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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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geben wollte. «Der Rest des Brautgeldes», sagte er.
    «Bewahrt es für mich auf, Herr», entgegnete ich. «Bis nach der Schlacht. Und wenn ich sterbe, gebt es Mildrith.»
    Eine Eule flog über uns hinweg, lautlos und schnell, und ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte. Im Osten an der Küste und fernab des Flusses brannte ein Feuer, und auch das erschien mir als ein Zeichen, das ich nicht zu lesen vermochte.
    «Meine Männer sind tapfer», sagte Odda. «Aber was, wenn der Feind sie in die Zange nimmt?» Die Angst machte ihm immer noch zu schaffen. «Es wäre besser, Ubba griffe von sich aus an.»
    «Ja, das wäre besser», stimmte ich ihm zu. «Aber Ubba wird sich nicht rühren, es sei denn, die Runenstäbe verheißen ihm Erfolg.»
    Dem Schicksal weicht nichts und niemand aus. Das wusste Ubba, und darum achtete er auf die Zeichen der Götter. Ein solches Zeichen war, wie ich ahnte, auch die Eule gewesen, die über unsere Köpfe hinweg und über die dänischen Schiffe zu jenem fernen Feuer am Ufer der Saefern- See geflogen war. Ich erinnerte mich plötzlich an die vier Boote Edmunds, die vor der Küste Ostangliens aufgekreuzt waren und die dänischen Schiffe mit brennenden Pfeilen beschossen hatten, und ich wurde gewahr, dass ich die Zeichen lesen konnte. «Wenn sich unsere Männer in die Zange nehmen lassen, werden sie sterben», sagte ich. «Gleiches gilt für den Gegner. Wir müssen also versuchen, ihn in die Zange zu nehmen.»
    «Wie?», fragte Odda bitter. Er dachte nur an die Schlacht im Morgengrauen, Angriff, Kampf und Niederlage, ich aber dachte an die Eule. Sie war von den Schiffen dem Feuer entgegen geflogen, und das war ein Zeichen. Feuer den Schiffen. «Wie sollen wir sie täuschen?», fragte Odda.
    Ich war mir nicht schlüssig, ob ich ihn einweihen sollte, und schwieg. Der Weissagung zu folgen hieße, unsere Streitkräfte aufzuteilen. Aber eben das war in der Schlacht an A Escs Hügel der entscheidende Fehler gewesen, und darum zögerte ich. Odda aber hatte mich nicht aufgesucht, weil er mich plötzlich mochte, sondern weil ich Ubba die Stirn gezeigt hatte. Ich war der Einzige auf dem Cynuit, der an einen Sieg zu glauben schien, und das machte mich trotz meiner jungen Jahre zum Anführer. Aldermann Odda, der mein Vater hätte sein können, brauchte Unterstützung. Er wollte von mir hören, was zu tun war, ausgerechnet von mir, der ich nie in einem großen Schildwall gestanden hatte. Aber ich war jung und überheblich, und die Zeichen hatten mir gesagt, was zu tun war. Und so weihte ich Odda ein.
    «Seid Ihr jemals einem Sceadugengan begegnet?», fragte ich ihn.
    Zur Antwort schlug er unwillkürlich ein Kreuz.
    «Als Kind habe ich häufig von den Sceadugengan geträumt», sagte ich. «Ich bin nächtens umhergestreift, um sie zu suchen und kennen zu lernen, damit ich mich ihnen würde anschließen können.»
    «Was hat das mit dem zu tun, was uns morgen erwartet?», fragte er.
    «Gebt mir fünfzig Männer», antwortete ich. «Mit ihnen und meinen Männern werde ich, sobald es hell wird, dort drüben angreifen.» Ich zeigte auf die Schiffe. «Wir werden ihre Schiffe in Flammen aufgehen lassen.»
    Odda blickte auf die nahen Lagerfeuer am Fuße des Hügels hinab, wo auf dem Feld im Osten die feindlichen Wachen standen. «Sie werden auf Euch gefasst sein und sehen, dass Ihr kommt», sagte er und hatte natürlich Recht damit. Die Wachen würden Alarm schlagen, kaum dass wir zehn Schritt vorgerückt wären, und Ubbas Truppen, die ebenso wie unsere zum Kampf bereitstanden, würden aus dem Lager im Süden stürmen und meine Männer stellen, ehe sie das Moor erreicht hätten.
    «Aber wenn die Dänen sehen, dass ihre Schiffe brennen, werden sie nicht auf das Feld, sondern auf direktem Weg zum Fluss laufen. Und das Ufer ist zu beiden Seiten von Sümpfen gesäumt. Dort können sie uns nicht in die Zange nehmen.» Sie könnten es zwar versuchen und den morastigen Boden in Kauf nehmen, würden uns dort aber weniger gefährlich werden als auf dem freien Feld.
    «Aber Ihr werdet es bis zum Fluss nicht schaffen», wandte er ein.
    «Ein Schattenwandler schafft es», entgegnete ich.
    Er sah mich an und sagte nichts.
    «Ich schaffe es», sagte ich, «und wenn die Schiffe brennen, werden alle Dänen zum Ufer laufen. Dann schlagen unsere hundert zu. Während die Dänen ihre Schiffe zu löschen versuchen, bleibt unseren Männern Zeit genug, das Moor zu durchqueren. Sie kommen mir so schnell wie möglich zu Hilfe. Gemeinsam

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