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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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ersten Mal, musste eine wunderbare Sache sein. In Momenten wie diesen musste er eine ungeheure Hilfe sein. Aber das war etwas, das er in seinem Leben nie gekannt hatte, und er wusste, dass er es nie erleben würde. War es nicht Kardinal Newman gewesen, der gesagt hatte, wenn die Kirche dich mit sechs Jahren kriegt, hat sie dich für den Rest deines Lebens? Wenn das stimmte, war Carter außer Gefahr. Keine Kirche, egal welcher Richtung, hatte ihn bisher in die Finger bekommen.
    Der Priester las immer noch, in einem gleichmäßigen, wenn auch etwas hastigen Rhythmus. Erst jetzt bemerkte Carter die schwarze Limousine, die auf der anderen Seite der Böschung stand. Der Fahrer, ein stämmiger, älterer Mann, saß auf dem Vordersitz und blätterte in einer Zeitung. Weder diesen Mann noch den Wagen hatte Carter zuvor auf der Trauerfeier gesehen.
    »Erde zu Erde, Asche zu Asche …«, sagte der Priester, und diese Worte hatte selbst Carter schon oft gehört.
    Bills Mom sprach sie laut mit. Ihr Mann hatte seinen Arm schützend um ihre Schultern gelegt.
    »Staub zu Staub; in der sicheren Gewissheit …«
    Irgendwann auf dem Friedhof zu landen, dachte Carter. Aber wenn das ein Trost war …
    »… der Wiederauferstehung zum ewigen Leben.« Der Priester schloss das Buch und sagte: »Amen.«
    Die anderen murmelten ebenfalls »Amen«. Bills Mom stieß einen gedämpften Klagelaut aus, und ihr Mann drückte sie an sich. Jemand gab das Zeichen, und Stück für Stück wurde der Sarg in die Erde hinabgelassen. Unwillkürlich fühlte Carter sich an die Ausgrabungen in der Knochengrube auf Sizilien erinnert. Die Erde dort hatte ausgesehen wie hier, die Farbe von nassem Kaffeesatz, und am Boden, ebenfalls wie hier, lagen nur Knochen.
    Eine Minute später war alles vorbei. Die Trauergäste verabschiedeten sich voneinander und zerstreuten sich. Suzanne kam zu Carter herüber und sagte: »Sie können mit der Limousine zurück in die Stadt fahren, aber wir müssen zuerst zum Haus von Bills Eltern und sie dort rauslassen.«
    Es war Carter gar nicht in den Sinn gekommen, dass nicht jeder direkt zurück nach Manhattan fahren würde, und sein erster Gedanke war:
Wo bekomme ich ein Taxi her?
Innerhalb des Friedhofs war das natürlich unmöglich, und er hatte keine Ahnung, wo er sich eigentlich befand.
    »Ja, sicher«, murmelte er und überlegte immer noch, welche andere Möglichkeit er hatte. »Aber ich will die Familie wirklich nicht stören. Sie wollen jetzt sicherlich allein sein.« Er suchte bereits mit Blicken die übriggebliebenen Autos ab, um zu sehen, ob er vielleicht bei irgendwem mit zurück in die Stadt fahren könnte. Ein grauer Toyota fuhr gerade los, und der einzige Wagen, der noch übrig war, war der schwarze Lincoln. Ein junger Mann stand jetzt daneben. Es war der Typ von der Trauerfeier, der so aussah wie ein professioneller Trauergast, und er schaute sogar direkt in Carters Richtung.
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment«, sagte er zu Suzanne. Das war vielleicht seine letzte Chance. »Ich bin gleich wieder da.«
    Als Carter zum Lincoln hinüberging, riss der Trauergast die Augen auf. Vielleicht hatte das Bestattungsinstitut ihn als eine Art Kontrolleur geschickt, dachte Carter, nur für den Fall, dass bei der Beerdigung irgendetwas schiefging.
    »Gehören Sie zufällig zu O’Banion Brothers?«, fragte Carter.
    Der Mann machte ein ziemlich verwirrtes Gesicht. »Nein.«
    »Es ist nur so, ich brauche eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Manhattan, und ich wollte wissen, ob Sie vielleicht in die Richtung fahren.«
    Die Augen des Mannes leuchteten auf, als sei er gerade mit einem völlig unerwarteten Geschenk überrascht worden. »Ja! Aber natürlich! Ich kann Sie absetzen, wo immer Sie wollen.«
    »Danke.« Das war mehr, als Carter gehofft hatte. »Lassen Sie mich nur schnell Bills Familie Bescheid sagen, dass Sie mich mitnehmen.«
    Überaus erleichtert ging Carter zurück und erklärte es Suzanne, die ihrerseits ebenfalls erleichtert wirkte. Vielleicht hätte die Familie für die Extrafahrt mit der Limo zahlen müssen.
    Als er zum Lincoln zurückkehrte, bemerkte er in diskretem Abstand zwei Arbeiter mit Schaufeln. Totengräber, die darauf warteten, ihre Arbeit zu Ende zu bringen.
    »Ich bin Carter Cox«, sagte er und streckte dem Mann die Hand entgegen, der ihn in die Stadt mitnahm.
    »Ezra Metzger«, erwiderte dieser. Er deutete auf den Wagen. »Bitte.«
    Carter stieg auf der einen Seite ein, während Ezra zur anderen

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