Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
Vom Netzwerk:
vollführte sein Herz einen Luftsprung.
     
    Draußen lehnte Onkel Maury rauchend an der Parkuhr. »Wie ist es gelaufen?«, fragte er und schmiss die Zigarette in den Gulli. »Bist du endlich gesund?«
    »Ich werde es sein«, sagte Ezra und wedelte mit dem Bündel Rezepte herum.
    Auf dem Heimweg hielten sie bei der ersten Apotheke, an der sie vorbeikamen, und während seine Medikamente geholt wurden, streifte Ezra durch den Laden und suchte all die anderen Dinge auf seiner Liste zusammen, von OP -Handschuhen und Isopropylalkohol bis zu Wattestäbchen und Talkumpuder. Der Rest der Sachen, die er brauchte, ein Zeichentisch und ein Computerstuhl, durchsichtige Schutzhüllen, Schablonenmesser und Bürsten aus Zobelhaar sowie ein Vergrößerungsglas, war heute Morgen geliefert worden. Es musste nur noch ordentlich aufgebaut und anschließend benutzt werden. Er konnte es kaum abwarten, anzufangen.
    Zu Hause stellte Ezra erfreut fest, dass alle fort waren; selbst Gertrude war zum Einkaufen oder so. Er eilte den Korridor entlang, schloss die Tür hinter sich ab und machte sich umgehend daran, seine Zimmer umzuräumen. Außer, dass er ein paar Dinge vom Nachttisch räumte, um mehr Platz für seine Lektüre zu haben, beließ er das Schlafzimmer in seinem ursprünglichen Zustand.
    Der angrenzende Raum war früher sein Spielzimmer gewesen, und er hatte beschlossen, dass er hier die eigentliche Arbeit erledigen würde. Zuerst räumte er das Bücherregal aus, in dem immer noch die meisten Bücher aus der Schule und dem College standen, alles vom
Fänger im Roggen
bis zur
Norton Anthologie
. Anschließend zerrte er das leere Regal hinüber zum Fenster. Wenn seine Quellensammlung aus Israel ankäme, würde er sie dort einsortieren.
    An der Stelle, wo vorher das Bücherregal gestanden hatte, baute er den Zeichentisch auf. Zum Glück war das nicht viel Arbeit, er musste nur die Beine befestigen, die Platte im richtigen Winkel einstellen und die Lampe anklemmen. Tisch und Stuhl standen jetzt so weit wie möglich vom Fenster und damit vom Tageslicht entfernt, und das war gut so. Sonnenlicht konnte an Materialien wie denen, mit denen er arbeiten würde, eine Menge Schaden anrichten.
    Schließlich brauchte er noch etwas, auf dem er seine Werkzeuge und Arbeitsmaterialien ablegen konnte. Sein Blick fiel auf eine alte Holzkiste neben dem Schrank, in der er früher seine Spielsachen aufbewahrt hatte. Er bückte sich, um sie zu öffnen, und war nicht weiter überrascht, als er seine alten Modellflugzeuge und Comics darin entdeckte. Sogar die Bongos waren noch dort, mit denen er seine Eltern fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Er klappte den Deckel wieder zu, zerrte die Kiste hinüber zum Zeichentisch und legte die Tüten mit den Pinseln, dem Alkohol und den Handschuhen darauf. Dann trat er einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk.
    Nicht übel, dachte er. Überaus brauchbar sogar.
    Jetzt stand ihm nichts mehr im Weg. Er konnte wieder mit der Arbeit beginnen.
    Er betrat den begehbaren Schrank und griff in das oberste Regal, hinter die zusätzlichen Decken. Seine Finger ertasteten die Papprolle, die er dort versteckt hatte, und zogen sie hervor. Obwohl der Inhalt der Rolle nur wenig wog und nur in Gramm, nicht einmal in Kilogramm messbar war, fühlte es sich an, als hielte er etwas von unvorstellbarem Gewicht in den Händen. Es fühlte sich an, als hätte er den Gipfel des Berges Sinai erklommen und umklammere jetzt die Steintafeln, die einst Moses höchstpersönlich anvertraut worden waren.
    Und so viel er wusste, tat er genau das.

7 . Kapitel
    Obwohl Carters Anruf erst in einer Stunde fällig war, wollte Giuseppe Russo kein Risiko eingehen. Er würde neben dem Telefon warten. Sich hinauszuwagen war im Moment ohnehin keine besonders verlockende Aussicht. In Rom dämmerte es, und aus den schmalen Fenstern seines Büros im obersten Stockwerk des Biologiegebäudes konnte er bereits die riesige Wand aus düsteren grimmigen Wolken sehen, die gegen die Olivenbäume zu stoßen schien und über die alten Ruinen auf dem Monte Palatino hinwegfegte. Seit Tagen braute sich über der Adria ein Sturm zusammen, und jetzt schien er bereit zu sein, seine Urgewalten freizulassen.
    Russo setzte sich auf den klapprigen Schreibtischstuhl, was angesichts seiner Größe und der Zerbrechlichkeit des alten Eichenstuhls kein ganz leichtes Unterfangen war, und zündete sich eine weitere Nazionali an. Gott, war er müde. Nur mit Mühe schleppte er sich

Weitere Kostenlose Bücher