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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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dort ein Fehler gemacht wurde. Ich vermute, dass bei der Grabung Teile verschiedener Tiere entdeckt wurden. Für mich«, sagte Joe und blickte entschuldigend zu Carter hinüber, »gibt es immer noch zu viele … wie sagt man … offene Fragen. Ich kann zum Beispiel bei Vögeln keinen Daumenansatz erkennen«, er hob seinen eigenen in die Höhe und wackelte damit, »wie wir es bei den Dinosauriern haben. Ich sehe die Ähnlichkeiten, ja, zwischen Vögeln und einer Linie der Dinosaurier …«
    »Den Theropoden?«, machte Katie sich wichtig.
    »Ja. Sie haben Ihrem Professor gut zugehört«, sagte Joe lächelnd, »doch selbst zu diesen Theropoden, den Fleischfressern, gibt es keine eindeutige Verbindung.« Er zuckte die Achseln. »Aber darum geht es schließlich in der Wissenschaft. Debatten, Diskussionen und Entdeckungen. Ich könnte mich irren und mein Freund Carter letztendlich recht behalten. Das ist möglich. Und da Sie in seinem Kurs sitzen und nicht in meinem, denke ich, dass Sie lieber mit seiner Sichtweise übereinstimmen sollten.«
    Es gab vereinzeltes Gelächter im Hörsaal, und Carter wollte schon nach vorn treten und wieder für Ruhe sorgen, als ein anderer Student fragte: »Herrscht unter europäischen Forschern Konsens in diesen ganzen Fragen? Unterscheidet sich die europäische Sichtweise von der amerikanischen? Was zum Beispiel denkt die italienische Wissenschaftsgemeinde?«
    »Sie wollen, dass ich für ganz Europa spreche, oder auch nur für Italien?«, fragte Joe mit großen Augen, und Carter sagte: »Mach ruhig. Soweit ich weiß, schneidet niemand mit, was du sagst. Die Bühne gehört dir.«
    Joe ging mehr in die Mitte, und Carter zog sich in den Schatten im Hintergrund zurück, was genau der Platz war, an dem er heute sein wollte. In der Nacht hatte er schlecht geschlafen, und selbst jetzt kehrten seine Gedanken immer wieder zu den Ereignissen rund um die Anlieferung des Fossils zurück.
    Als er endlich so weit gewesen war, seine eigenen Untersuchungen anzustellen, hatte Carter sich voller Energie in die Arbeit gestürzt. Er hatte die Ketten entfernt, die den Felsen auf der Plattform festhielten, und die breiten gelben Klebestreifen abgerissen, mit denen die Plastikplane befestigt war. Dann hatte er vorsichtig von oben nach unten die Plane selbst aufgeschnitten, so dass die Stücke sich vom Felsen lösten wie Blütenblätter, die sich weit öffneten und schließlich matt herunterhingen. Schließlich lagen die Plastikstreifen gleich einem Nest um den Stein herum. Der Felsen selbst war das reinste Wunder. Ein massiver unebener körniger Block, voller Furchen und Rillen, der überall glitzerte und aus einer Vielzahl unterschiedlichster Mineralien bestand. Geologie war noch nie Carters Stärke gewesen, aber selbst er konnte mit bloßem Auge erkennen, dass dieses besondere Exemplar ein sehr langes und ereignisreiches Leben hinter sich hatte. Jeder hätte es erkennen können.
    »In Italien ist die Regierung sehr knauserig, was die Bewilligung von Geldern angeht, so dass wir nur sehr schlecht Zugang zu moderner Technik haben. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass wir gerne
nachdenken
und mit
Theorien
arbeiten«, sagte Joe gerade. »Erst später versuchen wir, Beweise zu finden, die unsere Theorie belegen.«
    Die Studenten lachten erneut, und eine weitere Frage wurde gestellt. Erleichtert stellte Carter fest, dass Joe sich für die Aufgabe erwärmte. Er wusste, dass sein Freund ein guter Dozent war, und vermutete, dass er bei seinen eigenen Studenten in Rom ziemlich beliebt war.
    Aber an jenem ersten Abend im Labor hatte er wesentlich weniger Interesse und Begeisterung gezeigt, als Carter erwartet hätte. Vielleicht war die ganze Sache für ihn schlichtweg enttäuschend. Joe hatte sich zurückgehalten und nur gelegentlich einen Kommentar abgegeben oder eine Feststellung gemacht, während Carter auf dem Felsen herumgeklettert war wie ein Kind auf dem Baum. Einmal hatte er sich flach oben auf den Stein gelegt und versucht, sich vorzustellen, was in seinem Inneren versteinert worden war. Wie lag das Fossil? Welche Knochen waren noch erhalten? Was würden sie ihm möglicherweise über die Evolution und die prähistorische Welt verraten?
    »Du solltest vorsichtig sein. Immerhin liegst du auf einer tickenden Zeitbombe«, hatte Joe gesagt und ihn damit an die Kammern mit explosiven Gasen erinnert, die sie beide im Felsen eingeschlossen vermuteten.
    »Solange ich das verdammte Ding nicht punktiere, dürfte ich

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