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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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behauptete, das Fossil sei lebendig geworden.«
    Einen Moment lang blieb Ezras Gesicht ausdruckslos, dann röteten sich die Wangen, und er schlug mit der geballten Faust gegen die Innenseite der Autotür. »Ich wusste es.«
    Jetzt war die Reihe an Carter, überrascht zu sein. »Sie wussten es?«
    Ezra kritzelte etwas auf ein Stück Papier und reichte es Carter durch das Fenster. »Das ist meine Nummer, aber ich nehme nie ab. Rufen Sie an und hinterlassen Sie Ihre Nummer bei der Haushälterin.«
    Haushälterin?
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte Ezra, »viel länger.« Er lehnte sich zurück, den Blick geradeaus gerichtet. Im Verkehrsstrom tat sich eine Lücke auf, und der Wagen fuhr davon.
    Während Carter auf Grün wartete und den verschwindenden Rücklichtern des Lincoln nachsah, fiel sein Blick zufällig auf ein riesiges Schild auf dem schäbigen Grundstück hinter ihm. In großen Lettern stand darauf:
    HIER ENTSTEHT IN KÜRZE THE VILLAGER .
26 STOCKWERKE LUXUS -
GENOSSENSCHAFTSWOHNUNGEN .
    Und darunter, in ebenso großen Lettern:
    EIN PROJEKT DER METZGER COMPANY , INC .
    Warum klingelte es plötzlich bei ihm? Er brauchte einen Moment, um eins und eins zusammenzuzählen, aber hatte Ezra nicht gesagt, sein Familienname sei Metzger? Konnte es sein …?
    Die Ampel sprang um, und Carter überquerte die Straße. Mit wem genau hatte er gesprochen? Und noch wichtiger: Wie um alles in der Welt konnte Ezra Metzger, ja, er war sicher, dass das sein Name war, wie konnte er vorher, so wie er behauptete, von Russos wirrem Gerede über das lebendig gewordene Fossil gewusst haben?

21 . Kapitel
    Die Nacht wurde zu seinem Freund. Es war so viel einfacher, sich nachts durch die Straßen zu bewegen, im Schein der Lampen, die alles und jeden leicht unwirklich wirken ließen. Wie ein Nebelschleier konnte er sich zwischen den Menschen bewegen und unbemerkt ihre Tausende Gerüche, Stimmen und Gestalten in sich aufnehmen. Er konnte ihre Parfums einatmen, ihnen in die Augen blicken, sogar ihre Körper streifen, ihre Haut und die Beschaffenheit ihrer Kleider erspüren. Er ging dorthin, wo die Straßen voll waren, um die Luft einzuatmen, die sie ausatmeten, ihnen zuzuhören, wenn sie sprachen –
hundert verschiedene Zungen, die alle zur gleichen Zeit zu sprechen schienen
 – und die Geheimnisse ihrer Herzen und Seelen zu erforschen.
    Und darin lag, wie er spürte, wenig Überraschendes. Und ein gewisser Trost. Er hatte sich damals also doch nicht geirrt, vor so langer Zeit … und er irrte auch jetzt nicht.
    Aber alles andere hatte sich so sehr verändert.
    Er hatte bereits den Namen des Ortes erfahren, den er nun bewohnte, und er hatte herausgefunden, welche Rolle er in der gegenwärtigen Welt einnahm. Hätte der Ort seiner Rückkehr weiser ausgewählt worden sein können? Gab es irgendeine andere Stelle auf der Erde, wo er so leicht beginnen könnte? Das war keine göttliche Vorsehung, o nein, das ganz gewiss nicht, aber es kam dem sehr nahe. Etwas war in Bewegung gesetzt worden. Ein Plan, den selbst er, bei all seiner Weisheit und all seinem Wissen, nicht vollständig erfasste.
    Manche Straßen, gewisse Ecken kannte er inzwischen besser als andere, und oft ertappte er sich dabei, dass er immer wieder dorthin zurückkehrte. Gleich einem Wolf, der die Pfade verfolgt, auf denen er bereits erfolgreich gejagt hat. Wenn er aus der Dunkelheit seines Schlupfwinkels heraustrat, einem Ort aus zersplittertem Holz und zerbröckelnden Steinen, an dem er das leise Echo von Gebrechen und Krankheit vernahm, schritt er oft diese vertrauten Pfade entlang. Hier, zum Beispiel, war der Ort, zu dem der verbrannte Mann gebracht worden war … hier hatte er aus dem Schatten die lodernden Flammen beobachtet … und an dieser Stelle, die jetzt geschwärzt und verlassen dalag, war er auf die Welt zurückgekehrt. Hier gab es Antworten, o ja, so viel wusste er, aber er wusste noch nicht, in wessen Brust sich diese Antworten verborgen hielten.
    Er wollte es wissen. Es war seine ureigenste Bestimmung zu wissen.
    Im Lichtkreis, der von einer Straßenlaterne auf den nassen glänzenden Gehweg geworfen wurde, sah er jemanden auf und ab schreiten. Es war dieselbe Person, die er in jener Nacht getroffen hatte, als er aus dem Inferno getreten war. Diejenige, die ihm den roten Mantel gegeben hatte, den er noch immer trug.
    Als er sich näherte, blieb die Gestalt stehen und starrte ihn ehrfürchtig an. War es so offensichtlich, was er war? Das wollte er nicht. Er

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