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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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unseren Plan zu Ende zu fü h ren.«
    Da steht: »Misty hat etwas Besseres verdient. Dad, wir müssen ihr die Freiheit geben.«
    Die Schlaftabletten, die Peter laut Detective Stilton g e nommen hatte. Das Rezept, das nicht bei ihm gefunden worden war. Der Koffer, den er gepackt und in den Kofferraum gelegt hatte. Er hatte uns verlassen wollen. Er hatte mit Angel durchbrennen wollen.
    Du hast durchbrennen wollen.
    Jemand hat ihn betäubt und bei laufendem Motor im Auto si t zen lassen, in die Garage eingeschlossen, sodass Misty ihn finden musste. Jemand, der nichts von dem Ko f fer gewusst hatte, der fertig gepackt für seine Flucht im Kofferraum lag. Jemand, der nicht gewusst hatte, dass der Benzintank halb leer war.
    »Dad«, damit war Harrow Wilmot gemeint. Peters Vater, der angeblich seit langem tot war. Vor Tabbis Geburt g e storben war.
    An den Wänden steht geschrieben: »Enthüllt die Werke des Teufels nicht.«
    Dort steht: »Vernichtet alle ihre Bilder.«
    Auf der Kunstakademie bringen sie einem nicht bei, wie man aus einem Albtraum schlau werden kann.
    Unterschrift: Peter Wilmot.

25. August
    Im Speiseraum des Hotels hängt eine Gruppe Inselbewohner Mistys Bilder auf, alle ihre Bilder. Aber nicht jedes einzeln für sich, sondern dicht an dicht, Papier und Lei n wand, sodass ein lang gestrecktes Wandgemälde entsteht. Eine Collage. Sie halten die Collage zugedeckt, nur ein schmaler Randstreifen bleibt sichtbar, g e rade genug, dass die nächste Reihe Bilder angesetzt werden kann. Aber e r kennen kann man nichts. Was ein Baum sein könnte, kann auch eine Hand sein. Was wie ein Gesicht au s sieht, ist vielleicht eine Wolke. Eine Massenversammlung oder eine Landschaft oder ein Stillleben mit Blumen und Früc h ten. Jedes Bild, das sie anfügen, wird sofort mit einem Tuch abg e deckt.
    Zu erkennen ist nur, dass es riesig ist, dass es die längste Wand des Speiseraums ausfüllt.
    Grace ist auch dabei, sie gibt Anweisungen. Tabbi und Dr. To u chet sehen zu.
    Als Misty dazukommt, hält Grace sie mit einer blauen, knotigen Hand fest und sagt: »Hast du das Kleid anpr o biert, das ich dir genäht habe?«
    Misty will sich bloß ihr Bild ansehen. Ihr Werk. Da man ihr die Augen verbunden hatte, hat sie keine Ahnung, was sie gemalt hat. Welchen Teil ihrer selbst sie Fremden o f fenbart hat.
    Und Dr. Touchet sagt: »Das wäre keine sehr gute Idee.« Er sagt: »Sie werden es zusammen mit den Gästen auf der Vernissage s e hen können.«
    Nur um das festzuhalten, Grace sagt: »Heute Nachmittag zi e hen wir in unser Haus zurück.«
    Wo Angel Delaporte ermordet wurde.
    Grace sagt: »Detective Stilton hat das Haus freigegeben.« Sie sagt: »Wenn du packst, können wir deine Sachen auch gleich mitnehmen.«
    Peters Kopfkissen. Ihre Malsachen in dem hellen Hol z kasten.
    »Bald ist es vorbei, meine Liebe«, sagt Grace. »Ich weiß genau, wie du dich fühlst.«
    Dem Tagebuch zufolge. Grace' Tagebuch.
    Da alle beschäftigt sind, geht Misty ins Dachgeschoss, in das Zimmer, das Grace und Tabbi bewohnen. Nur um das festzuha l ten, Misty hat bereits gepackt und das Tagebuch aus Grace' Zimmer geklaut. Sie trägt ihren Koffer zum Auto hinunter, i m mer noch mit Kleisterpulver überstäubt. Papierfetzen mit blas s grünen Streifen und rosa Blüten in den Haaren.
    Das Buch, in dem Grace ständig liest, sehr aufmerksam liest, das Buch im roten Einband mit goldener Schrift, das ist ange b lich das Tagebuch einer Frau, die vor hundert Jahren auf der Insel gelebt hat. Die Frau in Grace' Tag e buch ist einundvierzig Jahre alt und hat erfolglos Kunst studiert. Als sie schwanger wurde, ging sie von der Ku n stakademie ab, um auf Waytansea Island zu heiraten. Sie liebte ihren neuen Mann nicht so sehr wie seinen alten Schmuck und den Traum, in einem großen Haus zu leben.
    Hier erwartete sie ein vorgefertigtes Leben, eine Rolle, in die sie nur noch zu schlüpfen brauchte. Waytansea Island mit se i nen Traditionen und Ritualen. Alles schon fix und fertig vo r handen. Auf alles eine Antwort.
    Die Frau war durchaus glücklich, aber auch schon vor hundert Jahren wurde die Insel von reichen Touristen aus den Städten überlaufen. Von aufdringlichen, gierigen Touristen, die g e nug Geld hatten, alles an sich zu reißen. Als ihrer Familie ger a de das Geld ausging, erschoss sich ihr Mann auch noch beim Reinigen seiner Waffe.
    Die Frau litt unter Migräne, erbrach alles, was sie aß, und war ständig müde. Sie arbeitete als Zimmermädchen in dem Hotel, bis

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