad. Ich
hätte es wahrscheinlich nicht geschafft, wenn ich Zeit gehabt
hätte
nachzudenken, es war hundertmal schwieriger als der Aufstieg. Es gab
aber nur diese Möglichkeit. Ein weiterer Stein sauste herab,
als ich
mit den Händen an dem Felsvorsprung hing. Nach der halben
Strecke
rutschte ich ab und fiel hinunter, aber Gott sei Dank landete ich
blutend und verstaucht auf dem schmalen Pfad. Ich nahm daraufhin die
Beine in die Hand und schaffte zehn Meilen über die Berge in
der
Dunkelheit und eine Woche später erreichte ich Florenz mit der
Gewißheit, daß niemand auf der Welt wußte
was aus mir geworden war.
    Ich hatte nur einen Mitwisser – meinen Bruder
Mycroft.
    Ich
schulde Ihnen so viele Entschuldigungen, meine lieber Watson, aber es
war sehr wichtig, daß jeder glaubte ich sei tot, und
sicherlich hätten
Sie keinen so überzeugenden Todesbericht über mich
verfaßt, wenn Sie
nicht selbst geglaubt hätten, daß es wahr
wäre. Ich habe in den letzten
drei Jahren so oft meinen Stift angesetzt, um Ihnen einen Brief zu
schreiben, aber jedes Mal fürchtete ich, daß Sie aus
Sorge um mich
versucht sind, sich zu verplappern und dadurch mein Geheimnis verraten.
Darum habe ich mich auch heute Abend von Ihnen weggedreht, als Sie
meine Bücher zu Boden warfen, denn ich war zu der Zeit in
Gefahr und
jedes Zeichen der Überraschung oder ein
Gefühlsausbruch Ihrerseits
hätte meine Fassade zerstört und betrübliche
und irreparable
Konsequenzen gehabt. Was Mycroft angeht, so mußte ich ihn
einweihen,
damit er mir das nötige Geld zukommen lassen konnte. Die
Ereignisse
hier in London liefen nicht so gut wie ich es mir erhofft hatte. Der
Prozeß gegen die Moriarty-Bande ließ zwei der
gefährlichsten
Mitglieder, meine persönlichen und rachsüchtigen
Feinde, auf freiem
Fuß. Darum bereiste ich zwei Jahre lang Tibet, besuchte Lhasa
und
verbrachte einige Tage mit dem Dalai Lama. Sie haben vielleicht von den
bemerkenswerten Entdeckungen eines gewissen Norwegers namens Sigerson
gelesen, aber ich wette, es ist ihnen nie in den Sinn gekommen,
daß Sie
in Wirklichkeit Nachrichten Ihres alten Freundes empfingen. Danach
durchquerte ich Persien, schaute in Mekka vorbei, stattete dem Kalifen
in Khartoum einen kurzen, doch interessanten Besuch ab, dessen
Ergebnisse ich über das Auswärtige Amt
übermitteln ließ. Wieder in
Frankreich verbrachte ich einige Monate mit der Forschung an
Steinkohle-Derivaten in einem Labor in Montpellier im Süden
Frankreichs. Als diese zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen war und
ich herausfand, daß nur noch einer meiner Feinde sich in
London
aufhielt, fand ich es an der Zeit wieder zurück zu kehren.
Diese Pläne
wurden noch beschleunigt durch das sonderbare Park Lane Mysterium, das
mich nicht nur von sich aus ansprach, sondern auch einige ganz
vorzügliche persönliche Möglichkeiten bot.
Ich kam also sofort nach
London, stellte

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