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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Carter den Eindruck, dass das alte Krankenhaus als ein einziges großes Quadrat angelegt worden war, mit einem offenen Platz genau in der Mitte. Als sie näher kamen, wurde die Luft frischer, und die Dunkelheit wurde allmählich schwächer. Selbst die Decke wurde am Ende des Korridors höher.
    Und dann war die Decke ganz verschwunden. Carter blieb stehen, genau wie Ezra neben ihm, blickte empor und sah eine Wolkenbank vor dem Mond dahinjagen. Sie befanden sich in einem riesigen offenen Raum, der wie ein Wintergarten wirkte. Über ihnen befanden sich die Überreste von etwas, was einst ein riesiges Oberlicht gewesen zu sein schien. Die eisernen Stützbalken, oder zumindest einige davon, krümmten sich über ihnen wie schwarze Finger, doch die übergroßen Glasscheiben, die sie einst gehalten hatten, waren komplett verschwunden. Alles, was von den Fenstern übrig geblieben war, waren Tausende körnige Splitter, die unter ihren Füßen knirschten. In der Mitte des Raumes befand sich ein versiegter steinerner Springbrunnen mit einer Art Statue in der Mitte, die aus dieser Entfernung nicht zu erkennen war.
    »Sieht aus, als sei das früher einmal das Sonnenzimmer gewesen«, sagte Carter.
    Ezra leuchtete mit seiner eigenen Taschenlampe im Saal herum. Schwere Holzsäulen ragten wie Telegraphenmasten in die Höhe, um ein Dach zu tragen, das nicht mehr dort war. Jegliche Farbe war verblasst, es war eine Welt aus Schwärze und Schatten, in der im silbrigen Schimmer des Mondlichts kaum Konturen erkennbar waren. Selbst die Geräusche der umgebenden Stadt fehlten. Alles, was sie hörten, war der Wind, der am verrotteten Holz und den abgewetzten Ziegeln rüttelte. Doch dann erfasste sein Lichtstrahl etwas Glitzerndes, das an einem der senkrechten Holzbalken befestigt war.
    Als er näher kam, konnte Ezra erkennen, was es war. Ein Kruzifix. Er winkte Carter heran.
    Während Carter es anschaute, fragte Ezra leise: »Ob es von einem ehemaligen Patienten des Sanatoriums stammt?«
    Doch Carter schüttelte den Kopf. Er erkannte sofort das Kruzifix wieder, das er zuletzt auf der Intensivstation für Brandopfer im St. Vincent’s gesehen hatte. »Es gehörte Joe.«
    Ezra wusste nicht, was er davon halten sollte. Einerseits war er erleichtert, weil sie tatsächlich auf der richtigen Spur waren, doch zugleich war er auch verwirrt. Wenn seine Theorien stimmten, würde Arius sich für so etwas zuletzt interessieren. Und noch weniger würde er es in seinem Schlupfwinkel zur Schau stellen. Aber was gäbe es sonst für eine Erklärung dafür, wie es hierhergekommen war?
    Als er erneut in die düsteren Winkel des Raumes spähte, entdeckte Ezra noch etwas, das ebenfalls an einer der Säulen befestigt war. Etwas, das sich, soweit er es aus der Ferne beurteilen konnte, als ebenso seltsam erweisen könnte.
    Er ging an dem steinernen Springbrunnen vorüber, dessen Becken trocken und zerbrochen war, und folgte dem Strahl seiner Lampe bis zu einem kleinen Farbklecks in einem vergoldeten Rahmen. Es war ein Aquarell, unverkennbar ein Degas, und als Carter neben ihm stand, sagte Ezra: »Und dies hier gehörte Kimberly. Sie hatte es in ihrem Ankleidezimmer hängen.« Es hing schief an einem rostigen Nagel, der mitten durch das Bild geschlagen worden war. »Er hat sich nicht viel Mühe damit gegeben, es richtig aufzuhängen«, fügte er hinzu. Er brauchte nicht auszusprechen, was sie beide wussten: Das Bild war von ihrem flüchtigen Engel dort angebracht worden. »Aber warum?«, überlegte Ezra laut. »Warum das Kruzifix? Und warum dieses Bild? Schließlich respektiert er weder die religiöse Bedeutung des einen, noch kann er von der Schönheit des anderen so verzaubert sein.«
    Carter kannte den Grund, obwohl ihm bei dem Gedanken daran schlecht wurde. In verschiedenen paläontologischen Ausgrabungsstätten hatte er Ähnliches gesehen. Geweihe und Kieferknochen, die an Höhlenwänden hingen, oder eingeschlagene hominide Schädel, in kleinen Nischen versteckt. »Das ist keine Dekoration«, erklärte er. »Er sammelt Souvenirs.«
    Er ließ den Strahl seiner Lampe durch den Raum wandern, und dieses Mal hielt er bei der antiken Statue in der Mitte des Springbrunnens inne. Sie hatte einen klassischen Kopf, von Apollo oder Narziss oder dergleichen, Beth könnte ihn sicherlich eindeutig benennen. Der Rest der Statue jedoch war unter einem lose drapierten roten Tuch verborgen. Carter ging näher heran und stellte fest, dass es sich um einen langen roten

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