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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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schützenden warmen Wasser der Badewanne zusammen. Erneut schwappte das Wasser über den Rand der Wanne.
    Eine kalte Bö wehte in den Raum, wirbelte den Wasserdampf auf und verdichtete ihn. In dem Dampf sah sie Arius, als hätte er sich direkt aus der Schwärze der Nacht materialisiert. Er trug wieder seinen langen schwarzen Mantel und die runde Brille mit den bernsteinfarbenen Gläsern.
    Ich werde dich immer finden,
hörte sie, als würden die Worte in ihrem Kopf widerhallen.
    Beth war sprachlos und konnte sich vor Angst nicht rühren.
    Aber fürchte dich nicht.
Er strich sein goldenes Haar von dem aufgestellten Kragen seines Mantels.
Ich würde dir niemals weh tun.
    Diese Stimme in ihrem Kopf war seltsam tröstend, vertraut und beruhigend. Aber sie wusste, selbst jetzt, dass sie ihr nicht trauen durfte. Sie wusste, dass sie ebenso unheilvoll wie verführerisch war. Sie wusste, dass es die Stimme des Teufels war.
    »Du hast Joe Russo getötet«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
    Der Engel gab keine Antwort.
    »Und du hast auch Bill Mitchell getötet.«
    Wieder nichts. Aber der Dampf schien dichter zu werden und an ihm zu haften, anstatt sich in der kalten Luft zu verziehen. Der Wasserhahn tröpfelte weiter, ein seltsam heiteres Geräusch.
    »Warum bist du hier? Was willst du?«
    Ich will nur, was du bereits hast.
    Beth war verblüfft. Was konnte sie haben, das er begehren könnte? Was konnte sie haben, das dieses Wesen nicht selbst haben konnte?
    Als hätte er ihre Frage ebenfalls gespürt, sagte Arius leise, aber mit hörbarer Stimme: »Eine Seele.«
    »Du willst … meine Seele?«
    »Nicht für mich«, sagte er mit derselben seidigen honigsüßen Stimme. »Für unsere Kinder.«
    Ihr stockte der Atem, und sie begann zu zittern, obwohl sie im heißen Wasser lag. Die Bewegung schickte eine weitere kleine Welle über den Rand der Wanne und vergrößerte die Pfütze. Bald musste sie die vom Dunst verhüllten Füße des Engels erreichen. Sie sah, wie er den Blick senkte und einen Schritt zurücktrat.
    »Geht es dir nicht gut?« Solange sie nicht verrückt war oder das alles hier überhaupt nicht passierte, könnte sie schwören, dass aufrichtige Besorgnis in seiner Stimme mitschwang. Aber was hatte ihre Gesundheit mit dem Wasser zu tun?
    Sie schaute in die Wanne. Das Wasser war immer noch von ihrem Blut getönt, aber nur ganz leicht. War es das?
    Sie verspritzte noch mehr Wasser über den Rand und wartete, ob er noch weiter zurücktreten würde, und das tat er.
    Konnte er das Blut sehen? Konnte er es riechen? Sie wusste, dass er sie aufspüren konnte, wie ein Bluthund, also war er möglicherweise dazu imstande.
    Aber war es das Wasser oder das Blut? Andererseits, dachte sie, was spielte es schon für eine Rolle? Es ließ ihn zurückweichen, und das genügte ihr für den Moment. Vielleicht, dachte sie, während ihre Gedanken sich überschlugen, könnte sie schnell genug genügend Wasser aus der Wanne spritzen, um aus der Wanne zu springen und davonzulaufen.
    In diesem Moment hörte sie Abbies Stimme vom Fuß der Treppe.
    »Beth? Ist alles in Ordnung bei dir da oben?«
    Arius wandte den Kopf zur verschlossenen Tür. Sein Profil war so perfekt, als sei es auf eine Münze geprägt.
    »Raus hier!«, schrie Beth. »Verlass das Haus!«
    »Was?«, rief Abbie, und es klang, als erklimme sie die Wendeltreppe.
    »Raus aus dem Haus, Abbie!«
    »Hier unten zieht es ganz furchtbar«, sagte sie, und ihre Stimme kam näher. »Ist bei dir irgendwo ein Fenster offen?«
    Arius wandte sich zur Tür, und Beth schrie ihn an: »Nein! Lass sie in Ruhe!«
    Doch er öffnete die Tür und schloss sie rasch hinter sich. Der Dampf waberte gegen die Rückseite der Tür, als wollte er ihm folgen.
    Beth kauerte sich im Wasser zusammen, strengte sich an, irgendetwas zu hören, aber das einzige Geräusch war das stete Tröpfeln des Badewassers auf die kalten weißen Fliesen. Ihr nasses Haar fühlte sich an, als sei es an der Stirn und den Seiten des Gesichts gefroren. »O Abbie«, sagte sie zu sich, während sie darum kämpfte, ihr eigenes Entsetzen in Schach zu halten, »lauf! Bitte, bitte, lauf!«

41 . Kapitel
    Leise schlich Carter auf die vordere Veranda, aber bevor er klingelte, versuchte er die Tür zu öffnen. Zu seiner Erleichterung war sie hörbar verriegelt. Trotzdem hielt ihn etwas davon ab, zu klingeln oder zu klopfen. Man konnte es übertriebene Vorsicht nennen, aber er wusste, dass er nicht hineingehen oder gar einschlafen könnte, ehe

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