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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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sich auf einen ei n zigen Ort stürzen, dann machen sie ihn selbstverständlich kaputt - aber so funkti o niert nun mal der Ausgleich der Interessen, das sind die Selbs t regulierungskräfte des Marktes.
    So gesehen, ist das Zerstören eines Orts die einzige Möglic h keit, ihn zu retten.
    Es gibt kein OFF. Es gibt nur Leute, die dafür kämpfen, ihre Welt vor dem Andrang von noch mehr Leuten zu bewahren.
    Halbwegs hasst Misty diese Leute, die hierher kommen, diese Eindringlinge, diese Ungläubigen, die in Massen hier aufkreuzen und ihr Leben und die Kindheit ihrer Tochter kaputtmachen. Diese Außenseiter mit ihren g e scheiterten Ehen und Stiefkindern und Drogen und schlechten Angewohnheiten und faulen Statu s symb o len, das sind nicht die Freunde, die Misty sich für ihr Kind vorg e stellt hat.
    Dein Kind.
    Ihrer beider Kind.
    Um Tabbi zu retten, könnte Misty geschehen lassen, was schon oft geschehen ist, Misty könnte es einfach noch einmal geschehen lassen. Die Kunstausstellung. Was auch immer d a hinter stecken mag, sie könnte den Inselmythos seinen Lauf nehmen lassen. Und vielleicht wäre W a ytansea dann gerettet.
    »Wir werden alle Kinder Gottes töten, wenn wir damit unsere e i genen retten können.«
    Vielleicht können sie Tabbi auch etwas Besseres geben als eine Zukunft ohne Herausforderungen, ein ruhiges, sicheres Leben in Frieden.
    Misty, die jetzt neben dir sitzt, beugt sich vor und küsst deine aufgedunsene rote Stirn.
    Es ist schon gut, dass du sie nie geliebt hast, Peter. Misty hat dich geliebt.
    Zumindest was das Glauben angeht, könnte sie eine große Künstlerin sein, eine Erlöserin. Ein wenig mehr als eine techn i sche Zeichnerin oder Werbegrafikerin. Ja, sie könnte Übe r menschliches leisten. Und dafür liebt Misty dich.
    Kriegst du das mit?

    Nur um das festzuhalten: Das mit Angel Delaporte tut ihr Leid. Es tut ihr Leid, dass du mit so einer beschissenen Legende au f wachsen musstest. Es tut ihr Leid, dass sie dich jemals kennen g e lernt hat.

27. August
Neumond
    Grace fuchtelt mit der Hand zwischen ihnen herum. Ihre Fi n gernägel sind zerfurcht und unter dem klaren Lack gelb. Sie sagt: »Misty, meine Liebe, dreh dich um, damit ich sehen kann, wie das Kleid am Rücken sitzt.«
    Als Misty zum ersten Mal wieder mit Grace zusamme n trifft, am Abend der Vernissage, sagt Grace als Erstes: »Ich hab gewusst, dass dir das Kleid wunderbar stehen wü r de.«
    Sie sind im alten Haus der Wilmots in der Birch Street. Der Ei n gang zu ihrem alten Zimmer ist von der Polizei mit einer durc h sichtigen Plastikplane und gelbem Absperrband versi e gelt. Eine Zeitkapsel. Ein Geschenk an die Zukunft. Durch die Plane kann man sehen, dass die Ma t ratze verschwunden ist. Der Schirm der Nachttischlampe fehlt. Überm Kopfende des Bettes ist etwas Dunkles auf die Tapete gesprüht. Die Handschrift des Blu t drucks. Der weiße Lack auf Türrahmen und Fensterbrett ist mit schwarzem Fingerabdruckpulver beschmutzt. Frische Staubsa u gerspuren laufen kreuz und quer über den Teppich. Man hat Angel Delaportes unsichtbare Hautpartikel für den DNA-Test aufgesaugt.
    Dein altes Zimmer.
    An der Wand über dem Bett hängt das Bild von dem alten Se s sel. Das Misty mit geschlossenen Augen auf der Landspitze der Insel gemalt hat. Als sie die Halluzination hatte, die Statue wolle sie töten. Mit Blut bespritzt.
    Jetzt, in Grace' Zimmer auf der anderen Seite des Flurs, sagt Misty, sie soll bloß keinen Blödsinn machen. Vor dem Haus ist die Polizei vom Festland aufgefahren. Die warten auf sie. Wenn Misty in den nächsten zehn Minuten nicht aus dem Haus kommt, stü r men sie rein und ballern aus allen Rohren.
    Grace sitzt auf dem Hocker mit dem schimmernden rosa Pol s ter vor ihrem riesigen Toilettentisch. Vor ihr sind Parfümfl a schen und Schmuck auf der Glasfläche ausgebreitet. Der silberne Handspi e gel, die Haarbürsten.
    Die Souvenirs des Reichtums.
    Und Grace sagt: » Tu es ravissante ce soir.« Sie sagt: »Hübsch siehst du heute Abend aus.«
    Misty hat jetzt Wangenknochen. Und Schlüsselbeine. Ihre we i ßen Schulterknochen ragen starr wie Bügel aus dem Kleid, das in seinem früheren Leben ihr Hochzeitskleid war. Der weiße Satin hängt in zu weiten, bauschigen Falten von einer Schu l ter, dabei hat Grace erst vor ein paar Tagen ihre Maße genommen. Oder Wochen. BH und Höschen sind so sehr zu groß, dass Misty d a rauf verzichtet hat. Misty ist fast so dünn wie ihr Mann, das ve r schrumpelte Skelett, in das

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