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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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ist nett«, verkündete der Bürstenkopf. »Wie teuer soll das sein?«
    Obwohl sie den Preis auswendig wusste, öffnete Beth ihre Ledermappe und tat, als würde sie nachsehen. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, als sie mit dem Finger die Ausstellungsliste entlangfuhr. »Der geforderte Preis beträgt 250   000  Dollar.«
    Der Bürstenkopf blinzelte nicht einmal.
    »
Das Jüngste Gericht
«, fuhr sie fort, »ist eines von Tizians bekanntesten und ergreifendsten Werken. Wenn Sie wünschen, kann ich den Eigentümer der Galerie herbitten, damit er Ihnen mehr darüber erzählt, und über diese Zeichnung im Besonderen.«
    »Nein«, erwiderte er und sah sie erneut an. »Ich würde lieber mit Ihnen reden.«
    Welch eine Überraschung.
    »Mein Name ist Bradley Hoyt«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Beth Cox«, erwiderte sie und schüttelte die Hand.
    »Es gefällt mir sehr, Beth, aber ich würde nie etwas kaufen, ehe meine eigenen Leute nicht einen Blick darauf geworfen haben.«
    »Das verstehe ich vollkommen«, sagte sie und zog ihre Hand zurück. »Wir können jederzeit eine private Schau arrangieren. Oder, wenn Ihnen das lieber ist, können wir das Stück auch zu Ihren Experten bringen lassen.«
    »Nee, das ist schon okay. Die können ruhig zu Ihnen kommen. Sind Sie die ganze Zeit hier?«
    Sie lächelte. »Meistens, leider.«
    »Wo sind Sie, wenn Sie nicht hier sind?«
    Jetzt war der richtige Zeitpunkt, um die Sache im Keim zu ersticken. »Zu Hause. Bei meinem Mann.«
    »Ja, ich habe den Ring gesehen. Aber wenn Sie sich wegen eines so großen Kaufs mit einem Kunden treffen müssen, können Sie doch für ein paar Stunden weg, um ihn zu beraten, stimmt’s?«
    »Wir können die Galerie jederzeit öffnen.«
    »Ich dachte eher an so etwas wie Lunch im Stanhope. Oder ein Dinner.«
    »Tut mir leid, aber mir wäre nicht wohl dabei, so ein wertvolles Stück auf eigene Faust aus der Galerie mitzunehmen.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Ich habe die Bilder bereits gesehen.«
    Beth schloss ihre Ledermappe. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Mr Hoyt. Es war sehr nett, Sie kennenzulernen, aber ich fürchte, es gibt noch jemanden, der Interesse an diesem Gemälde hat.«
    Sie wandte sich ab und ging hinüber zum Kurator des Getty-Museums. Er beobachtete sie über den Rand seiner Halbbrille und sagte mit leiser Stimme: »Sie dürfen diese
Gericht
-Studie nicht an diesen Kretin verkaufen – das wäre ein Verbrechen.«
    Beth unterdrückte ein Lachen.
    »Sie haben es doch nicht getan, oder?«, fragte er.
    »Nein, noch nicht. Kann ich es vielleicht stattdessen dem Getty verkaufen?«
    Er nahm seine Brille ab und schob sie in die Brusttasche seiner Anzugjacke. »Lassen Sie uns darüber reden.«
    »Ja«, sagte sie erleichtert, »reden wir. Solange Sie können.«

4 . Kapitel
    Kimberlys erster Gedanke beim Aufwachen war: Das war ein Erfolg. Die Dinnerparty für den Bürgermeister war ein Erfolg gewesen.
    Ihr zweiter Gedanke war
Ezra
. Er war aus Israel zurückgekommen, hatte sein Zeug in die Zimmer geschafft, in denen er aufgewachsen war, und sie hatte keinen Schimmer, wie lange er vorhatte hierzubleiben. Je kürzer sein Aufenthalt, desto besser, aber sie konnte es sich nicht leisten, ihre Gefühle allzu offen zu zeigen. Soweit sie wusste, war die Beziehung zwischen Ezra und seinem Vater seit Jahren angespannt, aber er war immer noch Sams einziger Sohn. Und da Blut nun einmal dicker als Wasser war, musste sie vorsichtig zu Werke gehen.
    Sam kam aus seinem begehbaren Kleiderschrank und zog den Knoten seiner Krawatte zu, die gelbe Seidenkrawatte von Sulka, die sie ihm letzte Woche gekauft hatte. Für seine Verhältnisse sah Sam gut aus. Maßgeschneiderter blauer Anzug, glänzende burgunderrote Schuhe, ein ordentlich gefaltetes, zur Krawatte passendes Einstecktuch. Sie hatte getan, was sie konnte, aber mehr konnte selbst sie mit ihren Künsten nicht erreichen. Er war immer noch klein, glatzköpfig und fast dreißig Jahre älter als sie. Jedes Mal, wenn er sie berührte, wurde sie daran erinnert, dass seine Wurstfinger ebenfalls kurz waren.
    »Ist Ezra schon aufgestanden?«, fragte er.
    »Woher soll ich das wissen? Ich liege ja selbst noch im Bett.« Es kam schärfer heraus als beabsichtigt.
    »Ich habe lediglich eine einfache Frage gestellt.«
    Schlechte Laune,
dachte sie im Stillen.
Er hat schlechte Laune
. Sie lächelte und warf die Bettdecke aus ägyptischer Baumwolle zurück. »Mach dir keine Sorgen um Ezra.

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